KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

das Symbol der Seele und des lebendig war­men Lebens. Selbst heute soll man nach dem volkstümlichen Aberglauben am Christabend das Licht nicht auslöschen lassen, es muss sonst eines im Hause sterben — berichtet ein Satz in der Chemnitzer Rockenphilosophie bei Grimm: Mythologie Bd. III. S. 448, Nr. 421. Des­wegen wurde auch von den primitiven Völkern, — nicht in der älteren Steinzeit, sondern erst in der jüngeren Bronzezeit —, der Leichnam auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Man glaubte erstens, dass die aus der Erde gewonnene Flam­me dem Toten neue Lebenskraft schenkt. Wei­ter meinte man, dass man aus der Richtung des emporsteigenden Rauches etwas über das jenseitige Schicksal des Toten erfahren könnte, da doch nach dieser primitiven Seelenvorstel­lung die Seele aus dem Leichnam in der Ge­stalt eines Feuer- und Rauch-Phlogiston ent­weicht, währenddessen die Aschenreste der verbrannten Leiche in die Urne, d. h. in die „Ahnfrau" geborgen wurden. Daher wurde beim Eingang dieser uralten Gräber eine kleine Ver­tiefung in der Gestalt der „Ahnfrau" angebracht, die man sich nicht nur als einen erotisch-üppi­gen Frauenkörper vorgestellt hatte, sondern auch als eine Seele, da ja die „Venus" von Willen­dorf mit einem Netz ihr Gesicht verdeckt. Diese Gesichtsvermummung 1 weist, wie die Vogelmas­ke, auf den geisterhaften Charakter der Gestalt. Daher heisst aber diese in der Form der Ahnfrau dargestellte Feuerstelle beim Eingang der Gräber auch „Elbmühle", wobei der Name das Gespensterhafte ebenfalls zum Ausdruck bringt. Die „Elbmühlen" dienten ebenfalls zur Feuerquirlung, wie die Grube auf unserem Bil­de am achten Stein in Kivik. Dabei möge man es nicht übersehen, dass die beiden Männer bei der Feuererzeugung rund um eine in die Erde gebohrene Stange laufen mussten. Die Erzeu­gung des „Lebensfeuers" steht also seit Uran­fang naturgemäss mit dem Radbegriff, mit dem „Lebensrad" in Verbindung. Betrachten wir diese primitive Grube mit dem Feuerquirlungs­gerät, — und wir haben die älteste und natür­lichste Form des „Lebensrades"! Die verschie­densten Gespenstersagen verbinden, — wie das Märchen vom Gevatter Tod, — den Begriff des Menschenlebens mit dem Bilde der Flamme. 2 Auch nach christlicher Vorstellung bedeutet, die Kerze eines Menschen von der Stelle zu be­wegen, den Tod desselben, wie dies auch in den Apokalypsen (21—7) klar zum Vorschein kommt, wenn der Seher den Ephesern droht, dass Gott ihren Kandelaber von der Stelle be­wegen wird, wenn sie sich nicht bessern wol­len . . „movebo candelabrum tuum de loco suo, nisi poenitentiam egeris". . . Und auch das Bild auf dem achten Stein zu Kivik verbindet die Szene mit dem Rade, durch dessen Drehung das „Lebensfeuer" für den To­1 Vgl. Güntert, a. a. 0. Taiel 20, Abb. 45. 2 Vgl. GTT Bd. I. S. 109b und Bd. III. S. 119b. 45 ­ten erzeugt wird, die Auffassung von einer Iden­tität der Seele mit einer Feuererscheinung. Er­stens tanzt gleich neben der Feuerquirlungsgrube ein Weib in kultischer Tanzhaltung : es spreizt die Füsse auseinander und erhebt tanzend die Hand. Nach Güntert ist dieses Weib die im altertümlichen Begräbnisspiel durch eine Mit­spielerin, eine Tänzerin, personifizierte „Ahnfrau" der Sippe, deren Fruchtbarkeit nun nicht nur den lebenden, sondern auch den toten Mitgliedern der Sippe gerade durch diesen Zaubertanz ver­mittelt werden sollte. Drei Männer begleiten diesen „Fruchtbarkeitstanz" der „Ahnfrau" mit Musik und Schlagwerk. Zwei Männer blasen die altertümlichen Hörner, die Luren. Lurenpaare wurden in manchen alten Gräbern gefunden. 3 Sie sollen die Kraft der Sonne vermitteln, also Lebens­kraft. Denn nach der Auffassung der primitiven Völker erzeugt der Sonnenschein einen Ton, die Sonne tönt, wenn sie am Horizont über die Meeresfläche steigt. Es sagt ja auch Goethe : „Tönend wird für Geistesohren schon der neue Tag geboren, welch Getöse bringt das Licht". Und nach Tacitus sollen die Völker jenseits der Schweden gemeint haben, dass sie nach dem Auftauchen der Sonne aus dem Meere zugleich auch ihr Geräusch hören könnten, daher be­grüssten sie die aufgehende Sonne mit dem Ton der Luren. Nach einer anderen Auffassung hat man mit den Luren den Brunstruf ge­schlechtsstarker Tiere nachgeahmt, und geglaubt, dass dieser Ton die Fruchtbarkeit dieser Tiere auch für die Menschen vermitteln kann. Die Lurenbläser auf dem Bilde des achten Steins in Kivik spielen also darum zum Tanze der „Ahn­frau" auf. Vor ihnen steht ein Mann mit einem Tamburin, einer kleinen Trommel in der Hand. Er schlägt den Takt zu dem Tanze. Nun sehen wir im mittleren Bildstreifen des achten Steins in Kivik die „Ahnenseelen", die „Kuttenleute", um ein grosses Weihgefäss versammelt. Ihre Zahl hat sich schon — wie gesagt — auf neun erhöht, da sie die Seele des soeben Verstorbenen schon in ihren Reigen auf­genommen haben. Nach Güntert hat man in dem Weihgefäss die für die „Ahnenseelen" bestimm­ten Opfergaben ausgesetzt, — und nun waren es die Mitspieler, die nun an Stelle der „wirk­lichen" Ahnenseelen die ausgesetzten Speisen und Getränke verzehrt hatten. Sie spielten also die „wirklichen Ahnen", ja man glaubte, dass sich die „wirklichen Ahnenseelen" während des kultischen und ekstatischen Tanzes ihrer Gestalt und ihres Körpers bedienten, um mit ihnen zugleich auch selber der Opfergabe teilhaftig zu werden ! Die mit einer Vogelmaske vermummten Spieler der „Ahnenseelen" brachten sich also am Feuer und durch das Einatmen des Rauches in einen duseligen Zustand und — nun sollten die „wirklichen Ahnenseelen" ihren ekstatischen Körper zu ihrer Erscheinung benützen, um die 3 Vgl. z. B. in Daberkow, Pommern : Güntert, a. a. 0. Taiel 15, Nr. 35.

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