KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

- 41 terts werden diese Bilder eingehend beschrie­ben, und ich muss nur das Endergebnis seiner Forschungen wiederholen, indem ich hie und da etwas beifügen möchte, — wie ich diese Bilder sehe. Auf dem dritten Stein, der hier auf dem linken Streifen rechts zu sehen ist, sehen wir oben ein Wettlaufen von Pferden. Schon Taci­tus erzählt im 10. Kapitel der Germania (im Buch I.), dass sich die Germanen von den Ros­sen Rat holen, indem sie ihr Wiehern und Schnauben beobachten und sie auch vor einen „heiligen Wagen" einspannen . . . Nun wird hier auf unserem Bilde, am dritten Stein zu Kivik, ein Pferderennen und darunter sogar ein Zweikampf zwischen Pferden dargestellt. Wie Güntert nach­gewiesen hatte, waren Pferdekämpfe als Mittel zur Weissagung in Island noch sehr lange ein allge­meiner Brauch. 1 Und in der Mitte wird dieses Bild­chen durch zwei Zickzacklinien in zwei Teile gespalten. Nach Güntert sollen diese Linien das Meereswasser bedeuten, da ja die ganze Be­gräbnisfeier am Meeresstrand abgehalten wurde. Ich glaube, es ist das Wasser in dem Wasser­graben, der um den Grabeshügel lief. Man wollte aus der Weise, wie das Pferderennen und der Zweikampf ablief, auf das jenseitige Los der Seele des Verstorbenen und soeben Begrabenen schliessen. Dem Pferde wird ja vom einfachen Volke sogar heute noch eine weissa­gende Kraft zugeschrieben. 2 Dass es sich auch auf diesem dritten Stein in Kivik um eine Dar­stellung von magischen Zauberwirkungen der „mystischen Kraft des Bildes" handelt, beweist der Umstand, dass die beiden Zickzacklinien so nebeneinander laufen, als hätte der Stein­metz jedesmal die Rune „Ing", d. h. den quad­ratförmig verwandelten Kreis des „Weltlaufes", des „Lebensrades", auf diese Weise darstellen wollen. Und wenn er dies wirklich mit Absicht machte, so tat er es aus einem guten Grunde. Denn in dem Wettlauf der Pferde rund um das Grab am Meeresstrande oder am Wassergra­ben äussert sich ja eine Regelmässigkeit des Weltalls, welches sich um die Weltachse dreht und in welcher Drehung die ewigen Regeln der Urkräfte der Wiedergeburt in dem Jahreswel­lenschlag der Natur zur Geltung kommen ! Und nun der vierte Stein in Kivik ! Zwei Sonnenräder befinden sich hier, eingerahmt von denselben Zickzacklinien, welche das „Welt­wasser" darstellen wollen. Die erneuernde Kraft der Sonne soll nach der Absicht dieses Bil­des in das Wasser einkehren, wohin ja iq häufigsten Fällen auch der Tote kommen sollte, da ja die Wassergöttin Rän nach uraltem ger­manischem Glauben die Toten zu sich in ihr 4 Vgl. Güntert. a. a. 0. das Bild Tafel 12, Nr. 30. 2 Julius von Negelein, Das Pferd im Seelenglau­ben und Totenkult. Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde. Bd. XI. 1911, S. 406 ff., wo es gezeigt wird, dass das Pferd den Tod voraussagen kann und dass das „Totenpferd" ursprünglicher ist, als das „Todespferd" ; vgl. auch die Sagen vom „Schimmelreiter" 1 Wasserreich in der Tiefe des Meeres schleppt. Die Toten wurden ja auf einem „Totenschiff" der Macht des Meeres überlassen, indem man den Scheiterhaufen auf dem Schiffe in Brand steckte und so das Schiff seinem Schicksale überliess. Diese Sonnenradbilder sind es, aus denen das Hakenkreuz abgeleitet wird, und ich möchte noch auf zwei merkwürdige Umstände der Geschichte des Hakenkreuzes hinweisen. Derartige Radsysteme, wie sie auch auf diesem vierten und auch auf dem sechsten Stein zu Ki­vik dargestellt werden, sahen vielleicht die nordi­schen Völker sehr häufig auch auf dem Him­mel. Ich füge hier das Bild eines merkwürdi­gen Sonnenhofes, genannt mit einem Namen griechischen Ursprungs „Halo", bei und möchte auf die Möglichkeit hinweisen, dass die Sonne von den Urvölkern deswegen als ein Rad oder Abb. 7. Eine Halo-Erscheinung am 3. Februar 1929 in Kalocsa (Ungarn). Nach einer Aquarellskizze von Karl Rökk. 3 Radsystem charakterisiert wurde, weil man ja dieses „Radsystem" besonders in der Nähe des Nord- oder Südpols sehr häufig sehen kann. Aus dieser Erscheinung eines Radsystems im Äther könnte man auch den Begriff des „Lebens­randes" und des „Weltallrades" ableiten. Aber das Hakenkreuz ist sehr nahe auch mit dem Bilde der „Zwillingsbrüder" verwandt, deren Glaube indogermanischen Ursprungs ist (Castor und Pollux ; nach Tacitus bei den Germanen : Alkis), und die auch auf den Bilderstreifen der goldenen Hörner aus Gallehus mit dem Nabel im Mittelpunkt quer übereinander gezeichnet wurden, sodass aus ihren nach oben und nach unten gestreckten Händen das Sonnenbild des 4 Vgl. aus der Reihe „A természet világa", Bd. 11. „A légkör". Bp. 1939. Ausgabe „Természettudományi Tár­sulat", zwischen S. 184—185, Taf. XI.

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