KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

die germanische Urreligion samt den übrigen allgemeinen Religionselementen mit allen übri­gen primitiven Religionen der Menschheit ge­meinsam verbreitet. Daher wird die Göttertrias auch in der eddischen Dichtung öfters ausdrück­lich erwähnt. Im sechsten Kapitel der Jüngeren Edda 1 sind Odin, Wili und We die drei Söhne des Borr und der Riesentochter Bestia, und zu­gleich auch Enkel jenes „ersten Menschen, des Buri (gleichbedeutend mit Mannus, der bei Ta­citus ebenfalls „erdgeboren" genannt wird), den die aus den Schweisstropfen des Reifriesen, Ymir, entstandene Kuh, Audhumla, aus den salzigen Reifsteinen „herausleckt". Odin, der „Speergott" , ist der „Weise", der „Seher", — sein Name steht vielleicht mit dem lateinischen „video" und dem griechischen elöov, olöa im Zusammenhange, — er vertritt also die Gedan­kenwelt des göttlichen Ichs. Die beiden ande­ren Götternamen dieser erd- und menschenge­bornen Göttertrias dürfte man durch eine viel­leicht laienhafte Etymologie mit dem heutigen „Willen" und dem „Weh" identifizieren, wobei der letztere Name dem vorher schon erwähn­ten „Gefühlsgott" zufiele und eine eigenartige weltanschauliche Schattierung bekommen wür­de ; denn alle Gefühle, sogar die freudenerre­genden, sind nach dieser Auffassung mit irgend­einem mehr oder minder starken Leiden, einem „Wehgefühl" verbunden ... Noch interessanter ist eine andere Stelle der Jüngeren Edda, in welcher ebenfalls jener Urglaube an eine Göttertrias zum Ausdruck kommt. 2 In „Gylfis Betörung" gelangt der König Gylfi, der auf die Wanderung aus­zieht, um die Geheimnisse der Götter zu erfah­ren, und sich daher den „Wanderer", „Gang­leri", nennt, zu einer wundervoll märchenhaf­ten Zauberburg. Der Torhüter spielte mit Hand­messern, sodass immer sieben gleichzeitig in der Luft flogen, während er eins — scheinbar — immer in der Hand hielt (es ist dies dann dass achte Messer und der ganze Zug wird wahrscheinlich irgendeine mystische Deutung verlangen !); er führte den „Wanderer" vor drei übereinander gebaute Hochsitze oder Thro­ne, auf welchen je ein königlicher Mann sass. Der unterste Sitz gehörte dem „Hohen" „Hä" (er heisst Hä), dem auch die Sprüche der „Hä­vamäl" zugeeignet werden, der also mit Wo­dan, Odin identisch ist. Am nächsthöchsten Sit­ze sass eine Gottesgestalt, genannt „Jafnhä", d. h. „Ebenhoch". Wie ich es durch Motiv­vergleich ermitteln konnte, ist dieser mit Thor identisch. Den obersten Sitz nimmt „Thridi", der „Dritte" ein. Er ist der höchste Gott, der Va­nengott Freir, der Fruchtbarkeitsgott. Aber die Jüngere Edda verleiht diesen drei Gottheits­Ichen nicht die drei späteren Götternamen. Sie bleiben im Laufe des ganzen Gesprächs mit Gylfi : der Gott „Hoch", „Gleichhoch" und „Dritt", während es dann am Schlüsse dieses weltan­1 Vgl. die deutsche Ausgabe der Jüng. Edda a. a. 0. S. 54. 2 Vgl. Jüngere Edda, a. a. 0. S. 49—51 und 116. schaulichen Dialogs zwischen der Götterdreiheit und dem „Wanderer" ausdrücklich betont wird, dass die Asen die Erzählungen von Hoch, Gleich­hoch und Dritt gehört hatten, denselben Per­sonen, die in diesen Geschichten vorkamen, dieselben Namen gaben, damit es die Leute sehen sollen, dass es „dieselben Ansen" seien, über welche Hoch, Gleichhoch und Dritt spra­chen. Also diese Urgöttertrias steht sogar über den Asen, welche sich nach den von den „drei Hochsitzen" verkündeten Ideen richten ! Den höchsten Sitz nehmen die „Vanen­götter" ein, sie sind die Vergötterung des Un­greifbaren, des Irrationellen, der mythischen Kraft der Instinkte, der Gefühle. Der „Wahn" überrascht die menschliche Seele, wie die Wa­nen nach den eddischen Erzählungen Asgard, den Hochsitz der Asen, überfielen ; so urplötz­lich, wie der Wind (daher ist auch einer der ältersten Wanengötter : Njördh, der Windgott !). Die Wanen sind aber auch die ältesten Götter der Germanen und das Symbol des Wanen­gottes katexochen, d. h. des Fruchtbarkeitsgot­tes Freyr, der zugleich auch mit Balder iden­tisch war (Balder —Freyr: „Herr"), war der „ko­nische Kegel", das „phallische Zeichen", ein „ingens priapus", ein „Menhir", der ganz so, wie auf dem ersten Bilde zu Kivik, von der Erde auf den Himmel weist und den Gott Yngvi­Freyr, d. h. den „Herrn der Ingaevonen", be­deutet. Der Gott der Ingaevonen war aber Ti­waz, der urgermanische Hauptgott und Sonnen­gott, sodass man nunmehr leicht feststellen kann, dass Freyr und Tiwaz (vgl. „deus", „di­vus") eigentlich eine und dieselbe göttliche Per­son sind 1 Die „Himmelsschlüssel-Blume" heisst aber nordisch „Balders brä", d. h. Balders Braue und ist mit der Hundskamille, lateinisch „oculus solis" und englisch „daisy" (days eye „Tages-Auge"), identisch und die gelbe Blüten­scheibe soll die Sonnenscheibe bedeuten, die weissen Blütenblätter die Strahlen der Sonne... Es ist also auch Balder, der „Herr", d. h. der „phallische Kegelgott" ebenso mit dem Sonnen­gott gleichzustellen, wie auch der Axt- und Speergott zugleich auch „Sonnengötter" sind. Unsere „Göttertrias" also, welche auf diesem ersten Stein in Kivik durch einen Kegel, durch Speerspitzen und Äxte angedeutet wird, ent­stand ebenso aus dem einen einzigen urgermani­schen Hauptgott, wie sich in einem anderen Falle in den eddischen Schöpfungsstrophen (vgl. Edda, II. Bd. Götterdichtung, übertr. v. Felix Genzmer. Jena, Diederichs, 1932, S. 76) die Dreihet Wo­dan-Lodhur-Hoeni aus einem einzigen Gott ent­wickelt. Ein „Menhir", der „konische Kegel", das Attribut des „Fruchtbarkeitsgottes" — also wohl­gemerkt ein gleichschenkliges Dreieck oder auch ein gleichseitiges Dreieck ! — verbindet also den Sonnengott-Allvater mit seiner „Ehegattin", der „Mutter Erde". 8 Es ist dies das Symbol für 3 Vgl. Jüng. Edda, a. a. 0. S. 57.

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