KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

die Sehnsucht des „Göttlichen", sich in der Schöpfung zu verwirklichen. Und es ist zugleich auch das Bild für die Sehnsucht der Materie, des Irdischen, sich im Göttlichen, im Unbegreif­lichen, zu verherrlichen. Der Menhir ist also, sowie auch der Kegel, auf unserem ersten Stein­bilde in Kivik, ein symbolisches Bild für die „himmlische" und „irdische" Liebe zugleich. Denselben Gedanken bringt ja auch heute der Turm einer Kirche zum Ausdruck. Ja sogar heute wird ein „Obelisk", der Farbe nach schwarz oder rot, über die Gräber gestellt. Die­se „modernen Menhire" sollen symbolisch den Weg für die Seele in den Himmel bahnen ! Güntert teilt in seinem zitierten Werk' ein Bild auf einer Gefässscherbe aus Sopron (Oedenburg) mit, auf welcher ein derartiges „phallisches Ke­gelzeichen", wie ein ägyptischer Obelisk (bei den Ägyptern bedeutete der Obelisk dasselbe !) auf einem von zwei Pferden gezogenen Wagen ebenfalls in einem Festzug umhergetragen wird (illyrischer Fund aus der Hallstadtzeit), wie auch auf dem Heidelberger Sommertagszug aus grü­nem Laub und Stroh geformt ein ähnliches Ge­bilde feierlich mitgeschleppt wird, und wie auf Reihe von männlichen Gestalten, die alle der Reihe nach in einem Tanzrhythmus von rechts nach links vorwärtsschreiten. Sie sind alle mit einem grossen Geschlechtsteil gezeichnet. In der ersten Reihe wird eine kegelförmige, grosse Ge­stalt — wahrscheinlich aus Stroh — mitgeführt. Auch diese wird durch einen „ingens priapus" gekennzeichnet und durch etwas, wie ein Schweif, den der gleich darnach folgende Teil­nehmer in der Hand hält (Vielleicht ist es eine Vogelmaske ?). Am Ende des Zuges bringt man schon die grosse Sonnenscheibe, ein Sonnenrad — wahrscheinlich ebenfalls aus Stroh, — denn auch heute pflegt man ja mancherorts gelegent­lich der Sonnwendfeier ein brennendes Sonnen­rad von einer hervorstehenden Felsenklippe in das tiefe Tal zu rollen ! Es soll dadurch die Kraft der Sonne, d. h. des Sonnengottes, ver­mehrt werden, der zugleich auch mit dem Frucht­barkeitsgott identisch ist. Denn der „Maibaum" , den man bei der Wiedergeburt der Natur um­herträgt, sowie auch die in der Form einer ke­gelförmigen, strohernen, hölzernen oder laub­geschmückten Puppe umhergetragene Winter­oder Todesgestalt, wie sie von Grimm in seiner Abb. 4. Herumführen des Winters ? Fi einem Sarkophag von Hagia Triada Frauen dar­gestellt werden, die in Gefässen ihre Opferga­ben zu einem altarähnlichen Gestell herbeibrin­gen und in ein grosses Gefäss schütten, wel­ches zwischen zwei laubgeschmückten koni­schen Kegeln steht, auf deren Spitzen obendrein noch je ein Doppelbeil und eine daraufsitzende Taube sichtbar sind. Dass es sich hier im letzte­ren Falle um ein „Fruchtbarkeitsopfer", um ei­nen von Frauen ausgeführten Fruchtbarkeitsritus handelt, darüber kann wohl nicht der mindeste Zweifel sein. Zu dieser „ Wanenverehrung" der fälischen oder dalischen Rasse, zu diesem festlichen Fruchtbarkeitsritus, in dessen Rahmen ein „phal­lischer und konischer Kegel umhergetragen wird, kann auch der Ritus des „Todaustragens", das „Herumführen des Winters", gerechnet wer­den, wie dies eine Felszeichnung von Ekenby bei Norrköping schildert. Ich füge hier das Bild nach dem schon erwähnten Werke von Fried­rich von der Leyen bei." Wir sehen hier eine 1 Vgl. Güntert, a. a. 0. Tafel 7, Abb. 16 und Ta­fel 8, Abb. 17. weiter Tafel 10. Abb. 20. ä Vgl. Fr. v. d. Leyen : Die Götter der Germanen. München 1938, S. 45 und Tafel V. Fig. 13. seichnung von Ekenby bei Norrköping. 3 Mythologie Bd. II, S. 638—644 im Zusammen­hang mit dem Volksbrauch des Todaustragens beschrieben wird, 4 sind beiderseits spätere Um­gestaltungen des Kegels, des Kultsymbols der Fruchtbarkeitsgottheit. Diese wurde also vorerst als ein „Gefühls­gott" aufgefasst, als eine Sehnsucht nach Schöp­fung, nach Wiedergeburt und Zeugung. Würde man die von mir gegebene Erklärung der Göt­tertrias bezweifeln wollen, so möge man nur die Abenteuer Thors bei Utgard-Loki in der Jün­geren Edda' 1 von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet durchlesen. Da geht der „Tatengott" mit dem dahinfliegenden „Gedanken", mit „Hu­gi", 6 dann mit dem Lauffeuer in einen Wett­kampf ein. Endlich muss er mit der alten Fu­rie, mit Elli, dem „Alter", ringen, und wird we­der von der Midgardschlange, noch vom Alter selbst besiegt. Sogar der Verfasser der Jüngeren 3 Nach Fr. v. der Leyen, Die Götter der Germanen. München 1938 S. 45, Taf. V. 13. 4 Vgl. auch die Mythologie von Mogh, Göschen Nr. 15, S. 17 und 106. 6 Vgl. die erwähnte Ausgabe der Jüngeren Edda, a. a. 0. S. 96 ff. 6 Vgl. Heinr. v. Melk ; dieses Wort im Titel : Des todes gehugede.

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