KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

auf dem ersten Steine des Kivikgrabes, werden die Göttersymbole durch ein „magisches Vier­eck" miteinander vereinigt. Es ist mir hier zwar unmöglich diese Frage eingehend, ausführlich und beruhigend zu erörtern, aber ich möchte bei dieser Gelegenheit betonen, dass fast alle „Religionsgeschichten" und „Mythologien" von einem falschen Vorurteil ausgehen, wenn sie annehmen, dass ein „Präanimismus" oder eine „Mehrheit der Götter", eine Reihe von Personi­fikationen der Naturkräfte die ursprünglichste Religion der Menschheit sei. Seitdem Codring­ton bei den Melanesiern, bei diesen primitiv­sten Menschen der Erde, das „Mana ", ihren einen und einzigen Gott, den sie verehren, ent­deckt hatte, steht die modernste vergleichende Religionswissenschaft auf dem Standpunkte, dass die ältesten Urvölker, die Bewohner der Höh­len der Steinzeit, die primitivsten Volkschaften auf entlegensten Erdteilen immer nur an einen einzigen Gott glaubten. Es ist ganz falsch zu behaupten, dass die ältesten Völker und die Höhlenbewohner zu keiner Abstraktion fähig gewesen wären, somit also auch an keinen „einzigen Gott" glauben und diesen auch nicht durch Symbole darstellen konnten. Da haben wir aus einer Zeit, als noch llion nicht zerstört wurde, als noch kein „römisches Weltreich" existierte, in dem Grabe zu Kivik, eine Reihe von Steinzeichnungen, welche schon ein sehr reich ausgebildetes Abstraktionsvermögen des Zeichners als unmittelbare Vorbedingung an­zunehmen erlauben. Der Glaube an die mysti­sche Kraft des Bildes zwang den Darsteller die­ser Bilder, die Göttersymbole in einem Grabe abzubilden,da nach seinem primitiven Glauben diese Symbole die „drei Kräfte" der Gottheit dem Toten vermitteln. Und diese „drei Sym­bole" des Speergottes, des Axtgottes und des phallischen Fruchtbarkeitsgottes stellte er auf ein Schiff. Es ist das Wunderschiff, welches die Jüngere Edda Kap. 43 erwähnt, 1 oder es ist das „Totenschiff", auf welches auch die Leiche des ältesten Wanengottes Balder, des Odins­sohnes, gelegt wird. Es ist aber auch leicht möglich, dass der Zeichner mit diesem Schiffs­bild jenes „geräderte Schiff" der Göttin Erde, der „Mutter Erde", meinte, welches noch nach dem Bericht der Gesta Abbatum Trudonensium i. J. 1133 von Inda bei Aachen über Maastricht nach Tongern und Looz über Land auf Rädern gezogen wurde. Nach dem Zeugnis dieser bel­gischen Klosterchronik war dieser Zug ein „Fruchtbarkeitsritus", verbunden mit ausgelas­senen Tänzen und „unkeuschen", heidnischen Bräuchen. Auf dem Gardasee und am Comosee wird heute noch das Allerheiligste gelegentlich der Fronleichnamsprozession auf einem Bretter­gestell über See getragen. Zwei Barken oder Käh­ne werden durch zwei Bretterbrücken verbunden und in der Mitte, zwischen den beiden Kähnen, 1 Vgl. Die Jüngere Edda, verdeutscht von Gustav Neckel und Felix Niedner. Jena, Diederichs, 1925, Thüle Nr. 20, S. 90. wird das Sakrament aufgestellt. Ich glaube, man hat auch jene „drei Göttersymbole" auf ein solches Gestell zwischen zwei Schifflein aufgestellt und die Begräbnisprozession über Wasser, über die Meeresbucht, durch dieses festlich mit den Göt­tersymbolen geschmückte Schifflein eröffnen lassen. Es schwamm dann wahrscheinlich dem eigentlichen „Totenschiff" voran, auf welchem der Tote lag. Die Göttersymbole, welche man der „Totenprozession" über Wasser oder um den rundförmigen Grabeshügel vorantrug, sollte nun auf einer Steinplatte des Grabes eingraviert dem Toten das „neue Leben", die „Auferste­hung", das „ewige Leben" im Jenseits usw. vermitteln. Aber die „drei Götter" waren „ein einzi­ger Gott" in seinen „drei Tätigkeiten", in sei­nen drei sichtbaren Offenbarungen und irdischen Äusserungen aufgefasst. Denn der ursprüng­lichste Glaube ist der Glaube an einen einzi­gen Gott, den man aber nach der Analogie der menschlichen Seele vom Standpunkte seiner „drei Seelenkräfte" aus betrachtet, symbolisiert und später dann auch in drei göttlichen Perso­nen abgegrenzt hatte. Denn es herrschten bei den primitivsten Völkern allgemein zwei Sätze. Nach dem einen Satz ist der Mensch Gottes Ebenbild. Wenn dies verkündet wurde, da dachte man vor allem an die Gedankenwelt, Willenswelt und Gefühlswelt der menschlichen Seele, — welche nun alle drei zugleich ein „Ebenbild" des einen einzigen Gottes sind, der sich dem menschlichen Denkvermögen als die höchste Wahrheit, dem menschlichen Willen als das höchste Gute, und der himmlischen Sehnsucht des Menschen, der menschlichen Ge­fühlswelt, als die höchste Schönheit offenbart. Dieser Urglaube der Menschheit an einen ein­zigen Gott und an die mystische Kraft des „Gottesbildes" in der menschlichen Seele, so­wie in den „drei Seelenkräften", gehört zur „Uroffenbarung" der Menschheit und ist die Quelle des Monotheismus, währenddessen nach einem zweiten, ebenfalls sehr verbreiteten reli­gionsgeschichtlichen Satz anderseits von vielen Völkern diese Regel aufgestellt wird : Gott ist des Menschen Ebenbild. Und dieser zweite Satz, der sich bei manchen Völkern, sowie auch bei sämtlichen Indogermanen und bei den Germa­nen aus dem ersten Satz entwickelte, führte vielleicht schon in vorgeschichtlicher Zeit zum Polytheismus. Nach dem ersten Satz ist die Menschenseele durch die „mystische Kraft des Bildes" der Besitz der Gottheit, während nach dem zweiten Satze der eine, einzige Gott in seinen „drei Erscheinungsmöglichkeiten" zum Besitz des Menschen wurde und anthropomorph aufgefasst werden musste. Ich halte es für eine selbstverständliche Tatsache, dass diese von mir skizzierte Auffassung über Monotheismus, im Gegensatze zum Polytheismus, schon eine allgemein menschliche Vorausahnung der christ­lichen Trinitätslehre des Mittelalters ist. Die Lehre von einer Göttertrias hat auch

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