KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

- 28 ­Menhir in einem Viereck auf einer für die Prozession vorbereiteten Tragbahre oderauf einem „Pro­zessionsschiff", d. h. „Gott" die Weisheit, der Wille und das Gefühl. Rechts : Stein 3. Pferderen­nen und Pferdekampf am „Wassergraben", der rund ums Grab läuft. Mitte : Stein 4. Sonnenräder. 1 eine kulturelle und politische Hegemonie über Europa er­langen sollten, ohne die eigene nationale Freiheit und die eigenen Kulturwerte aufopfern, einbüssen zu müssen. Auch im Leben der germanischen Völker trat eine Gährung ein, welche dann zur völligen Einführung und Befestigung des Christentums führte. Die Grundlagen des gesamten Menschentums änderten sich und gleiche Ur­sachen hatten in Italien ebenso, wie in Germanien, die gleichen Folgen. Die Verwilderung des Lebens während der römischen Kaiserzeit und das aussichtslose Ringen des Germanentums um die völkische Einheit, während­dessen das für unerschütterlich gehaltene Rom keinen Schutz gewährte, all dies musste zu einer neuen Zeit führen. Es wäre aber sicherlich falsch, behaupten zu wol­len, dass mit dem Eintreten der christlichen Kulturepoche die Werte der heidnisch-germanischen Literatur gänzlich verloren gegangen wären, und der Vergessenheit anheim­fielen. Ja, gerade die Werke der althochdeutschen Lite­ratur legen dafür Zeugnis ab, dass die christliche Kultur auf deutschem Boden, in deutschen Klöstern, von deut­schen Mönchen gepflegt, nach germanischem Vorbilde sy­stematisiert wurde, und gerade in ihrer mönchischen Ziel­setzung germanische Färbung erhielt. Die Germanen waren nicht das einzige Volk in Eu­ropa, welches mit der Aufnahme des Christentums die Pfle­ge der alten heidnischen Kultur unverzüglich aufgeben musste. Und jene Herrscher, welche sich um die Christi­anisierung ihres Volkes bemühten, haben nicht nur im Kreise der germanischen Völker kein Mittel unversucht gelassen, die Leitung der kulturellen Umwälzung ihres Vaterlandes auch mit der Macht der Waffen an sich zu reissen. Die katholische Kirche bedeutete zur Zeit von Theodorich dem Grossen bis hinauf zu Karl dem Grossen schon die europäische Kultur und die vom römischen Standpunkte aus „barbarisch" genannten Völker haben ihre weltgeschichtliche Rolle bald ausgespielt, wenn sie sich nicht an diese neue Kulturgemeinschaft anschliessen woll­ten. Das beste Beispiel dafür liefert das ungarische Do­naubecken, wo vor und nach den Hunnen, bis auf die Ungarn hinauf, kein einziges Volk einen festen Fuss fas­sen konnte, ausser den Ungarn, die von ihrem ersten Kö­nig, Stephan dem Heiligen, dem Christentume zugeführt wurden. Eine „Literatur" gab es in dem heutigen Sinne bei den „barbarischen" Völkern vor der Aufnahme des Christentums nicht, da ja die heidnischen Lieder nicht schriftlich verbreitet wurden. Die ersten Aufzeichnungen sind Mönchen zu verdanken, die nach dem Gedächtnisse 1 Vgl. Güntert, Altgerman. Glaube. Heidelberg 1927, S. 4, Abb. Nr. 13, Taf. 7; S. 8-9, Abb. 26, Taf. 11 ; S. 8, Abb. 22, Taf. 10. des römischen Kaisertums so stark fest, dass er gar nicht daran dachte, sie zu verdrängen oder zu vernichten, son­dern blieb nur der König seines eigenen Volkes, das er in strenger Absonderung vom römischen Volke fernhielt, um seine Rassenreinheit vor jeder Mischung zu schonen. Seine arianische Religion aber, welche sich der „letzten Einheit" in einer besonderen Form widersetzte, machte ihn unfähig, den römischen All-Gedanken mit seiner ger­manischen, universalen Lebensbejahung zu vereinigen. Sein Gegner, der Franke Chlodowech hat aber das „Zeichen der Jahrhunderte" entdeckt, er bemerkte gar zu bald, dass zu seiner Zeit schon der Papst das Erbe der verschwundenen römischen Kaisermacht, die altrömische Kultur, der er schon einen christlichen Grundcharakter schenkte, längst übernommen hat. So wie sich das römische Imperium berufen fühlte, den europäischen Völkern die Kultur, den Wohlstand, ein irdisches Glück zu bringen, so wurde das zu einer Ziel­setzung, welche ein jeder erbte, der die Macht in Rom an sich riss. Es war eine natürliche geschichtliche Ent­wicklung, dass einstweilen auch die weltliche, die poli­tische Macht in die Hände der Päpste fiel. Die politischen Führer Italiens versagten. Erst war der Papst noch auf das Protektorat des Arianers, des ostgotischen Theodorich des Grossen angewiesen. Aber das Arianertum, ein Kind des Orients, blieb trotzdem immer orientalisch und konnte im Westen kein dauerndes Leben fristen. Die Lehre des Arius leugnete die Wesensgleichheit Christi und Gott Va­ters. Und alles, was nicht einen All-Gedanken verkündete, widersetzte sich jenem All-Gedanken, den Europa als ein Erbe Roms bewahrte. Vor allem wehrte sich dagegen derjenige, dem das Amt zufiel, den alten Glauben in seiner ursprünglichen Wahrheit und Echtheit zu verteidigen. Das neue Menschheitsideal des Christentums, das nicht erst jetzt erfunden werden musste, gelangte zu einer Reife von ungeahnter Spannkraft. Was den weltlichen Fürsten Europas mit Waffen nicht gelang, das einstürzen­de Weltgebäude des Imperium Romanum noch eine Weile vor dem Untergang zu retten und alle Völker, besonders die neuen Ankömmlinge, die Germanen, in jenem Ziele zu vereinigen, dass eine neue Kultur Europas statt der alten erstehe, gestützt auf das Germanentum und auf die frische Lebenskraft seiner Völker, — dies schien jetzt die römische Kirche auf dem Gebiete des Geistes, der Religion, verwirklichen zu wollen. Bei der Bekehrung der Germanen handelte es sich nicht nur um das Seelenheil des Einzelnen, was im Sinne der Kirche ein Ziel ersten Ranges war, sondern es war nicht minder wichtig, für die kommenden Jahrhunderte der neuen europäischen Kultur eine sichere Basis zu schaffen, indem die neuen Völker Europas von einem einheitlichen Geiste durchdrungen

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