KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Vorwort

Interessenkreise konnte nur in deutscher Spra­che seinen Zweck erfüllen, während die unga­rische Einleitung nur eine verkürzte Zusammen­fassung der Forschungsergebnisse bietet und erst im dritten Band zu einer regelrechten wis­senschaftlichen Abhandlung erweitert wurde. Und doch bin ich gezwungen, auch in die­sem zweiten Band noch einmal in die Vorge­schichte der Totentänze zurückzugreifen ! Und dies tue ich aus zwei Gründen. Erstens habe ich im ersten Bande meiner GTT die Motive, welche in der Vortotentanzzeit auf den eigent­lichen Totentanz vorbereitet hatten, nur rein an sich betrachtet und nicht aus dem Standpunkte der Entstehung der Totentänze. Ich habe z. B. die Geschichte der Everymanmotive oder der Totendarstellungen schon im ersten Bande un­tersucht, aber nicht mit dem Auge des mittel­alterlichen Schriftstellers oder Künstlers, der einen Totentanz zu schaffen im Begriffe ist. In dem vorliegenden zweiten Bande spreche ich also nochmals über die Everymanmotive, über die mittelalterliche Todesgestalt, über die Toten­darstellungen und über die Alterkationen, weil ich nun zeigen will, wie aus den im ersten Band besprochenen Motiven der Totentanz entstehen konnte und was die Ursache seiner Entstehung sein musste. Ich bespreche nun also in diesem zweiten Bande alle jene Fragen, welche ich noch im Jahre 1926 in der ungari­schen wissenschaftlichen Zeitschrift „ Egyetemes Philologiai Közlöny" (Heft 4—10) in einer un­garisch geschriebenen, aber auch mit einem deutschen Auszug versehenen Abhandlung er­örtert hatte. Herr Prof. Dr. Johann Koszó war sei­nerzeit einer der ersten unter den Vertretern der Germanistik in Ungarn, der die Tragkraft meiner Forschungsergebnisse erkannt hat, und mir da­durch zu Hilfe kam, dass er die Tore der sei­nerzeit von ihm redigierten, höchst wertvollen und hochgeschätzten ungarischen wissenschaft­lichen Zeitschrift „Egyetemes Philologiai Köz­löny" öffnete und so mich durch diesen Zugang zum gelehrten Leserkreis dieser Zeitschrift be­ehrt hatte. Bei dieser Gelegenheit bringe ich dem Herrn Prof. Dr. J. Koszó meine innigste Danksagung mit dem Gefühle tiefster Ergebung zum Ausdruck ! Im zweiten Teil des ersten Bandes meiner GTT habe ich schon einzelne Grundtypen je­ner Legenden besprochen oder einfach mitge­teilt und abdrucken lassen, aus denen ich nun in diesem zweiten Bande die „Gesamtlegende" entwickeln lasse, — welche dann uns letzten Endes zum Todes- und Toten-Tanz führen soll. Es sind also im dritten Teil des ersten Bandes meiner GTT die dort mitgeteilten Texte und die über sie handelnden Kapitel nicht als einfache „Exkurse" zu betrachten, sondern man möge diese Kapitel und die Texte als eine „Entsvicklungsreihe" auffassen, welche uns stu­fenweise dem eigentlichen Totentanz näher bringt, wie ja auch die auf den acht Tafeln des ersten Bandes mitgeteilten Bilder gleich­13 ­sam „Entwicklungsreihen" sind 1 Wenn ich also nun in dem zweiten Bande noch einmal auf einzelne schon im ersten Band besprochene Motive zurückgreife, so geschieht dies aus dem Grunde, weil ich nun die dort in die Hand genommenen Fäden der Entwicklungsreihen hier weiterflechten möchte. Aber ich möchte auch noch auf eine an­dere Ursache meines Verfahrens aufmerksam machen. Man möge es mir nicht übelnehmen, dass sich meine Ansichten über einzelne Er­scheinungen der Vortotentanzzeit, und auch der Totentanzliteratur und -Kunst selbst, im Laufe meiner Forschungsarbeiten, die ich seit der Erscheinung des ersten Bandes, also seit 1936 unternahm, modifizierten — ich betrat ja im nächsten Jahre gleich eine grosse For­schungsreise 1 — Besonders was die richtige Interpretation jener Gesamtlegendenbilder an­betrifft, welche ich gezwungen war, schon im ersten Bande zu erwähnen, musste ich einiges hier im vorliegenden Bande korrigieren. An entsprechender Stelle werde ich dies jedesmal (mit genauer Angabe der Seitenzahl im ersten Bande) vermerken, sodass sich der Werte Le­ser auch selber überzeugen kann, dass es sich nicht um wesentliche Änderungen handelt, son­dern eher nur um Ergänzungen. Denn sogar in den letzten Jahren meiner Forschung ge­langte ich in den Besitz wichtiger neuer Bei­träge, Belege und Angaben und ich muss auch bei dieser Gelegenheit betonen, dass jenes von mir schon i. J. 1925 aufgestellte historische System der Geschichte der Totentänze bis heute fest besteht und von keiner einzigen neuen, seitdem erworbenen Angabe umgeworfen, — nur höchstens ergänzt oder erweitert wurde 1 Ich gebe zu, dass ich mir in meinen To­tentanzforschungen ein festes, historisches Sy­stem entwickelt hatte ! Aber dieses System ist nicht mit einer „vorgefassten Absicht" entstan­den. Ich sammelte einfach Jahre hindurch die entsprechenden Angaben, betrachtete sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge und die Texte, so­wie die Bilder verrieten von selber die Regel, nach welcher sie in ein System zusammengefasst werden konnten. Dass es überhaupt eine „Ge­samtlegende" gibt, dies wurde ich gewahr, nachdem ich schon eine Reihe von Bildern und Texten in der Hand hatte, welche immer wieder nur dieses kleine Etwas verrieten, das die von ihnen gebrachte Legendengeschichte zu einer „Gesamtlegende" machte. Dass der Todes-Tanz aus der Todeslegendenform, der Toten-Tanz aus der Totenlegendenform, und der „Toten-Todes"-Tanz, d. h. der Todtentanz aus einer Mischform der „Gesamtlegende" ent­stand, stellte ich erst fest, als ich sämtliche Varianten der Gesamtlegende mit sämtlichen Varianten der Totentanzliteratur zwischen 1350 und 1500 verglichen hatte. Dass es einen To­des-Tanz, einen Toten-Tanz und einen ganz speziell deutschen „Toten-Todes"-Tanz, d. h. einen „Todtentanz" gibt, ergab sich, nachdem

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