KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Vorwort
dann lohnt sie nicht mit Applaus und mit öffentlicher Anerkennung. Dem wahren Philosophen ist dieser Tand auch nicht unbedingt nötig, um seine Schöpfung zu vollenden ! Es genügt ihm eine stille, nach innen gekehrte Betrachtung, ein beruhigendes Gefühl der erfüllten Sehnsucht nach Vollendung, die heimliche Wahrnehmung, dass ihn nunmehr der Trieb, vermöge dessen er nichts gern halb lässt, auf eine Zeitlang verliess . . . Und es stört ihn im Genuss der vollendeten Aufgabe auch nicht, wenn er eventuell mit diesem „nachgeholten zweiten Band" „zu spät" kommt 1 Er wollte auch sein Werk nicht dem Heute, sondern vielmehr dem Morgen schreiben . . . und „potius sero quam nunquam" — sagt Livius . . . Ist es zu lang geworden ? — Möglich. Aber da fällt mir der seit meiner Kindheit an liebgewonnene Satz von Byron ein, den ich nach einem meiner liebsten Lesebüchern, nach dem „Bolond Istók" von Arany János, nach dieser merkwürdigen poetischen Selbstbiographie des grossen ungarischen Dichters, zitiere : My way is, to begin with the beginning . . . d. h. Mein Weg ist, mit dem wahren Anfang der Sachen zu beginnen ! l Diesem Grundsatze nachgehend griff ich auch in diesem vorliegenden Bande in die Vorzeiten zurück, um erst die germanisch-romanischen Weltanschauungselemente der Totentänze zu zeigen. Dann widmete ich in der Einleitung noch einen grossen Abschnitt der mittelalterlichen lehrhaften Literatur, um die poetischen Bearbeitungen dieser weltanschaulichen Elemente nachzuweisen. Im ersten Teil meiner eigentlichen Ausführungen behandelte ich dann ganz eingehend die Geschichte jener Legende, aus welcher sich der Totentanz entwickelt hatte. Im zweiten Teil folgen die Todes-, Totenund Todten-Tänze selbst, in dem ich Texte und Bilder ein Zeugnis von der Art und Weise ihrer Fntstehung ablegen lasse. Die Bilder auf den 27 Tafeln bieten einen Überblick der verschiedenen Entwicklungsreihen der Motive, sowie die einzelnen Abbildungen, als Textillustrationen verwendet, einen typischen Gedanken der betreffenden Abschnitte festhalten sollen. Wie in den übrigen zwei Bänden, ging ich auch hier einer doppelten Zielsetzung nach : ich gebe eine möglichst reiche und pünktliche Sammlung der textlichen und bildlichen Angaben, und bin dann bestrebt, sie auch im Rahmen eines historischen Systems nach den ihnen abgewonnenen Gesichtspunkten zu ordnen und zu enträtseln. Auf dem Gebiete der Totentanzforschung lässt sich nur mit der Hilfe dieser doppelten Verfahrungsmethode ein Erfolg erzielen. In der Erklärung der Bilder wiederholte ich manches, was ich schon im Laufe meiner Ausführungen gesagt habe, weil ich damit die 1 Bolond Istók, I, Gesang, 71. Strophe, freie und selbständige Betrachtung der bildlichen Entwicklung der Totentänze zu ermöglichen gedenke. Überhaupt bin ich gezwungen, einzelne Grundsätze meiner Forschungsmethode hie und da nochmals zu wiederholen, weil ich doch vom Leser nicht erwarten darf, dass er das ganze Material vom Anfang bis zum Ende auf einmal zu bewältigen vermag. Das ist die Ursache, warum ich einzelne Bilder aus dem ersten Band, welche dort zu klein geraten sind, hier nochmals als Textillustrationen wiederhole. Im Laufe meiner Forschungen wurde ich mit dem Forschungsmaterial des dritten Bandes, d. h. mit der Geschichte der Totentanzmotive seit dem XVI. Jahrhundert, am schnellsten fertig. Doch musste ich im Jahre 1936 erst den ersten Band meiner GTT veröffentlichen, in dem ich die wichtigsten Angaben der orientalischen und europäischen Vorgeschichte der Totentänze gesammelt hatte. Und obwohl für mich die Totentanzerscheinungen von 1350 bis 1500 in gewissen Einzelfragen noch immer viel problematischer erschienen, als dass ich mir über sie ein endgültiges Urteil hätte bilden können, war ich doch gezwungen, schon im ersten Band gewissermassen die Grundlagen zu diesem zweiten Bande festzusetzen. Nachdem die mittelalterlichen Totentanztexte und -Bilder aus den ältesten und voneinander weitliegendsten antiken, klassischen, orientalischen und mittelalterlichen Texten Zitate verwenden, sah ich mich genötigt, in dem ersten Bande alles, was ich nur erreichen konnte, möglichst genau darzubieten, ja im grossen und ganzen auch zu zitieren, weil ..ich dadurch meine eigene Arbeit und auch die Übersicht des Materials für den Leser erleichtern wollte. In dem ersten Bande meiner GTT habe ich nirgends gesagt, dass ich den Totentanz aus allen jenen klassischen, orientalischen und mitteralterlichen literatur-, kunst- und kulturgeschichtlichen Zeugnissen gleichzeitig abzuleiten beschloss, ja ich habe es auch nirgends in dem ersten Band behauptet, dass ich zwischen allen jenen Motiven, die ich dort besprach, einen genetischen Zusammenhang suche ! Ich habe es auch mir nicht zum Ziele gestellt, schon im ersten Band das Problem der Geschichte der Totentänze zu lösen. Dies wäre ja ohnedies unmöglich gewesen, da ich ja in dem ersten Band nur ganz knapp bis zur Grenze der Totentanzzeit, also bis zum Jahre 1350 vorrückte, und da ich ja im ersten Bande nirgends jenen Grundsatz verkündet hatte, dass alle jene Angaben, die ich dort besprach, auch zugleich mit dem Totentanz „verwandt" seien. Im ersten Band habe ich nur diesen hier vorliegenden zweiten vorbereitet und ich werde nun mit Leichtigkeit den Leser auf meinem Forschungswege weiterführen können, da ich mich bei gewissen Gelegenheiten nur einfach auf den ersten oder auf den dritten Band meiner GTT berufen muss. Jedesmal freilich nur auf den deutschen Text, denn ein Buch mit einem solchen allgemeinen, und besonders deutschen