KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Vorwort
Vorwort Ein Junker der Stadt Buren, in der holländischen Provinz Geldern, stiess einst — so erzählt es eine altdeutsche Sage, — unter den losen Steinen eines Hünengrabes auf ein altes Hüfthorn, an dem ein rostiger Ring war. Er hob es auf und versuchte, ob es wohl noch einen Klang geben könnte ... Er setzte an, blies hinein ... Da erbebte die Erde von dem gewaltigen Schall in vielen Meilen in der Runde. Auf einen wiederholten Hornstoss schlugen und stritten auch die höchsten Bäume gegeneinander, wie in einem heftigen Kampfe . . . Nun erschien aber aus dem Hünengrab schwer gerüstet ein Riese und brüllte den Junker greulich an : „Wirst du aufhören ! Gib schnell das Horn, oder ich zermalme dich zu Staub 1" „Nein", sprach der Junker, „ich will erst sehen, was weiter geschieht 1" Und von nun an zeigte der Riese dem Unerschrockenen einen dienstbaren Geist . . . Etwas Ähnliches passierte auch mir, als ich das wunderwolle, und zugleich verrostete und verschollene Hüfthorn der „Totentanzprobleme" das erstemal zur Hand bekam ! Ich machte den Versuch, einen Wohlklang, eine Harmonie und wahres Leben in die toten, vergessenen Formen vergangener Jahrhunderte zu bringen. Erst erbebten die ältesten Schichten des Erdbodens und ich sah mich vor die Aufgabe gestellt, in dem ersten Band meiner „Geschichte der Totentänze" i. J. 1936 die Motive des antiken Zeitalters und des Mittelalters bis 1350 zusammenzutragen und zu enträtseln. Ich hörte aber noch nicht auf, mein Horn zu blasen ! Ich gab mein Ziel, ein mächtiges Gesamtbild über die volle Entwicklungsgeschichte der Totentänze einmal doch entwerfen und ausarbeiten zu können, noch nicht auf . . . Da wurde ich mit der Darstellung und Schilderung der reich belaubten und weit verzweigten Bäume, die aus dem mitteralterlichen Boden der Totentanzwelt seit dem XVI. Jahrhundert emporwuchsen, doch früher fertig, bevor ich noch den mystischen Schleier vom Geheimnis des eigentlichen mittelalterlichen Totentanzes zu lüften gewagt hätte, — und es erschien der dritte Band meiner „Geschichte der Totentänze" i. J. 1941, da ja ich zu diesem Bande das gewünschte Material schon seit 1925 fertig hatte, während ich in dem Labyrinth der Problemwelt des noch kommenden zweiten Bandes keine Aussicht auf eine endgültige Erledigung meiner Aufgabe zu haben schien ! — Und dann erhob sich aus den losen Steinen des Hünengrabes der mittelalterlichen Totentanzkunst der mächtige Riese in seiner ganzen übermenschlich grossen Gestalt : auf der Suche nach Angaben und Belegen traf ich immer auf neue und immer wieder neuere Geheimnisse, und obwohl ich nur die Totentanzerscheinungen von 1350 bis 1500 in dem noch nicht erschienenen und nun hier vorliegenden zweiten Bande zusammenzutragen entschlossen war, wollte sich doch keine Möglichkeit zeigen, dass ich das Unübersehbare und Unermessliche in diesem Gegenstand bewältigen kann 1 Und der mächtige Riese rief mir hohnlächelnd immer und immer wieder zu : „Wirst du aufhören ! Wirst du aufhören !" „Nein", sprach ich dann immer wieder, „nein, denn ich will sehen, was weiter geschieht 1" Und nun steht der Bau fertig, Gott sei's gedankt ! Die bösen Geister, die mich zu einer unaufhörlichen Arbeit höhnisch grinsend immerfort angeeifert hatten, welche sich nur nekkisch genähert hatten, um sofort wieder zu verschwinden, bevor ich sie hätte erhaschen können, zeigten sich endlich doch dienstbar und verrieten mir etwas von ihrem Geheimnis . . . Und ich hoffe, dass es mir gelang dieses Etwas, wenn auch nicht restlos, doch vielleicht annähernd genau, wiederzugeben und für die Zukunft aufzuzeichnen . .. Wenn dieser zweite Band der „Geschichte der Totentänze", — auf deren einzelne Bände ich im Laufe meiner Untersuchungen immer mit der Abkürzung GTT hinweisen möchte, — den Verlag im Druck verlässt, so werden es genau zwanzig Jahre sein, dass ich diesen langen Forschungsweg das erstemal betrat ! Wissenschaftliche Werke entstehen eben nicht von heute auf morgen und manchmal trennen Jahrzehnte das Heute vom Morgen . . . Die Muse des Wissenschaftlers stellt nicht so bald einen Lohn in Aussicht und gibt diesen erst jenem, der ihr in unsäglichen Anstrengungen seine Huldigung zur Kenntnis brachte . . . Und auch