KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

- 66 stufe der Legende von den drei Lebenden und drei Toten, in welcher die Totenvision schon eine Nichtigkeit der „Everyman-Freundschafts­probe" vertritt und zur Aufnahme in die „Ge­samtlegende" vorbereitet wird, ebenfalls aus dem Orient stammt. 1 Zur Verbreitung der Gisant-Typ-Szene der Barlaam und Josaphat-Legende konnten auch Berichte einzelner frühchristlicher Geschicht­schreiber ebenfalls beitragen. In dem Werke „Das Leben Konstantins" von Eusebius Pam­phili, Bischof von Cäsarea, 2 wird erzählt, dass Kaiser Konstantin einmal einem seiner Hof­leute, der von seiner Habsucht bekannt war, mit der Lanze, die der Herrscher in der Hand hielt, die Umrisse eines Grabes auf den Boden ge­zeichnet und dem Verblüfften folgendes gesagt haben soll : „Wenn du den ganzen Reichtum der Welt und die ganze Erde erwürbest, so wirst du doch nicht mehr als diesen umgrenz­ten Fleck Erde davontragen, wenn anders du ihn wirklich erhältst". Die Szene Josaphats und des Greises ist zugleich auch Urform des Dialoges („Streites") „der Jugend" (eines Jünglings) mit „dem Alter" (mit einem Greis), die im Mittelalter so verbrei­tet wurde. 3 Die Bekehrung Josaphats durch die Lehren des Eremiten Barlaam kann als ein Vor­bild der Bekehrungsgeschichte Everymans in der Trier-Homburg-Donaueschingener Gesamtle­gendenform betrachtet werden, die auch mit dem Macarius-Motiv der Legende der drei Lebenden und drei Toten identisch ist. Das Macarius-Motiv, welches in der Legen­de der drei Lebenden und drei Toten eine grosse Rolle spielt, 4 hat eine frühchristliche Quelle, die aus orientalischen Traditionen schöpfte. Der hl. 1 Über die Barlaam und Josaphat-Legende ver­gleiche : Rauschen-Altaner : Patrologie, Freiburg i. Br. 1931. S. 70. 422 ; Woodsward and Mettingley : St. John of Da­mascus ; Barlaam and Joasaph, 1914; E. A. Budge: B. and Jewäsef,. 1923, ein äthiop. Text ; L. Burchard : Mün­chen 1924, Übersetzung ; R. Harris : The sources of B. and J. Bulletin of John Rylands library, Manchester, 1925. 119—129; H. Günter: Buddha in der abendl. Legende, 1922, 31 ff.; H. Haas: Buddha i. d. abendl. Leg., 1923; G. Moldenhauer : Die Legende v. B. und J. auf d. ibe­rischen Halbinsel, 1929; J. van den Gheyn : Dictionnaire de théologie catholique, Paris, 11. 410—416; Robinson : The Journal of Theological Studies. London. 1924, 236 ff.; R. Seeberg: Der Apologet Aristides. 1894, Sonderausgabe. Die Motive der Barlaam und Josaphat-Legende fanden u. a. in Jacobus de Voragine einen mächtigen Propagator, da er sie auch in seine Legenda Aurea aufnahm ; vgl. die deutsche Übersetzung der Legenda Aurea von R. Benz : Jena 1917. Bd. 2. Sp. 474-93. 2 Übers, von J. M. Pfättisch. Bibl. d. Kirchenväter Bd. 9. München 1913, Kösel. S. 163-164 ; IV. Buch, 30. Kap. 3 s. z. B. München : Cod. lat. 641 ; XV. Jahrhun­dert, Monolog eines Alten fol. 69a—70a ; Wien, Nat. Bibl. Cod. 3009, saec. XV. fol. 37a-40b ; Cod. Vindobon. 4072, saec. XV. ann. 1499. fol. 117a —118a. Inc. „In senium vergo caput ad declivia mergo . . . Expl. Culpas depono celestia gaudia dono"; Cod. Monacen. lat. 7747. saec. XV. fol. 68v. Szeniertes Lebensrad. 4 Siehe die „Visio Heremitae" in einem französi­schen Livre d'heures — Firmin-Didot Nr. 8. f. lOOv. XV. Jahrh. Storck : Nr. 93. Macarius, mit dem Totenschädel in der Hand, steht den drei Lebenden gegenüber. Abt Macarius spricht mit einem Totenschädel eines heidnischen Priesters, der unbegraben auf dem Boden liegt. Es ist der Geist eines unbe­grabenen Menschen, der auch bei den Römern als Skelett dargestellt und „Larva" genannt wur­de. Ein Gisant-Typ, in dem nur die letzte Ver­wesungsstufe vertreten wird. (Migne: Patr. lat. LXXIII. Paris, 1879. Gar­nier) Vitae Patrum, sive históriáé eremiticae libri decern. Tomus Prior, (ed. Herberti Rosweydi.) De vitis patrum Liber Sextus, sive Verba Seniorum, auctore graeco incerto interprete Joanne S. R. E. subdiacono. Libellus tertius. Nach der Darstellung einer Vision eines Eremiten über den Tod des Gu­ten und des Sünders (s. ebenda: Sp. 1011; 655; Nr. 13. Sp. 1012; Nr. 14.) und nach einer weiteren Erzählung über Macarius (s. ebenda : Nr. 15. Dixe­runt Patres, fuisse quemdam Macarium, qui Scythi primus monasterium fecit ... etc.) folgt die Gisant­Typ-Szene des hl. Macarius : (s. ebenda : Sp. 1013. Nr. 16. V-VI. Jahrhundert:) Dicebant de eodem abbate Macario majore, quia dum ambularet aliquando in eremum, invenit caput hominis mortui in terra jacens (Ruff. 1. III., num. 172.); quod cum moveret de virga palmae, quam in manu habebat, locutum est caput illud ad eum. Cui dixit senex: Quis es tu? Respondit caput illud ad senem : Ego eram sacerdos gentilium qui commanebant in loco hoc, tu vero es abbas Maca­rius, qui habes Spiritum sanctum Dei. Quacunque ergo hora misertus (657) fueris eorum qui sunt in tormentis, et oraveris pro eis, tunc consolantur pu­sillum. Dicit ei senex : Et quae est ipsa consolatio ? Respondit illud caput : Quantum distat coelum a ter­ra, tantum est ignis sub pedibus nostris, et super caput nostrum. Stantibus ergo nobis in medio ignis, non est ut quis facie ad faciem videat proximum suum. Ait ergo senex cum fletu : Vae illi diei, in qua natus est homo, si haec est consolatio sup­plied. Rursum dixit senex : Est pejus tormentum ab his ? Respondit caput illud : Major poena subtus non est. Dixit ei senex : Et qui sunt in ipsa ? Dicit ei caput illud : Nos qui ignoravimus Deum, vel ad modicum habemus aliquid misericordiae ; hi vero qui cognoverunt Deum, et negaverunt eum, nec fe­cerunt voluntatem ejus, hi sunt subtus nos. Et post haec sumens senex caput illud sepelivit. Nach einer weiteren Erzählung über den Ere­miten Macarius (s. ebenda ; Nr. 17) wird das Motiv wiederholt (s. ebenda : Sp. 1014; Nr. 18.): Dicebant Patres de aliquo sene magno, quia cum ambularet in eremo, vidit duos angelos comi­tantes secum, unum a dextris, et alium a sinistris suis. Dum vero ambularent, invenerunt cadaver in via jacens. Et cooperuit ille senex nares suas pro­pter fetorem : (Gisant-Typ im zweiten Stadium der Verwesung) fecerunt autem et angeli similiter, etc . . . Das Macarius-Motiv war in einer besonde­ren Form auch bei den Römern nicht unbekannt. Auf einem Silberkrug des „Boscoreale treasure" im Louvre 5 hält ein Skelett in der linken Hand einen Schädel, wie später Macarius oder Ham­let. Während aber Macarius die Verkörperlichung „des bekehrten sündhaften Lebens" ist, wird im Skelett des römischen Silberkruges nur „das ver­gängliche Leben" symbolisiert. 5 Weber-Holländer : S. 35.

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