KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
te zwölf wunderschöne Söhne und einen hässlichen, rotharigen Sohn mit Sommersprossen gesprenkelten Gesichtes, namens N'omán, den A'dá erzog, sowie noch einen vierzehnten Sohn, den N'omán Eswed, welchen der König Monsir der Erziehung des Ibn Moseine zu Hiré unterwarf. Als Monsir starb und Chosroes Hiré erobern wollte, bot ihm A'dá den hässlichen Sohn des Monsir, den N'omán als Herrscher an. Als die vierzehn Söhne des Monsir einmal auf ein Gastmahl bei Chosroes eingeladen waren, riet der hinterlistige A'dá dem hässlichen N'omán, er möge die grossen Brocken schnell verschlukken und sich einfach als Krieger kleiden, weil er wusste, dass Chosroes die einfachen Charaktere bevorzugt. Den anderen dreizehn Söhnen Monsirs aber riet er das Entgegengesetzte. So wurde N omán, der hässliche, Hirés Herrscher. Ibn Moseine, der Pflegevater des N'omán Eswed, wusste die List A'dá's, schwur aber ihm, dass er alles verheimlichen und ihn in seiner Freundschaft behalten wird. Er brach aber seinen Schwur und verleumdete A'dá bei N'omán, der ihn in den Kerker werfen liess. A'dá schrieb seinem Bruder (einem Priester), der am Hof Chosroes' lebte, er möge ihn befreien. Als N'omán erfuhr, dass der Bruder als Chosroes' Gesandter nach Hiré kommt, liess er den Dichter A'dá hinrichten. Dies ist die Lebensgeschichte des arabischen Dichters A'dá, die hier ausführlicher (nach Hammer-Pugstall) wiedergegeben werden musste, da sie die erste zusammenhängende Geschichte ist, die als der tragische Untergang eines Menschen die erste Gysant-Typ-Legende in sich fassend, ein frühes Vorbild der Legende der drei Lebenden und drei Toten ist. „Der Sohn A'dá's, Seid Ben A'dá, rächte den Tod seines Vaters, indem er dem Chosroes durch die Beschreibung arabischer Schönheiten die Lust einflösste, eine Tochter N'omán's zur Frau zu begehren. Die abschlägige Antwort war die Ursache des tragischen Todes N'omán's, welchen Chosroes den Elefanten vorwerfen liess." „Als A'dá Ben Seid einst mit dem Sohn Monsir's, mit dem König N'omán „an den Gräbern Hire's vorbeiritt — wie es im Ágáni Ahmed Ibn Obeid erzählt — sagte A'dá dem König N'omán: „„Meide den Fluch 1 (Formel der Anrede an Könige.) Weisst du, was die Gräber sagen ? — sie sagen : „„Wir waren was ihr seid, Doch kommen wird die Zeit Und kommen wird sie euch geschwind, Wo ihr seyn werdet, was wir sind."" Bei einem anderen Spazierritte, der an den Gräbern vorbeiging, sagte A'dá wieder dem König N'omán: „„Wer uns geseh'n, erzähle seiner Seele, Dass sich der Tod die Zeit zum Opfer wähle; Die Wendungen der Zeiten sind die Särge, Von denen nicht verschont sind selbst die Berge; Sie ritten, die hier liegen, einst als Prasser, Und tranken Wein gemischt mit klarem Wasser, Sie ritten einst auf goldenen Schabracken, Und ihre Pferde trugen hoch den Nacken, Sie wurden froh des Lebens eine Weile, Und es verfloss denselben ohne Eile ; Dann stürmen ein die Widerwärtigkeiten. So ändern sich von Tag zu Tag die Zeiten. „„Komm!"" —sagte N'omán— „„diese Nacht, damit du sehest, welchen Eindruck diese Worte auf mich gemacht"". — „Er kam, und fand ihn in einer Kutte, zum Christentume bekehrt, das er mit seinem Hause angenommen." Diese Bekehrungsgeschichte des Königs N'omán, ist schon ein Änlass für die Vereinigung der Gisant-Typ-Legende mit der Geschichte Everymans. Was hier die Toten dem König N'omán sagen (nämlich, wie aus den hier einst vorübergerittenen Prassern und reichen Königen verweste Leichname wurden), wird später auch inszeniert und in der Gesamtlegende sind diese Szenen schon die Vision des bekehrten Everyman. Nach der wertvollen Zusammenstellung von W. Storck' folgen hier weitere Zitate des arabischen Legendenspruches. Den einfachen Text ohne Motiverweiterung finden wir im Epitaphium des berühmten Alcuin aus dem IX. Jahrhundert : Quod nunc es fueram, famosus in orbe viator, et quod nunc ego sum tuque futurus eris. 2 In einem französischen Text gibt der Vater seinem Sohn eine ähnliche Lehre, wie der tote Vater seinem Sohne, der sein Grab geöffnet hat im Todes-Vers von Heinrich von Melk : 3 „Chastoiment d'un pere ä son fils". Itel com tu es, itel fui Et tel seras come je sui. Auch Freidank 4 und Hugo von Trimberg" bearbeiten den Spruch. In der Chiesa dei Santi Quattro Coronati von Rom ist ein frühzeitiges Beispiel zu lesen : 6 Cod estis fui et quod sum essere abetis. Und in Clermont-Ferrand Tu que la vas tu boca clauza Guarda est cors qu'aisi repauza Tal co tu iest e ieu si fui E tu seras tal co iea Lui. An der Kirchhoftür von Avignon : s Nous étions ce que vous étes Et vous serez ce que nous sommes. 1 Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde. XXI. 1911. S. 5363, 89—91. Der Spruch der Toten an die Lebenden. — Mit einer reichhaltigen Bibliographie. 2. Storck: Nr. 3.; Mon. Germ. Ser. I. 350. Alcuini c. 123, 5. Ähnlichauch in der „Vita Haimhrammi" aus dem XI. Jahrhundert (Storck Nr. 4.; Mon. Germ. Scr. rer. Merov. 4, 461.): Quisque legas hominum, mentem tractanda revolvo Quis sis, quid iueras quidque manere queas. 3 Lovatelli, Thanatos p. 63.; Storck : Nr. 5. XII. Jahrhundert. 4 W. Grimm, Anz. 1834, 22 ; 22, 12 ; XIII. Jahrhundert. 5 Renner V. 3767. 6 Du Cange, sub „essere". Gruter, Inscr. Rom. 1616 p. 1062. 7 i. J. 1270; Mém. de l'Acad. de Clermont 16, 123; Revue des 1. rom. 11,146.35,394; Romania 6,303; Storck: Nr. 44. 8 Serap. 8, 138; Germ. 5, 222; Storck : Nr. 47.