KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

In der Chiesa dei Cappuccini von Udine 0 tu che guardi in su Sic fu come sei tu. Tu sarai come son' io Pensa a questa e va con Dio. Vielmals wird merkwürdigerweise ein Zitat der hl. Schrift verwendet : Lament. Jerem. 1, 12. z. B. in Andernach : Der Tote spricht : 0 vos omnes qui transitis/ per viam, attendite et vide-/ te, si est dolor similis/ sicut dolor meus. 3 Einem Teil der Aufschrift des Legendenbildes im Camposanto di Pisa gleicht eine Grabschrift im Lateran zu Rom : 3 Quisquis ades, qui morte cades, sta, perlege, plora! Sum quod eris.quodesantefui; promeprecorora. Die Stelle aus der Lamentation von Jeremias wiederkehrt in der Grabschrift vom Magister und Arzt Obizo : 4 Respice qui transis et quid sis disce vel unde Quod fuimus nunc es, quod sumus illud eris. 5 Nicht der Tote, sondern der vorübergehende Lebende spricht in der Grabschrift des Petrus Comestor (f 1179) : 6 Quod sumus, iste fuit ; erimus quandoque quod [hic est. Ähnliches in der Neuweiler Stiftskirche' und in einer französischen Grabschrift. 8 Merkwürdig ist die Aufschrift auf dem Grabe einer Frau aus dem XIII. Jahrhundert : 9 Ce qu'or est je la fui Est vous serez ce qu'or je sui Priey pour nous Celle qui dit ces vers est mangiée des vers et serez vous. 10 Auf dem Epitaph des Titus Lupatus (t 1399) in Padua wird der Gisant-Typ eingehender be­schrieben : n Id quod es ante fui; quid sim post fata requiris? Quod sum, quicquid id est, tu quoque lector eris Ignea pars coelo, caesae pars ossea rupi, Lectori cessit nomen inane Lupi. Auf Grabmälern, die den Toten kurz nach dem Tode und daneben zugleich halbverwest darstellen, sowie in zeitgenössischen Werken wird der Gisant-Typ auch kommentiert. 1 2 — In der Kathedrale von Exeter, nächst den Gräbern des Bischofs Stapeldon und seines Bruders : 1 Vigo : S. 88. Storck : Nr. 48. 2 Storck : Nr. 54. 3 Lovatelli S. 10 nach de Rossi 2, 223. 4 XII. Jh.; Neues Archiv 11, 606. 5 Storck : Nr. 66. 6 Hist, littér. de France 15, 14 ; Storck: Nr. 67. 7 Kraus 2, 53; Storck : Nr. 68. 8 Beide aus dem Xlll. Jahrhundert; Lovatelli : S. 63; Storck: Nr. 69. 9 Lovatelli : S. 63. 1 0 Storck : Nr. 73. 1 1 Swertius, Deliciae : S. 420; Richea : 3, 362. Storck : Nr. 77. 1 2 s. Weber-Holländer : S. 83-88. Taf. II. Fig. 5. Ista figura docet nos omnes meditari Qualiter ipsa nocet Mors quando venit dominari. Ein französischer Dichter des XV. —XVI. Jahr­hunderts sagt über den Gisant-Typ : Et dans ces grands tombeaux, oü leurs ämes hautaines Font encore les vaines, Iis sont mangé des vers. Auf einer Zeichnung für ein Grabmal des Ja­copo Bellini im Louvre zu Paris (XV. Jahrhun­dert) stehen ober dem auf einem Sarkophag aus­gestreckt liegenden Toten die Verse vom Jah­re 1557: Olim formoso fueram qui corpore putri Nunc sum. Tu simili corpore lector eris. Ähnliches Grabdenkmal im Museum zu Avi­gnon. 1 3 Am Grabmal des Beda : 1 4 Haec sunt in fossa Baedae venerabilis ossa. Die leoninische Grabschrift auf die Maitresse von König Heinrich II. von England, „Schön Rosa­mund", die sich ursprünglich auf die lombar­dische Königin des VI. Jahrhunderts, Rosamun­da, bezieht, die auch an der Ermordung ihres Gatten, Alboin (i. J. 573), mitschuldig war, ist die Darstellung des Gisant-Typs der Vergäng­lichkeit der irdischen Schönheit, die einer schö­nen, aber bald verwelkenden Rose gleicht : Hic jacet in tumba Rosa mundi, non Rosa munda; Non redolet, sed olet, que redolere solet. Ähnliche Motive weist das angeblich von Demosthenes verfasste Epitaphium des Alexan­der d. Gr. auf, welches als eine Quelle der Gi­sant-Typ-Legende Alexanders betrachtet wer­den kann und sich in der Hschr. München, cod. lat. 215. saec. XV. f. 5b, 43b befindet : „Inc. En ego qui totum mundum certamine vici/ Dictus Alexander vincor in hora brevi . .. Expl. Om­nia tollebam, mors me tutit omnia tollens." Der Gisant-Typ, besonders in seiner drei­fachen Gliederung und als kreisförmiger Aus­druck der Aufbau- und Zersetzungsprozesse, des Lebensaufschwunges und Niederganges hat schon im Altertum nicht allein mythologische Quellen gehabt, sondern fand auch seine phi­losophische Begründung. Schon Heraklitos von Ephesus (ca. 540—480 v. Chr.) betrachtete das Leben als ein unaufhörliches Dahinfliessen und sah im immerwährenden Auflodern und Verglim­men des lebenspendenden Weltfeuers den Ur­sprung des Weltalls. „Er behauptet auch, das Unsterbliche sei offenbar sterblich und das Sterb­liche unsterblich. „Unsterbliche sterblich, Sterb­liche unsterblich : sie leben gegenseitig ihren Tod und sterben ihr Leben". 1 5 Das damit zum 1 3 Kardinal Lagrange t 1402 ; Richter l'Art et Medec. Fig. 318. 1 4 t 735; in der Kathedrale von Durham. 1 6 Fr. 62, D ; vgl Hippolytus von Rom, Philosophu­mena IX. 10. Bibl. d. Kirchenv. 40, S. 243.

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