KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

- 55 ­lena ? ! Und wieviel haben die Griechen um sie lei­den müssen ! Wieviel Städte mussten ihretwegen dem Erdboden gleich gemacht werden ! Aber an der ver­welkten Blume merkt es niemand mehr, wie schön sie war, ... hätte sie Menippus im Leben gesehen, wäre er geradeso Feuer und Flamme für sie ge­wesen ! XIX. Aeakus, Protesilaus, Menelaus und Pa­ris. Protesilaus will erst Helena, dann aber Mene­laus, und endlich Paris erdrosseln, da er ihretwe­gen sterben musste. Aber an allem sind der Liebes­gott und die Schicksalsgöttin Klotho schuld. XX. Aeacus, der Torwächter zeigt Menippus die homerischen Helden und die Philosophen. Me­nippus kann kaum den Sokrates an seinem kahlen Kopf und an der aufgeworfenen Nase erkennen, denn alle Toten sind ja kahlköpfig. Sein Gespräch mit Sokrates verspottet auch diesen Philosophen, der nicht umsonst in seinem Leben behauptete, dass er nichts weiss. Man wollte es ihm nicht glauben und jetzt ist sein Schädel wirklich ganz leer. 1 Aufgezählt werden : Pythagoras, Solon, Thaies, Agamemnon, Achilles, Idomenus, Ulysses, Ajax, Diomedes. Das sind jetzt alle „schwache Köpfe", über die Home­ros umsonst so schöne Rapsodien schrieb. (Weiter : Cyrus, Krösus, Sardanapalus, Midas, Xerxes.) XXI. Menippus und Cerberus; XXII. Charon, Menippus und Merkur, ... Menippus will dem Cha­ron sein Fährgeld nicht bezahlen. (Kap. XXXIII. s. später). XXIV. Diogenes und Mausolus. Mausolus ist auf seine Krone, seine schöne Gestalt und auf sein prachtvolles Grabmal zu Halikarnass eingebil­det. Mausolus hat aber keinen Grund zum Stolz. Er ist sogar weniger, als Diogenes, denn dieser hat wenigstens keinen Grund zur Klage : „Wenn ich (Diogenes) den Vorzug der Gestalt dir streitig ma­chen wollte, würdest du dem Richter keinen Grund angeben können, warum dein Schädel schöner ist, als der meinige sein sollte. Beide sind kahl und ab­geschält ; unsere Zähne grinsen beiderseits auf glei­che Art und wir haben beidé statt der Augen leere Löcher und aufgestülpte Affennasen." Im achtzeiligen oberdeutschen Totentanz werden die Toten nicht umsonst „Affen" genannt. XXV. Nireus, Thersites und Menippus. Die Nichtigkeit der Schönheit. Nireus : Da ist ja Menip­pus ! Der kann gleich den Ausspruch tun, wer von uns beiden der schönste ist. Aufrichtig, Menippus, deucht dir nicht, dass ich schöner bin als er? Menippus : Wer seid ihr denn ? Das ist, denke ich, was ich vor allen Dingen wissen muss. Nireus : Nireus und Thersites. Menippus : Wer von beiden ist denn Nireus und wer Thersites ? Denn bis jetzt fällt es nicht in die Augen. Thersites : Ich habe also schon soviel gewon­nen, dass ich dir ähnlich bin, und dein Vorzug also so gross nicht sein kann, wie ihn der blinde Homer macht, da er dich den Schönsten aller Griechen nennt ; braucht es einen stärkeren Beweis, als dass ich meines spitzigen Kopfes und meiner einzelnen Haare ungeachtet, dem Richter nicht schlechter vor­gekommen bin als du ? Aber betrachte uns recht, Menipp, und sage dann, welchen du für den schö­neren hältst ? Nireus : Natürlicherweise mich, den Sohn des Charops und der Aglaja: 1 Es ist die Darstellung der Nichtigkeit der Weisheit, „Mich, den schönsten der Männer, die gegen Ilion zogen." Menippus : Wenigstens bist du nicht als der schönste unter die Erde gekommen, deucht mich : die Knochen sind gleich und zwischen deinem Schä­del und des Thersites seinem dürfte wohl kein an­derer Unterschied sein, als dass der deinige leichter zu zermürsen ist; denn er sieht so schwach und unmännlich aus, dass man ihn eher für einen Wei­berschädel halten sollte. Nireus : Frage nur den Homer, was für ein Mann ich war, da ich unter den Griechen vor Troja Dienste tat. Menippus : Träume, mein guter Nireus, ich weiss nur das, was ich sehe und was du jetzt bist ; was du damals warst, mögen die wissen, die mit dir lebten. Nireus : Ich wäre also hier nicht schöner als der andere, Menipp ? Menippus : Hier ist niemand schön, weder du, noch ein anderer ; im Lande der Toten sind alle gleich. Thersites : Ich für meinem Teil verlange nicht mehr. XXVI. Menippus und Charon ; XXVII. s. spä­ter ; XXVIII. Menippus und Tiresias. XXIX. Ajax und Agamemnon ; XXX. Minos und Sostratus." 2 Diese indogermanisch verbreiteten my­thologischen Szenen haben schon in den frü­hesten Zeiten im Orient zur Weiterbildung des einfachen und mehrfachen Gisant-Typs geführt. Die Vergänglichkeitsgedanken werden in der Form des Monologes eines Toten zusammengefügt. Der Kern dieses Monologes eines oder mehre­rer Toten ist jedesmal der bekannte orientalische Spruch („Was ihr seid, das waren wir ; Was wir sind, das werdet ihr"), den die Toten in der Form des „Bespiel-Gisant-Typs" an die — am Kirchhof vorüberreitenden — Lebenden richten. Anfangs ist dieser Monolog heidnischen Inhalts, bald wird er aber christianisiert. Ein heidnischer Monolog der Toten wird dem König von Mekka, Modhadh Ben Amru (III. Jahrhundert n. Chr.) als Verfasser zuge­schrieben. 8 In diesem Vers werden die an den Gräbern vorüberreitenden vornehmen Leute auf­gefordert, unverzüglich in ihre Paläste einzukeh­ren und das Leben zu geniessen, bevor sie noch sterben müssen ; denn diejenigen, deren Glieder vom zerstückten Leibe hier in der Erde zerstreut liegen, waren ebenfalls mächtige Könige. Dieser 2 Uber das Verhältnis von Lucianus zu Menippus vgl. R. Helm ; Lucian und Menipp. Leipz. u. Berl. 1906 ; derselbe : Lucian und die Philosophenschulen. Neue Jahrb. f. klass. Altertum. 17, 1902, 188 ff., 263 ff., 351 ff. ; W. Ca­pelle : Berliner Philol. Wochenschrift. 34, 1914, S. 260 ff.; derselbe: Der Spötter von Samosata, Sokr. 2, 1914. S. 606 ff.; Wilh. v. Christs Gesch. d. griech. Lit. München, 1924. S. 711 ff. 3 Hammer-Purgstall : Literaturgeschichte der Araber. Von ihrem Beginne bis zu Ende des zwölften Jahrhunderts der Hidschret. Erste Abteilung : Die Zeit vor Mohammed — bis 570 — und die ersten drei Jahrhunderte d_r Hidschret. I. Band : Das Jahrhundert vor der Hidschret und die ersten vierzig Jahre nach derselben. Wien. 1850. S. 92. VII. Könige der Beni Dschorhom. ; s. auch : Fresnel, qua­triéme lettre pag. 69 und Schultens : Monumenta vetustiora Arabiae S. 9.

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