KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

des Todes. Auch von einem berühmten Priester, Wahrsager und Dichter, Epimenides, der nach der Sage ein Zeitgenosse des Solon gewesen sein soll, dessen missbilligende Meinung über die Kretenser der hl. Paulus ad Tit. 1, 12 zitiert, er­zählt die klassische Tradition, dass er einst als Schafhirte auf der Insel Kreta in einer Höhle einschlief 1 und erst nach 40 Jahren erwachte. Als er über die grosse Veränderung erstaunt von seinem Bruder erfährt, was ihm zugestossen sei, verkündet er, wahrscheinlich unter orphi­schen Einflüssen, das Geheimnis der Entstehung des Weltalls als eine neue Offenbarung. Ausser einem kosmogonischen Werke schrieb er auch Lieder und Prophezeiungen. Nach Plutarchos 2 wurde er 596 nach Athen gerufen, damit er die Stadt mit den Göttern versöhne. Sein märchen­haftes hohes Alter 3 von 154 Jahren hebt ihn zu den Heroen. Ausser dem Märchen von den Sardinischen Neunschläfern gibt es freilich noch eine lange Reihe ähnlicher Erscheinungen. Die älteste Er­wähnung der hl. Siebenschläfer Märtyrer ist jene in den Schriften des syrischen Monophysiten Jacob v. Sarug (451—521). Aus dem VI. Jahr­hundert stammt schon eine syrische Prosa, wel­che die ersten Erweiterungen vornimmt. 4 Eine ausführlichere Variante vertritt die Bearbeitung des Gregor von Tours, 5 welche scheinbar syri­schen Vorbildern folgte. Aus Johannes v. Ephe­sus schöpfte angeblich der Syrer Pseudo-Diony­sios Telmaharensis 6 ca. 774. Ausser einer Be­arbeitung eines gewissen Pseudo-Zacharias ge­gen 569 (vielleicht nach Zacharias Rhetor) und einer Aufzeichnung von Photius ist die griechi­sche Version des ..Symeon Metaphrastes samt ihrer lateinischen Übersetzung von Surius her­vorzuheben,' da diese als Vorlage der Legenda Aurea gedient haben mag. Neben einigen Texten der Kopten, Äthiopier und Armenier 8 gelangte im Orient jener Auszug der Legende zu beson­derer Bedeutung, welcher sich in der 18. Sure des Korans (8—24) befindet 9 und die Begeben­heit zu jenen Wundern reiht, welche Gott wirkte, um die Menschen zu warnen und durch neue Offenbarungen ihre Kenntnisse über die jensei­tigen Geheimnisse zu erweitern. Die sieben hät­ten sich in der Höhle Er Rakim verborgen und 309 Jahre lang geschlafen. Bei den Arabern sehr beliebt, 1 0 erlebte diese Wanderlegende auch en­glische, 1 1 französische 1 2 und mittelhochdeutsche 13 Umgestaltungen. Den Bericht des Paulus Dia­conus 1 4 über die 7 „Brüder" (über 7 germani) missverstanden sprach man auch von sieben „Deutschen", deren Begebenheit man in eine Meereshöhle des deutschen Nordens verlegte. 15 DieTuronensische Siebenschläfer-Legende macht als ein Werk eines Mönches aus Marmoutiers im XIII. Jahrhundert aus den sieben lauter Vet­tern des hl. Martin. 1 6 Dieser weitverzweigten Familie eines in­teressanten, ebenfalls orientalisch beeinflussten Totenmotivs schloss sich also der Pseudo-Cy­rillus an, indem er in der Höhle zu Bethlehem drei Jünglinge ins Leben zurückrufen liess, de­nen er die Aufgabe stellte, die Anhänger einer griechischen Sekte zu bekehren. 4). Schutz und Rache der Toten Im VI. Kapitel des Pseudo-Cyrillus-Briefes, den wir als ein treues Abbild der Problemen­welt der II. Lyoner Synode erkannten, hat der Verfasser auch noch ein anderes uraltes Toten­motiv mit seinen Hieronymus-Wundergeschich­ten verflochten. Der hl. Hieronymus erscheint hier im Kreise einer grossen Menge von Toten, um zwei Pilger gegen die Nachstellungen eines Räubergesindels zu schützen. Die Toten über­fallen hier zwar die Räuber nicht, aber ihre wunderbare Erscheinung bewirkt die Bekehrung des Räuberhauptmanns und seiner Gesellen. Der Gedanke, dass sich die Geister der Toten den Bösen gegenüber feindlich benehmen, 1 Paus. 1. 14. 4. 2 Solon 12. 3 Diog. Laért. 1, 111. 4 Land, Anecdote Syr. I. Lugd. Bat. 1862, S. 38. 5 ca. 590; B. Krusch, Passió SS. MM. sept. dorm, apud Ephes., in d. Mon. Germ. hist. Script, rer. Merov. I. 2. Sp. 847 ff. ; Annal. Boll. XII. (1893), Sp. 371 ft. 6 Chronic. I. 1, ed. Tullberg, Upsal. 1849. S. 167 ft.; Assemani, Bibl. Or. II, 98. S. 344 fi. 7 Annal. Boll., im VI. Bd. von Juli, Sp. 392 ff. 8 vgl. J. Guidi, Testi orientali inediti sopra i 7 dor­mienti di Efeso, in Mem. stor. e filol. della r. Accad. dei Lincei XXII. Rom 1884 ff. und die sog. Basler Totenlegende währenddessen sie die Guten schützen, wurde nicht nur in orientalischen Totensagen, sondern auch in griechisch-römischen Mythen häufig ver­kleidet. Auch mittelalterliche Legenden gab es 9 vgl. die Übers, v. M. Hennig. Leipz. Phil. Reclam jun. 1901, S. 289-300. 1 0 s. Texte von Ibn Ishäq + 768, von Tabari t 923, von Alkisäi ca. 1000. 1 1 Abt Älfric t ca 1020. 1 2 Chardry 1220. 1 3 Von Siben Slaiaeren aus dem XIII. Jahrhundert ed. Karajan, 1839 ; weiter in der Kaiserchronik, ed. bei Koberger. 1 4 Hist. Langob. I, 4. 1 5 vgl. Sagen aus dem german. Altertum hg. v. G. Neckel. Leipz. 1835. Phil. Reel. jun. Deutsche Lit. Reihe: Deutsche Sagen Bd. 1. S. 100 ff. Die Toten im Berge. 1 6 vgl. J. Koch, Die Siebenschläferlegende, ihr Ur­sprung und ihre Verbreitung. Eine mythologisch-literatur­geschichtliche Studie. Leipzig 1883 ; Wander, Sprichwörter­Lex. IV. Leipz. 1876, S. 554 ff. ; L. Helmling 0. S. B. Wet­zer-Welte-Hergenröther Kirchenlex. Freib. i. Br. 1899. Bd. XI. Sp. 278 ff. ; Ryssel in Herrigs Archiv 93 (1894-95), 4 ff.; Schweiz. Theol. Zeitschr. 13 (1896); Bessarione I. Rom 1897 ; Hoeje, Amsterdam 1901 ; Heller, Rev. des Etudes Juives 49 (1904), S. 190-218; 53 (1907), S. 111—114; M. Huber. Progr. Metten 1903 mit lat. Texten, weiter 1905, 1908 mit griechischen und syrischen Versionen ; vgl. auch M. Huber, Die Wanderlegende von .den Siebenschläfern, 1910; Arthur Allgeier, Die westsyr. Überlieferung der Sie­benschläferlegende. Leipzig 1915.

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