KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
Thomas v. Aquin konnte zwar mit seiner Arbeit auf die Klärung dieser orientalischen Streitfragen wenig Einfluss haben, da er der Einladung des Papstes Gregor X. folgend noch auf dem Wege nach Lyon starb (Fossanuova bei Piperno, am 7. März 1274), sind seine Erörterungen, sowie auch die in den Werken des ebenfalls während des Lyoner Konzils gestorbenen (15. Juli 1274) hl. Bonaventura befindlichen Todesmotive für den Zeitgeist trotzdem bezeichnend, in dessen Millieu die Hieronymuslegenden entstanden. Unter den Streitfragen, deren endgültige Auflösung der Gesandte des Kaisers Paläolog, der Minorit Johannes Parastron, seinerzeit vermittelte, befinden sich u. a. auch der Brauch der Wiedertaufe der Sünder, das sofortige Urteil nach dem Tode, die Existenz des Purgatoriums, das Vorhandensein einer Strafe hierselbst, sowie in der Hölle schon vor dem Jüngsten Gericht. Um die Identität des Grundproblems im dritten Pseudo-Brief und in der „Professio fidei Michaelis Palaeologi" zu zeigen, weise ich auf folgende Stellen der letzteren hin •} „Sed propter diversos errores, a quibusdam ex ignorantia et ab aliis ex malitia introductos, dicit et praedicat, eos, qui post baptismum in peccata labuntur, . . . per poenitentiam . . . consequi veniam . . . Quod si vere poenitentes in caritate decesserint, antequam dignis poenitentiae fructibus de commissis satisfecerint et omissis : eorum animas poenis purgatoriis seu catharteriis, sicut nobis fráter Joannes explanavit, post mortem purgari : et ad poenas . . . revelandas prodesse . . . suffragia, Missarum sc. sacrificia. Illorum autem animas, qui post sacrum baptisma susceptum nullam omnino peccati maculam incurrerunt, illas etiam, quae post contractam peccati maculam, vel in suis manentes corporibus, vel eisdem exutae, prout superius dictum est, sunt purgatae, mox in coelum recipi. Illorum autem animas, qui in mortali peccato vel cum solo originali decedunt, mox in infernum descendere, poenis tarnen disparibus puniendis". Das dem Kaiser Paläolog vorgelegte Symbolum scheint aber auch gegen den Monophysitismus gerichtet zu sein, der auch von den Armeniern begünstigt der Kirche viel Sorgen bereitet hat. Nicht nur der Kampf gegen griechische Irrlehren, sondern auch die Widerlegungsbestrebung der armenischen Irrtümer mögen im Hintergrunde der Entstehung der HieronymusLegenden und im allgemeinen auch anderer Todes- und Toten-Legenden des XIII. und XIV. Jahrhunderts stehen. Der Bischof Nerses von Lampron hat schon die Union der Armenier angestrebt, schon in den Jahren 1169, 1177 war — wie gesagt — diese Frage aktuell. Im Jahre 1289, — also kurz nach der Lyoner Synode, zu einer Zeit, wo der Papst Martin IV. über den 1876. Opuscule theol. S. 344 ff. ; im vorletzten Kap. XXIX. über die Existenz des Purgatoriums, übrigens vornehmlich über die These des Filioque. 1 Denz. S. 203. Kaiser Paläolog, als den neuerlichen „Gönner des Schismas" den Bann aussprach, zu einer Zeit, wo nach dem Tode des Kaisers (1282) sein Sohn Andronikus alle Spuren der Union zu vertilgen beflissen war und der später zum Patriarchen erhobene Chartophylax Veccus als Unionist 1284 exilierte, — verhandelte Papst Nikolaus IV. mit dem armenischen König Hayton oder Ayton II. über die Union der Armenier und diese Verhandlungen begünstigte der Patriarch Gregor mit einer ausführlichen Denkschrift. 2 Da die Armenier Monophysiten waren, handelt es sich dabei lediglich um die Anerkennung der Lehre von den zwei Naturen, zwei Willen und zwei Operationen in der einen Person Christi seitens der Armenier, was denn auf der Synode nach dem Tode des armenischen Königs Leo III. am 19. März 1307 zu Sis (Issus, jetzt Aias in Kilikien, nordöstlich von Tarsus) unter der Führung des Vorsitzenden Erzbischofs Constantin von Cäsarea auch geschah. Die armenische Frage wurde seither immer mehr in den Vordergrund geschoben. Von Guillelmus, Bischof von Paris, einberufen, verdammten die Pariser Theologen i. J. 1340 8 die Sekte der Armenier und einige griechische Sekten, deren Gründer u. a. Palama war. Die Armenier sollen nach ihnen behaupten, dass weder Menschen, noch Engel die Wesenheit Gottes betrachten können, dass der Satan schon im Moment seiner Entstehung schlecht war und es nie eine Zeit gab, wo er nicht schlecht gewesen wäre, und dass die Engel auf mehreren Plätzen auf einmal erscheinen können, ja überall auf einmal anwesend sein können, wenn sie es wünschen. Da im Jahre 1341 4 das Land der Armenier von seinen Nachbarn, den Sarazenen, immer mehr bedrängt wird, sieht sich König Leo IV. gezwungen, Hilfe bei Papst Benedikt XII. zu suchen. Der Papst ist aber nur unter der Bedingung zu einer Hilfsaktion bereit, wenn die Armenier von allen ihren Irrtümern, besonders was die Eschatologie anbetrifft, endgültig ablassen. Der Papst äussert diesen Wunsch in einem Brief, den er an den König von Armenien im August dieses Jahres richtet. Zugleich geht an denselben König eine Schrift von 117 Kapiteln ab : Inc. „Jam dudum ad audientiam sanctissimi patris et domini nostri domini Benedicti .. ." B Im XVII. Kapitel dieser Schrift wird den Armeniern vorgeworfen, dass sie an kein Purgatórium glauben, dass nach ihrer Vorstellung die Seelen der Heiden in den Grabmälern wohnen und Christus auch die Verdammten aus der Hölle befreit haben soll. Besonders der Bericht von der abergläubischen Form ihres Totenglaubens verdient grössere Aufmerksamkeit, da ja die „drei Heiden" der Legende von den drei Le2 Raynald 1289, Nr. 57 ; Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio. Bd. XXV. 140—148. 3 vgl. Raynald annus 1340, Nr. 72. 4 Raynald annus 1341, Nr. 45—47. • 5 vgl. Denzinger, S. 217-220, Nr. 532-549 ; Raynald annus 1341, Nr. 48-118.