KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

-269­III. Ein Urtext der Legende vo Nach einer von Guiseppe Ferraro in Fer­rara entdeckten Handschrift 1 Hs. : Ferrara, Bibl. com. Mss. Classe II. n. 21 l e. Erste Hälfte des XV. Jahrhunderts ; Florenz, cod. Laur. Plut. XC. infer. N°. 13, c 47 A. XIV. Jahrhundert. Nach Vigo und Künstle aus dem XII. Jahrhundert, nach W. Storck : Diss. Heidelb. 1910. S. 7. aus dem XIV. Jahrhundert. Aus dem Texte fehlen 2 Strophen, die die Rede des zweiten Königs einleiten. Ein Beweis dafür, dass die europäische Literatur diese Legende mit vielen anderen Mär­chen aus der morgenländischen, bzw. aus der arabischen Literatur entlehnt hat. Dieses Motiv war im XII. Jahrhundert erst nur in Italien be­kannt ; von hieraus machte es seine Wanderung durch alle Länder. Nach der viertletzten Strophe arbeitete der italienische Verfasser des lateini­schen Textes nach einem Gemälde. Derartige Gemälden finden wir aber in den europäischen Handschriften erst im XIII. Jahrhundert. Dieser Text zeigt in vier Richtungen grosse Wichtigkeit : 1). Durch diesen Text lässt sich vermuten, dass in Italien schon im XII. Jahrhundert derartige Legendenbilder vorhanden waren. 2). Die Tatsache, dass die Verbreitung der Le­gende im XII. Jahrhundert erst bis Italien reich­te, hilft auch zum Verständnis des Ursprunges ande­rer Motive. Schon K. Goedeke behauptete, dass die Motive der Everyman-Literatur 2 von Süden aus in die europäische Literatur gedrungen und wahr­scheinlich in Arabien entstanden sind. Diesen Weg hat auch die Legende zurückgelegt. Diesen Weg mussten auch die Darstellungen des Malerbuches von Athos machen. 3). Der Text is zwar nicht vollständig, — von den drei Lebenden sprechen nur der erste und dritte (12. bzw. 30. Str.), — doch bietet er eine gute Gelegen­heit, einen Einblick in die interessante Entwicklung auch dieser Legende zu gewinnen. Die drei Lebenden finden auf ihrer Jagd nur ein offenes Grab und auf dem Bilde musste nur ein Totenleichnam dargestellt sein, dennoch sprechen die zwei Lebenden von mehre­ren Toten. Auch später, auf der Darstellung des Klo­sters Sacro Speco, wird nur ein Totenleichnam dar­gestellt, aber in verschiedenen Stadien der Verwesung. Der Tote spricht in diesem lateinischen Text nicht. Das Motiv des Sprechens der Toten bekam die Legende un­ter dem Einfluss derschon besprochenen Grabschriften und der Hieronymus-Legende, die von der Kirche zu aszetischen Zwecken vielmals benutzt werden konnte. In der Bekehrungsgeschichte des hl. Silvester (t 1267) werden nur ein Toter und ein Lebender erwähnt. (Er ist also „der vierte Geselle", der sich bekehrt, seine Freun­de dagegen nicht.) Den sprechenden Toten gab man dann jene Textteile der Lebenden, die zu den Zu­schauern des Gemäldes gerichtet wurden (z. B. 10., 15. Str ). Der Text ist wegen seiner Lücken und Schreibfehler schwer verständlich. Am Anfang wird ausdrücklich von einem Toten und von drei Lebenden gesprochen. Darum wäre das Wort sepultoium in 1 hg. von Pietro Vigo : Le Danze Macabre in Italia. Bergamo. 1901 2. S. 82—87. und Künstle, (a. a. 0. S. 33—35.) Tab. A. IL + II4. Weitere ital. Fassungen : Monaci, Giorn. di filol. román. I. [1878] S. 243 if. ; Domenico Cavalca (1270—1342) ital. Übers, a. d. Franz. ; i. einer Samml. v. G. den drei Lebenden und Toten der dritten Zeile der dritten Strophe vielleicht mit „vivorum" zu ersetzen und „illo" wäre auf den einen Toten zu beziehen. Die Lebenden mussten auch nach dem gesprochenen Text von Furcht er­griffen niederknien oder sich auf die Erde werfen. Nur so kann die zweite Zeile der 16. Strophe erklärt werden : Ambobus jacentibus. 4). Der Text, welcher inhaltlich mit dem „Dies irae" und mit den Versen eines gewissen Bernar­dus (z. B. Strophe 10. : Ubi vestra pulchritudo . . . ? usw.) grosse Ähnlichkeit hat, beschreibt auch die Everyman-Todesgestalt (Strophe : 6-9.), die rasch (Str. 23.) dahinjagend alle Menschen mit sich reisst. Sie fängt die Menschen mit einem Netz (s. 32. der 23. Str.). Auch der Inhalt der drei Visionen, in die zuerst die Toten-Visionen- und später auch die Todes-Visionen-Legende zergliedert wurde, fehlt die­ser ersten Legenden-Darstellung nicht (z. B. Str. 7.: die Nichtigkeit der Macht . . . nec mitram. nec coro­nam ; Nichtigkeit der Jugend . . . Str. 9. nec florenti juventuti ; Nichtigkeit der Schönheit : Str. 10. Ubi vestra pulchritudo ; usw.) und auch die vadomori­arlige Aufzählung der Stände ist erkennbar. Diese Legendenform enthält also die Keime der Vereini­gung mit der Everyman- und Standesliteratur, sowie die der späteren Toten- und Todes-Visionen. 1. Cum apertam sepulturam Viri tres aspicerent, Ac orribilem figurám Intus esse cernerent, 2. Quendam scilicet jacentem 3 Nec recenter positum, Imo totum putrescentem, Squalidum et fetidum ; 3. Ossa inter et aliorum Iam nudata totaliter. Prius illo sepultorum (vivorum ?) Dixit unus taliter : 4. Quam est brevis nostra vita Cito transitoria ! Hos jacere fecit ita 4 Brevis mundi gloria. 5. Quod nos sumus, hi fuerere (sie !) 5 Nosque tales erimus : Monstrat hoc exemplum vere Si bene discernimus. 6. Impotentes et potentes Mordet mors finaliter : Imprudentes et prudentes, Quodlibet equaliter. Ferr. Hschr. Nr. 502. Bibl. civ. di Ferrara. 11. T. „La vis. p. la morte", Alf. Vorano. 2 Every-Man, Homulus und Hekastus. Hannover. 1865. 3 Ein Toter liegt im Grabe ! 4 Diese Pluralform kann nach dem Vorangegange­nen nur ein Irrtum sein, dessen Ursache die dreimal wie­derholte Abbildung desselben Toten sein mochte. 5 Der Spruch der Legende. Die Lebenden sprechen ihn, welche vor dem dreimal abgebildeten Toten stehen.

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