KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ERSTER TEIL. Einführung in den Stand der neuesten Forschungsergeb nisse

ERSTER TEIL Einführung in den Stand der neuesten Forschungsergebnisse I. Begriff und Name des mittelalterlichen Totentanzes Die Elemente der Darstellungen des Ver­gänglichkeitsproblems erreichten in den mittel­alterlichen Totentänzen ihre höchste Blüte. Der mittelalterliche Totentanz ist eine in der 2. Hälfte des XIV. Jahrhunderts entstandene literarische und künstlerische Ausdrucksform der Vergänglichkeit, als deren Grundlage die Uber­tragung der in drei Everyman-Szenen geglieder­ten arabischen Nichtigkeitsvisionen der Gesamt­legende auf die Standesreihe der Vadomori-Ge­dichte betrachtet werden muss. Im Totentanz wird das Sterben des Menschen in der todbrin­genden Macht des Todes oder der Toten per­sonifiziert und der Zeitpunkt der drohend nahen Todesstunde durch die Anwendung des orienta­lischen Zaubertanzes prophezeit, welchen Tanz die mittelalterliche Weltanschauung unter gno­stischem Einfluss mit der im Entführungsmotiv waltenden Notwendigkeit der Naturgesetze iden­tifiziert hat. Je nachdem, ob der Tod erscheint oder die Toten aus ihren Gräbern steigen, um die Standesreihe zu vernichten, heisst der Toten­tanz : Todes-Tanz oder Toten-Tanz. Die Begriffe werden schon in der 1. Hälfte des XV. Jahrhunderts durch die äusserlich gleiche Gestalt des Todes und der Toten verwirrt (Hei­delberger Toten-Todes-Tanz-Text) und es ent­steht der sog. „Toten-Todes"-Tanz, oder „Ge­spenster-Todestanz", in demdieGestaltdes „toten Todes" auftritt und der Anführer der Toten ist. Da vor der 2. Hälfte des XIV. Jahrhunderts überhaupt kein „Totentanz" existiert, kann vor diesem Zeilpunkt kein Werk, welches die Ver­gänglichkeit in irgendeiner Form darstellt, „To­tentanz" genannt werden. Die Zeit bis zur 2. Hälfte des XIV. Jahrhunderts heisst die „Vor­totentanzzeit". Die Zeit des mittelalterlichen To­tentanzes reicht bis Holbein hinauf (1538: erste Lyoner Ausgabe des Holbein-Totentanzes). Mit Holbein beginnt das Zeitalter des modernen Totentanzes. Nach dem heutigen „allgemein menschli­chen Totentanzbegriff" kann jedes Werk „To­tentanz" genannt werden, das mit einem tra­gischen Tod endet, wenn in ihm auch weder der Tod, noch ein Toter auftritt und wenn auch das Motiv des Tanzes wegbleibt. Viele modernen Werke sind Totentänze, ohne dass der Dichter sie auch so betitelt hätte. Der moderne Totentanz ist aber nicht nur die Darstellung des tragischen Todes, sondern auch des jammervollen, tragischen Lebens und wird von den Dichtern selbst „Lebens-Tanz" genannt. Schon im Mittelalter haben die verschie­denen Totentänze andere Namen erhalten, in denen der wahre Inhalt der Werke nicht immer berücksichtigt wurde. Der erste Totentanz hiess spanisch „Danga della muerte", d. h. „Todes­Tanz ": uzw. „Danga general", „Der allgemeine Todes-Tanz." So wird der Totentanz auch heute noch z.B. englisch „Dance of Death", italienisch „Danza della Morte", ungarisch „Haláltánc" (Todes-Tanz) genannt. Die Heimat des „Toten-Tanzes" ist Frank­reich. Der erste „Toten-Tanz" in La-Chaise-Dieu hat keinen Namen. Aber der berühmteste To­ten-Tanz in Paris wurde „Danse Macabre" ge­nannt. Nach van Praet und Ellissen ist das ein arabischer Name und bedeutet „Kirchhofs-Ver­sammlung", „Kirchhofs-Spiel", „eine Art des Einherschreitens im Kirchhof". Man kann diesen Namen geschichtlich nur mit der sog. „Othber­tus"-Legende identifizieren, in welcher eine Grup­pe von lustigen Bauern im Kirchhof vor der Kirche „nach heidnischen Sitten" tanzend einen Priester im Messelesen gestört hat und zur Strafe ein Jahr lang tanzen musste. Aber im Toten-Tanz tanzen Tote mit den Lebenden. Die Toten steigen aus ihren Gräbern, um die Lebenden zu töten. Der Toten-Tanz ist also ei­gentlich kein „Danse Macabre" und hat ausser der Legende von den Toten, die dem bedrängten Everyman zu Hilfe kommen und seine Feinde in der Form des Tanzes töten, mit dem „Kirch­hofs-Tanz" weiter keine Berührung. Die Zeitge­nossen haben die Ähnlichkeit zwischen den Darstellungen des aus der Totenlegendenform der Gesamtlegende entstandenen Toten-Tanzes und der Legende vom Kirchhofstanz bemerkt und haben dem Toten-Tanz den Namen des Kirchhofstanzes gegeben.

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