KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
in die Betrachtung der ewigen Freuden der Seligkeit mündet. 1 En ähnliches Gedicht erschien im XXX11I. Bd. der Anal. hymn, von Dreves 2 unter dem Titel : De Contemptu omnium vanitatum, nach der Handschrift Cod. Palat. Matriten. 2 N 4. saec. XIII—XIV. Anf. „Vanitatum vanitas / Carnis ingenuitas. .." Ende: „Mearum rubiginem / Purgetis culparum". Ausser den üblichen Vorstellungen von der Falschheit der Welt, von der Geburt des nackten Menschen aus dem Staub und von seiner Rückkehr in die Erde, von der unsteten Beschaffenheit des menschlichen Lebens, das wie die Blume Knospen treibt, aufblüht und im Nu verwelkt, tritt in der? —8 Strophe die Beschreibung des kläglichen Ausgangs der Seele in der Weise auf, wie sie dann später auch in der Altercatio von der wehklagenden Seele verkündet wird : 7). Mortuus deicitur, Terra circumcluditur, Luto collocatur, Foenum sui lectuli Corrodunt vermiculi, Quibus pratum datur. 8). 0 quam fallax gloria, Quam fallax fiducia Carnis in decore. Quae nullum dat alium Fructum nisi vermium Massam cum foetore. Wenn hierauf der „stridor", welcher nach den Freuden der Welt der Seele im Jenseits zuteil wird (Str. 9—11), sowie das schreckliche Urteil beschrieben wird, welches Gott über den Sünder fällt (Str. 12—14), so ist darin der Rahmen zu erblicken, in dem nachher die Altercatio ihren Gedankengang zur Geltung brachte. 3 Die hier registrierten Gedichte sind ausnahmslos Monologe des Lebenden, der das künftige Los seiner Seele betrachtet. Diese Monologe sind jenen Monologen gegenüberzustellen, welche die Seele noch im Körper weilend sprach und den Körper der Tyrannei beschuldigte. Das Zwiegespräch zwischen einem Lebenden und Toten, als eine erlebnisartige Betrachtung des körperlichen Verwesungsganges, 1 u. a. werden erwähnt : superbi, avari, regnantes, iuventus, pulchritudo, feminae, poculum, ridentes, senex, infans usw.; vgl. Dreves, Anal hymn LI. Thesauri hymnologici hymnarium. Die Hymnen des Thesaurus hymnologicus. H. A. Daniels. Leipz. 0. R. Reisland. 1908. Zweiter Teil : Hymnodia Hiberno-Celtica saeculi V —IX. Nr. 259. S. 352—356 nach der Handschrift : Collect, ms. Sangallense, saec. IX—X. Cod. Civitat. Turice C. 78. A. — Eine Veröffentlichung des Textes nach zwei Handschriften, deren eine sich aus St. Gallen stammend in Zürich unter der Signatur Cod. C 78 befindet und mit der Quelle A identisch ist, wurde von Melch. Haiminsfeldius Goldastus in der Paraeneticorum Veterum Pars 1. Insulae, 1604. B. redigiert. Das Gedicht besteht aus 30 vierzeiligen Strophen ; Anf. : „Mundus iste transibit, cotidie decrescit . . ." Ende : „Tunc rex regum, rex mundus, / a mundis videbitur". Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 12 [1893] Nr. 11814. 2 S. 259-260, Nr. 241. 3 Das Gedicht umfasst zusammen 14 sechszeilige Strophen : vgl. ein ähnliches Gedicht bei Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Boll. 1611897] Nr. 21117,21118 verzeichnet. entstand — wie gezeigt wurde — aus einer Kompilation jener Monologe, welche der Totenkörper als Gisant-Typ-Beispiel und der Lebende als ein Beobachter des Vernichtungsprozesses sprach. Auch das Zwiegespräch zwischen Seele und Körper, welches das überirdische Los der Seele in der Sterbestunde und im Jenseits veranschaulicht, hat Monologe zur Grundlage, in denen bald der Lebende das künftige Schicksal seiner sündigen Seele beweint, bald die schon verdammte Seele sich über ihre hoffnungslose Lage beklagt. Ein Monolog des Menschen, der den kläglichen Ausgang seiner eigenen Seele sieht, ist das Gedicht „De die Mortis" des hl. Petrus Damiani (ca. 1006/7 in Ravenna — f 1072 im Kloster S. Maria vor den Toren von Faenza), des Kardinalbischofs von Ostia. Der Text wurde nach Handschriften des XV. Jahrhunderts 4 von Dreves in den Anal. hymn. Bd. XLVIII. S. 62—63, Nr. 63 (48) veröffentlicht. 6 Aus dem „Ausgang der Seele" wird hier schon ein „spectaculum". Die Seele verabschiedet sich vom Körper mit grossem Ach und Weh, während der Körper seine Sinne verliert. Sofort nach dem Austritt der Seele vom erlahmten Körper läuft eine unzählige Menge von bösen Geistern und Engeln herbei, um die Seele ihrer Verdienste gemäss zu behandeln. Auch die Gedanken, Worte und Taten stellen sich zu beiden Seiten der Seele auf, um ihr auf dem Wege vor den ewigen Richter ein Ehrengeleite zu geben. Es erscheint das Gewissen und beweint jene Taten, welche nicht mehr gutzumachen sind. Das Gedicht endet mit einer meisterhaften Schilderung des heissen Kampfes, welchen die Geister um den Besitz der Seele bestehen. Da der Text einen interessanten Einblick in die Geschichte dieser Motive bietet, soll er hier in seinem ganzen Umfange mitgeteilt werden : 1. Gravi me terrore pulsas, vitae dies ultima, Maeret cor, solvuntur renes, laesa tremunt viscera, Tui speciem dum sibi mens depingit anxia. 2. Quis enim pavendum illud explicet spectaculum. Cum dimenso vitae cursu carnis aegrae nexibus Anima luctatur solvi propinquans ad exitum ? 3. Perit sensus, lingua riget, resolvuntur oculi. Pectus palpitat, anhelat raucum guttur hominis, Stupent membra, pallent ora, decor abit corporis. 4 vgl. Migne, Patr. lat. CXLV. Sp. 977 ff. D. - Collect. ms. Claraevallense saec. XV. Cod. Trecen. 1612. A. — Collect, ms. Mediolanense saec. XV. Cod. Ambrosien. F. 13 sup. B. — Collect, ms. Zwollense saec. XV. Cod. Zwollen. Emmanuelshuizen 434. C. 5 vgl. Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 11 [1892], Nr. 7467.