KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

tamorphosen des Apulejus 1 erzählt Thelyphron 2, wie die Leiche eines Vornehmen die ganze Nacht bewacht werden muss, damit die Harpyien das Gesicht des Toten nicht verstümmeln. Wenn sie der Leiche nicht habhaft werden können, so rä­chen sie sich am Wächter, der dann für den Toten irgend ein Körperglied einbüssen muss. Es ist also derselbe Kampf der Geister um die Herrschaft über den ganzen Menschen, den die Kirchenväter unzähligemal als den Kampf der Engel und Teufel bezeichnen. Dieser Kampf hat in seiner christlichen Umgestaltung vieles mit jenem Krieg gemein, den die Engel unter der Führung des Erzengels Michael am Weltende gegen den Höllendrachen führen 3. Wie die übrigen heidnischen Motive, so nimmt der Gedankenkreis der Altercatio animae et corporis in den Schriften der ersten christli­chen Schriftsteller in der Form einzelner Vorwürfe Platz, welche die Heiden gegen das Christen­tum laut werden lassen. So finden sich in den Werken des hl. Justin (tea. 165), in seiner Ora­tio und Cohortatio ad Graecos, sowie in seinen zwei Apologien und im Dialog mit dem Juden Tryphon (Rabbi Tarphon) Ansätze, welche schon den Grundgedanken des Dialoges der Seele und des Körpers merken lassen 4. In dem Dialog „Oc­tavius" (in den letzten Jahrzehnten des II. Jahr­hunderts oder am Anf. des III. Jhs.) von Mar­cus Minucius Felix 5 wird den Christen von einer Gestalt des Dialogs, von Caecilius vorgeworfen (Kap. XI.), dass nach ihnen die Seelen ihrer Sünden wegen im Jenseits von einem schreck­lichen Richter verdammt werden, der sie un­barmherzig bestraft, obwohl die Seele des Men­schen einem bösen Los anheimfallend für ihre Taten nicht verantwortlich gemacht werden kann. Von dem furchtbaren Schicksal der Sünder nach dem Tod haben nur die Dichter in ihren irre­führenden Liedern gesungen und „die Christen haben ihnen Glauben geschenkt. Ähnliche An­spielung auf das Wesen der späteren Alterca­tio tauchen in den Históriáé Babylonicae des Syrers Jamblichus aus Chalkis (t um 330 n. Chr.) auf, der als Neuplatoniker und Sammler Pytha­goreischer Lehren auch anderwärtige Verdienste erwarb 6. In zwei Werken eines anonymen Ver­fassers, eines unbekannten Schülers des hl. Mar­tin, Bischof von Tours (ca. 316—397) tritt schon der legendarische Inhalt in den Vordergrund 7. Besonders die eine Schrift mit dem Titel : Mi­raculum quod contigit in festivitate translationis Sancti Martini, welche sich in der Handschrift Bibl. d'Alengon Ms. nr. 125 (saec. XI. aus dem 1 Der goldene Esel ; Bibl. script, graec. et roman. Teubner, Apulei opera quae supersunt, Bd. I. S. 42—50 ; ed. Helm. Leipz. 1907. 2 lib. II. 21-30. 3 vgl. Apok. 12, 7. 9. 4 vgl. Migne, Patr. graec. (latiné tantum) IV. 6 Migne, Patr. lat. III, Sp. 239-376. 6 vgl. ed. Photius . BißXio^fjxrj, S. 130-137 der Aus­gabe 1601 ; De mysteriis Aegyptiorum, ed. Ueberweg I, 12, S. 612 ff. 7 veröffentlicht von Achery, Spicilegium, Bd. I, S. 1. ff. Klosler St. Evroult stammend) befindet, wurde inhaltlich in die meisten Legendarien des Mit­telalters aufgenommen und vielfach variiert. Auf einer weiteren Stufe der Entwicklung tauchen zunächst Gedichte auf, welche den Kampf der Seele in einer Weise beschreiben, die als der Monolog eines Lebenden die Seele zwar nicht sprechen Iässt, aber auch nicht mehr den im Leben zur Geltung kommenden Zwie­spalt zwischen Körper und Geist vor Augen hält, sondern eher den kläglichen Ausgang der Seele in der Todesstunde inszeniert. Dieser Umschwung ist vor allem schon in einem Gedichte „De bre­vitate huius vitae" des hl. Eugenius, des Bi­schofs von Toledo, 8 bemerkbar. Es ist ein Ge­spräch des Autors mit sich selber. Die Wendung „Die, ubi sunt?" erscheint in der 5. Strophe noch in der Form „Die, quid tibi ?". Die 6. Stro­phe ist die Betonung der Verlassenheit Every­mans in der Todesstunde. (Die Anfänge der Strophen 1—4: 1). „Crimi­num mole gravatus .. ." etc. 2). „Mundus, ecce, nu­tat aeger . . ." etc. 3). „Eugeni miselle, plora, . . ." etc. 4). „Cur inique concupiscis / falsa mundi gau­dia . . ." etc.) 5). „Die, miser, carne soluta quid tibi solacium ? Nil boni portabis illic, quo recedat ultio, Poena te cremabit ardens, anxiabit spiritus. 6). Nemo te, miselle, crede, nemo consolabitur, Non parentes aut propinqui, non sodales optimi ; Cuncta te proeul abibunt, quae amasti dulciter". (Versanfänge der Strophen 7—10: „Corrige, crudelis, actus, . . ." etc. 8). „0 Deus, bonum perenne, . . ." etc. 9). „Nolo me, pater, Averni / maneipes incen­dio, . . ." etc. 10). O, genus mortale, . . . Expl. : do­nat indulgentiam". 9 Die Anspielung auf die Untreue der „ir­dischen Freunde" Everymans führte in man­chen Gedichten zu einer Erweiterung des Ge­dankenkreises, der mit dem „Ausgang der Seele" in Verbindung stand. So wird zum B. in dem Ge­dichte „De Vanitate et Miseria Vitae Mortalis" . welches dem hl. Kolumban, dem Abt von Luxeuil und von Bobbio (ca. 530—615) zugeschrieben wird und nach Dreves 1 6 im VI. Jahrhundert von einem Iren gedichtet wurde, nicht nur die Idee des Lebensrades vom täglichen Verwesungs­gang der Lebenskräfte unterstrichen, sondern im Zusammenhange mit den Leiden der vom Körper scheidenden Seele auch eine Reihe von „Nichtigkeiten" wird dargestellt, welche zuletzt 8 1 657; vgl. Migne, Patr. lat LXXXVII, Sp. 347— 418; veröffentlicht von Dreves, Analecta hymnica L, S. 91, Nr. 74(2) nach den Handschiften : Cod. Parisin. 8093. saec. VIII. A. — cod. Parisin. 2832. saec. IX. B. — cod. Legionen. 8. saec. X. C. — und cod. Bruxellen. 8860—67. saec. X. D ; zusammen zehn sechszeilige Strophen. 9 Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 29[1910] Nr. 36446. 1 0 Anal. hymn. LI, S. 356.

Next

/
Oldalképek
Tartalom