KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
aus Chrailsheim 1 tritt nach der Bekehrung Everymans nicht sein Tod ein. Er bequemt sich viel mehr zu einer Ehe und lebt in Ruhe und Freuden weiter. Mit Davids und Uria's Geschichte wird die Everyman-Legende im Stück : Ursprung des Menschen . . . usw. von Valten Voith 2 vermengt. „Die Anfechtung des Menschen vom Teufel" ist der Grundgedanke des EverymanDramas von Alexius Bresnicer. 3 „Der geistliche Ritter" Friedrich Dedekinds 4 ist ebenfalls Everyman. Auch Venus und Cupido treten auf im Drama : Der jrrdisch Pilgerer von Johannes Heros. 5 Die Anfangsszene des Homulus-Dramas von Clemens Stephan von Buchau 6 erinnert an Goethes Faust. Vollständigkeits halber sollen noch Peter Meckel, 1 Thomas Kirchmeier von Straubingen, Joh. Joseph Beckh 8 und der siebenbürgische Dichter Georg Reypchen 9 erwähnt werden, in dessen „Spiel von den sieben Weisen aus Griechenland" ebenfalls alte Motive wiederkehren. Im Dienste der protestantischen Streitschriften steht das Everyman-Drama „Mercator" des Thomas Naogeorg. Im „De dudische Schiomer ..." des Johannes Stricerius 1 0 bekommt der reiche Schlemmer vom Gottesboten, von einem Engel, einen mächtigen Stoss. Er erkrankt, wird aber vom Priester geheilt. Kaum will er aber sein unzüchtiges und zügelloses Leben fortsetzen, erscheint der Tod und schleppt ihn vor den Gerichtsstuhl Mosis, der über ihn das Urteil der Verdammnis ausspricht. Er wird verdammt und in der Hölle von den Teufeln gepeinigt. Er ruft Christus zu Hilfe. Plötzlich finden wir ihn von seinen Verwandten umgeben am Sterbebett, da ja das Urteil Mosis — das jetzt vom Priester aufgehoben wird — nur eine Vision war, die der „Visio Philiberti" sehr ähnlich ist. Der Schlemmer bekehrt sich und stirbt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Drama „Fünfferley betrachtnussen ..." von Joannes Kolros, das am ersten Sonntage nach Ostern 1532 in Basel aufgeführt wurde und auch im Druck erschien. 1 1 (1.) Ein Jüngling tritt mit seinen Gesellen auf und will mit ihnen heute, Ostersonntag, einen Tanz zurüsten, der bis morgen dauern soll. Der Pfarrer erfährt seinen Plan und hält eine Strafpredigt an ihn. (2.) Nachdem der Pfarrer von den Jünglingen grob beschimpft wird, geht er warnend ab. Die Jünglinge wollen mit den Jungfrauen einen Tanz beginnen. Kaum beginnt der Tanz, als der Tod erscheint und seinen Pfeil auf den Jüngling losdrückt. Dieser muss die Nichtigkeit der Liebe erfahren, als sich seine schöne Partnerin mit den Worten flüchtet : „Allmott by dir blyb ich nit mee. Das mir 1 Nürnberg, 1539. 2 Voigt ; Magdeburg, 1588. 3 Freib, 1553. 4 Vessen, 1590. 5 Nürnberg, 1562. 6 Nürnberg, 1568. 7 Neustadt an der Aisch. 8 Schauplatz des Gewissens. 9 Pfortzheym, 1559. 1 0 Stricker, Lübeck, 1584. 1 1 1535 ; Zürich. nit ouch also ergee". Der Jüngling versucht ebenfalls dem Tode zu entkommen. Dieser erwischt ihn mit seiner hölzernen Sense und stösst ihn nieder. Da aber der Jüngling seine Sünde bekennt und um eine Frist fleht, hebt ihn der Tod wieder vom Boden und hält ihm eine Mahnrede darüber, dass der Tod niemanden verschont und wie ein Dieb bei Nacht die Menschen erschleicht. Da der Mensch nicht wisse, ob er noch einen einzigen Tag haben werde, solle er wachen und alle üppigen Freuden meiden. Der Mensch möge ihn näher betrachten ; so wie er. der Tod, sei, wird auch der Mensch getan werden. Sein Leib wird die Speise der Würmer. (Es ist eine Vermengung der Todesgestalt mit der Gisant-Typ-Totengestalt.) Der Jüngling gelobt frommes Leben. Hierauf folgen Szenen, welche den Einfluss der Trier-Homburg-Donaueschingener Gesamt-LegendenForm auffällig bestätigen. (3.) Der Jüngling tritt in demütiger Kleidung auf und wird von seinen Gesellen wegen dieser Lebenswendung verspottet (bastützler, bocksteützler, ein stiller trüsseler, teusseler, lufätsch, lauszbub, apostützler, hutzinger, d. h. Heuchler, Frömmler). Sie können aber ihn nicht in ihre Gesellschaft locken. Der Praedicant erscheint und hält ihm eine Lehre über die Nichtigkeit der Welt. (4.) Der Teufel (mit Gänsefüssen, Gemshörnlein) will den Jüngling auf den Weg der Sünde locken und macht ihm Vorwürfe* dass er so weibisch (gredtisch) einhergehe. Der Jüngling geht auf seinen Betrug nicht ein. Der Teufel wird zudringlich und boshaft. Der Jüngling verjagt ihn und bittet Gott, ihm einen Engel zu Hilfe zu senden. Der Engel erscheint und führt ihn in das Paradies. Hier wäre die Handlung zu Ende. Aber der Gesamtlegende entsprechend wird auch das Schicksal der untreuen Freunde Everymans erzählt. (5.) Die Jungfrau will sich vor dem Tod über den Rhein flüchten. Der Narr will sie begleiten. Der Tod kehrt wieder und droht, sie auch dorthin zu verfolgen. Da tritt der Teufel auf, ein grosses Register (rodell) an einer Kette einherschleppend und trägt einen Buben davon, weil er das Vaterunser nicht, wohl aber alle Flüche kann. Der alte Schultheiss hält die Schlussrede an die Kinder und Eltern, (vgl. die Beschreibung bei Goedeke.) Ähnliche Ausführungen fand dieser Stoff in den späteren Schuldramen. 1 2 Der Begriff des Everyman-Dramas entstand erst im XVI. Jahrhundert. Daher hat auch die Frage, ob derartige Stücke auch im frühen Mittelalter aufgeführt wurden, für die Entstehungsgeschichte des Totentanzes keine wesentliche Bedeutung. In den bekannten Dialogen des Reichen mit dem Tod (Berlin, Avignon), sowie im spanischen Todestanztext finden sich zwar Ansätze zu einer theatralischen Gestaltung, aber das Vorhandensein oder Fehlen der Angabe einer tatsächlichen Aufführung ist aus entstehungsgeschichtlichem Standpunkt kein Problem mehr, „da nach unseren Ausführungen die textliche Uberlieferung viel grössere Rolle spielte. Nur zwei „Aufführungen" der Totentänze könnten ernst genommen werden, aber auch in diesen Fällen ist das aufgeführte Spiel weder 1 2 z. B. „Drama Tragicum de Juuene /primis annis pijssimo et Reli-/giosissimo, post daemonis /imposture, impijssimo/ et damnato. Wien, Cod. 13246. XVII. Jh.