KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

In der späteren Form der Everymanlegende wird diese zu einem Dialog des Menschen mit dem Tod. Einige dieser Dialoge werden in die­sem Werke wiederholt veröffentlicht. Die meist übliche Form, welche Verbreitung fand, ist eine Verkürzung der Everymanlegende und ist die Darstellung einer Nichtigkeit (Jugend, Reich­tum usw.). Sie wird „Everymandialog" genannt und ihre Entstehung fällt knapp vor die Erschei­nungszeit der Totentänze. Der Tod verkündet dem Menschen sein nahes Ende und dieser bekommt von ihm eine kurze Zeitfrist zur Be­kehrung. Anf.: „Quis es tu, quem video ... ?" usw. Die Fassung wird meistens zur Familie der Streitgedichte gerechnet. Ausser der Erweiterung der Everymanle­gende, die ihr seitens der Legenden von den drei Lebenden und drei Toten und der Vadomori­gedichte zugeführt wurde, hat diese auch einen besonderen Entwicklungsgang, der ins mittel­alterliche Mysteriendrama mündet. Es ist sicher festzustellen, dass Szenen, die sich auf den Tod oder auf den Zustand der Seelen in der Unter­welt beziehen, schon bei den ältesten Völkern in einer primitiven Art theatralisch, in dialogi­scher Form aufgeführt worden sind. Die Eleu­sinischen und Orphischen Mysterien waren nur ein Zweig dieses indogermanisch verbreiteten Gebrauches. In Rom hat man unter Kaiser Caligula die Schrecken der Unterwelt aufgeführt, wie es Suetonius in seinem Werke über Cali­gula (Kap. 57, 4) aufgezeichnet : „Parabatur et in noctem spectaculum, quo argumenta inferorum per Aegyptios et Aethiopas explicarentur". Da­bei ist der Einfluss des Orients in derartigen Darstellungen durch die Erwähnung der Ägyp­ter und der Äthiopen charakteristisch. Auch die Höllenfahrt-Literatur ist orientalisch., denn die Petrus-Apokalypsen wurden einem Ägypter ins Grab mitgegeben und dort hat man sie ent­deckt. Dies ist umso wichtiger, da der erste Auftritt des orientalischen Teufels-Todes (auch in der História Josephi) mit der Siegesszene der Höllenfahrt Christi in Verbindung steht. Diese Tradition lebt auch im Mittelalter. Am 1. Mai d. J. 1304. wurde von dem Zeitgenossen Dantes, vom Maler Buffalmaco, am Ponte di Carria, wel­cher über den Arno führt, die Hölle dargestellt. Am Ende des gespielten Stückes und Aufzu­ges stürzte die Brücke ein und begrub viele unter sich, die in den Fluten spurlos ver­schwunden sind. Ausser diesen Höllendarstel­lungen gab es aufgeführte Everyman-Szenen, zu denen auch die sog. Everyman-Dialoge ge­hören. Im Don Quijote von Cervantes be­gegnet der Hauptheld einer Totenprozession und der „Acteur" sagt: „Mein Herr! wir sind Acteurs der Brüderschaft des bösen Engels. Wir haben soeben zur Feier des Festes die Tragödie der verschiedenen Stände aufgeführt. Der da ist der Tod, jener der Engel ; diese Frau stellt die Königin vor, jener den Kaiser und da ist der Soldat und ich, zu Diensten, bin der Teufel, eine der Hauptpersonen". Es war also ein Stück, in dem die Nichtigkeit der Schönheit, des Reich­tums und der körperlichen Stärke im Rahmen der Ars-Moriendi inszeniert wurde. Diese Spiele traten mit den Gebräuchen des Volkes in eine innigste Verbindung (s. das Siebenbürger Kö­nigsspiel). Diese Volksspiele wurden vom Anfang des XVI. Jahrhunderts zu grösseren Dramen erwei­tert. Eines der wichtigsten ist das „ moral play" aus dem XVI. Jh. mit dem Titel „ Every-man" } Es genügt die Kenntnis des Inhalts, um die weit vorgeschrittene Entwicklungsstufe der Everyman­legende zu erkennen. Gott sieht, vom Himmel auf die Erde blickend, das sündhafte Leben Jedweders, Jedermanns und sendet erzürnt seinen Boten, den Tod zu ihm, da er von Jedwedem über seine Taten ohne Säumen strenge Rechenschaft verlangen will. Der Tod er­scheint bei Jedweder und kündet seine letzte Stunde an. Umsonst fleht dieser um Gnade und bietet seine Güter dem Tod vergebens als Lösegeld an. Noch heute muss er sterben. Der Tod lässt ihn allein, da­mit er sich auf den Weg rüste. Verzweifelt ruft er die Freunde, seine Frau, die Verwandten, sein Gut zu Hilfe. Umsonst. In seiner Verlassenheit wendet er sich an die Frau Good-dedes (die guten Werke), die ihn gerne begleiten möchte, aber sie liegt wegen der Sünden in Banden und ist unvermögend sich zu rühren. Durch ihre Schwester Know-Iege und Confession kommt sie zum neuen Leben. Auch Ver­stand, Stärke und Schönheit bieten samt Fywe-wittes (Fünfsinne) dem Everyman ihre Dienste an, mit dem Versprechen, ihn treu begleiten zu wollen und nie zu verlassen. Everyman empfängt die Sterbesakra­mente. Kaum aber tritt die Agonie ein, wird er auch von der untreuen Freundin, von der Schönheit, von der Stärke und vom Verstand, sowie von den Fünf­sinnen verlassen und nur Good-dedes steht ihm bei. Ein Engel führt ihn singend vor den Thron Gottes, nachdem sein Körper vom Tod getötet wurde, (vgl. die singenden Engel der Migne-Legende). Der besprochenen Moralität entsprechende Motive werden im Drama „Homulus" von Pe­trus van Diest 2 bearbeitet. Im Drama von Christi­an Ischyrius 3 wird der Name Everymans erklärt : „Quilibet ante fui, mutato nomine dicor Nunc Homulus: per me nam resipiscet homo." Erwähnenswert ist das Bühnenwerk von Jaspar v. Gennep 4 und das „Hekastus"-Drama des Georg Lankveld, alias Macropedius. 5 Die Handlung des letzteren, sowie der Inhalt eines Dramas von Laurentius Rappolt (1552) stimmt mit Hans Sachsens Hecastus-Drama (6. Sept. 1549) überein. Hans Sachs hat die Geschichte Everymans mit seinen drei Freunden auch in einem Gedichte bearbeitet : „Die drei freund im Tod des Menschen." 6 Bei Leonhard Culman 1 ca. 1529: aus einem Lincolner Original von Haw­kins 1773 Oxford herausgegeben : s. Karl Goedeke : Every Man, Homulus und Hekastus. Hannover. C. Rümpler, 1865. 2 Diesthemius, Antwerpen, 1520. 3 Maastricht. 1536. 4 Köln, 1540 ; Der rückfällige Sünder. „Der Sünden loin ist der Toid". 5 Utrecht, 1538. 6 Nürnberg, 1558 1, 1, 100 ff. vom 23. Sept. 1556.

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