KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

und dem Geist" war schon im Grundstock der Märchensammlung, unter den aus dem Persi­chen im 3. Jahrhundert der Hidjra-Zeitrechnung ins Arabische übertragenen „ 1000 Geschichten" vorhanden. Die Sage von den in Krüge gesperr­ten Geistern ist also ziemlich alt und wurde im Mittelalter auch von den christlichen Legenden­auktoren gerne verbreitet. So z. B. fehlt sie auch in der Legenda Aurea nicht. 1 Im Abschnitt „Von Sanct Margareta" erzählt es der Heiligen der Teufel selber, wie Salomo die abtrünnigen Geister in Krüge geschlossen hat, wo sie., ver­dichtet weilen und der Erlösung harren. Öffnet man diese Krüge, so steigen die Geister in der Form eines Rauches aus dem Gefäss empor. Um wörtlich die Stelle in deutscher Übersetzung anzuführen : Der Teufel erklärt, „dass er einen natürlichen Hass habe wider alle tugendhaften Menschen, und ob er gleich oft von ihnen werde besiegt, so suche er sie doch zu verführen ohn' Unterlass, denn er neide den Menschen die Se­ligkeit, die er selber habe, verloren ; also wolle er sie den anderen rauben, da er sie selbst nim­mer möge wiedergewinnen. Er erzählte auch, dass Salomo die unzählige Schar der Geister in ein Gefäss habe gebannt ; da nun Salomo tot war, Hessen die Geister ein Feuer über dem Gefäss erscheinen, also dass die Menschen ver­meinten, es wäre darin ein grosser Schatz ver­borgen ; darum zerbrachen sie das Gefäss, und die Geister wurden frei und erfüllten die Lüfte." Das Märchen von der „Metallstadt" ist ein besonderer Fall der interessantesten Motivkom­binationen. Wie im besprochenen Stück der Gesta Romanorum, spielt auch hier eine teuf­lische, mysteriöse Statue die Rolle des Weg­weisers zur verzauberten Stadt, deren Bewohner ebenfalls visionenartig und leblos inmitten ihres alltäglichen Treibens erscheinen. Dabei vereinigt das Märchen die Vision der Nichtigkeit des Reich­tums und der Weltmacht mit der Nichtigkeit der Schönheit (Vision im Innersten des königli­chen Palastes). Die Aufschriften an den Toren und Grabsteinen führen die Toten sprechend auf und bringen die Nichtigkeitsgedanken mit der Anwendung der im Mittelalter üblichen Form „Die, ubi sunt ?" zum Ausdruck. Die Anspielung auf die Gestalt des Alexander zeigt übrigens, dass dem Verfasser des Märchens auch jene Gi­sant-Typ-Szene am Sarge des grossen Makedo­nien, sowie die phantastischen Erzählungen, mit welchen seine Gestalt die verschiedenen Alexan­der-Romane, der in Alexandria entstandene grie­chische Pseudokallisthenes, 2 dessen von Julius Valerius ca. 300 verfasste lateinische Bearbei­tung, 3 sowie die byzantinische „História de proe­liis" (vom Priester Leo abgeschrieben) und eine 1 vgl. Jacobus de Voragine. Legenda Aurea deutsch von R. Benz. Jena 1917. Eug. Diederich : Bd. I. Sp. 606. 2 300 n. Chr. ; hg. v. Müller, Paris 1846 ; von W. Kroll, 1926; übers. Ausfeld: Der griech. Alexanderroman 1907. vgl. die symb. Szenen des dt. Alexanderliedes ca. 1138. 3 hg. von Kübler, 1888 : in einem lat. Auszug hg. von Zacher, 1867. neapolitanische Variante (ca. 941—959) umwö­ben, vor den Augen schwebten. Dem Moham­medaner war die Gestalt Alexanders auch aus der 18. Sure des Korans bekannt, 4 zu deren Schluss Alexander Dhulkarnain, „der Zweige­hörnte" genannt wird (auf den Münzen als zwei­hörniger Juppiter Ammon gezeichnet) und in ihm, im traurigen Los des siegreichen Herrschers, die Nichtigkeit der Weltmacht vor die Augen der Gläubigen tritt. Es folge hier eine ausführliche Besprechung des Märchens von der Metallstadt, um in das feine Gewebe der miteinander verwickelten orien­talischen und abendländischen Motive einen Einblick zu gewinnen. Ein Chalif der Dynastie der Umaijaden (welche 750 mit Mervan gestürzt wurden, um den Abbásiden Platz zu geben), Abd el-Málek (Abdamalik) ben-Mer­van von Damaskus, sprach mit den Weisen seines Landes gern über die Taten des Soleiman ben-Daud und von seiner Macht über die Dschinn. Eines Ta­ges hörte er von den Krügen, in welche der Mächtige die widerspenstigen Geister versperrt hat. Da dieser Erzählung der Herrscher scheinbar wenig Glauben schenkte, bestätigte ein berühmter Reisender seines Hofes, Taleb ben-Sel, die Wahrheit dieser Sage, in­dem er vorgab, dass Soleiman die fraglichen Krüge in West-Afrika, unweit von Magreb in das Meer schleudern liess. Auf den Rat des Reisenden wird dieser vom Chalifen mit einem Befehlsschreiben an den Emir von Magreb, an Mussa ben-Nossair, ge­schickt, damit er ihm von den genannten Messing­krügen — aus denen nach dem Erbrechen des Sie­gels die Geister sich in der Form eines Rauchqual­mes entfernen sollen — einige verschaffe. Der Emir bricht unter der Führung eines weissen Scheiks, Abdossaman, auf und gelangt auf der Suche nach dem Berg, zu dessen Füssen sich die erwähnte Stelle des Meeresufers, sowie die verrufene „Metallstadt" befinden soll, zu einem Palast aus chinesischem Stahl. Ausser den unzähligen Raben, welche die Bleikuppel des Gebäudes belagerten, war kein Lebe­wesen zu sehen. An der Fassade über dem Haupttor befand sich eine Aufschrift, welche den Wanderer auffordert, einzutreten und das Los jener zu betrach­ten, die einst hier Herren waren und die der Tod wie Spreu in den Wind gestreut hat ! — Es folgt eine sehr interessante und imposante Gisant-Typ­Szene. Der sprechend eingeleitete Tote erwähnt nicht nur das Motiv der Verlassenheit des bedrängten Everyman, sondern betont zuletzt auch die vom Epi­kureismus her bekannte Aufforderung zum vollen Lebensgenuss. — Vor einem Granitturm, der sich im Hofe des erwähnten Palastes befand, erblickten nämlich die Mitglieder der Expedition hundert Gräber um einen mächtigen, kristallenen Sarkophag aufge­stellt, dessen Aufschrift sich zum Wanderer wendet, als spräche der Tote selber : Meine Macht ist hin. Was habe ich nicht erlebt ? Welchen Ruf habe ich nicht erlangt ! Wieviel Städte habe ich erobert ? Wie­viel Mächtige zerrte ich in den Staub hinter meinem Triumphwagen ? Wieviel Gesetze habe ich der er­oberten Welt gegeben ? Und jetzt ist meine Macht vorüber. Unversehens überfiel mich der Tod und weder meine Waffen, noch die abertausend Hof­leute konnten mich gegen ihn verteidigen. 0 Wan­4 übers. M. Hennig. Leipz. Phil. Reclam jun. 1901, S. 289-300.

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