Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Mikó, Árpád: Die Wiedergeburt Pannoniens

Tamás Bakócz oder König Matthias' in nichts nachstehen. Das Breviárium (Paris, BN) hat derselbe Boccardino il Vec­chio in Florenz illuminiert, dem wir auch einen der schön­sten Kodexe, die Philostratus-Corvina verdanken. Dieses Breviárium Strigoniense ist das erhabenste bibliophile Denkmal aus dem Ungarn der Jagellonenzeit. 25 Seine Be­stellung dürfte damit im Zusammenhang stehen, daß man Szathmári 1506 zum Bischof weihte, nachdem er von Várad an die Spitze der Diözese Pécs gestellt wurde. Und vielleicht kann mit seiner Inauguration in Pécs auch das monumentale Pastoforium aus rotem Marmor in Verbindung gebracht werden, das ohne Zweifel dieselben Italiener schufen, die in diesen Jahren an der Bakócz-Kapelle in Esztergom arbeite­ten. Leider wurde das Pastoforium, das heute an sekundärer Stelle in der Corpus Christi-Kapelle der Kathedrale zu Pécs steht, stark restauriert und umgestaltet, was die Untersu­chungen erschwert. Doch auch in seinem jetzigen Zustand ist es das bedeutendste Renaissancedenkmal der Stadt Pécs. Was sein Niveau anbelangt, steht dies den steinernen Orna­menten des zur gleichen Zeit in Florenz tätigen Benedetto da Rovezzano in nichts nach, dessen Arbeiten Jolán Balogh dem Stilkreis der Bakócz-Kapelle am nächststehenden emp­fand. 26 Die übrigen Gebäude Szathmáris in Pécs - die Aedes Sacmariana oder die verfallene Villa von Tettye - kennen wir zumeist aus den Quellen, ihnen läßt sich vorbehaltlich auch steinerner Gebäudeschmuck zuweisen. Das seit An­fang unseres Jahrhunderts bekannte Rahmenfragment (VII­54-55.) ist im Vergleich zum Pastoforium minderer Quali­tät; das repräsentative Steinmaterial deutet auf eine zentrale Werkstatt hin. Ein großes, mit herabhängenden Eckblättern verziertes Kapitell, das von Ottó Szőnyi publiziert wurde, ging leider verloren; es gelangte nicht aus der Kathedrale, sondern aus dem Bischofspalast ins Lapidarium. 27 Die aufregendsten Funde Transdanubiens sind eine Gruppe zusammengehörender Steinmetzarbeiten, die in Pécs bzw. der weiteren Umgebung der Stadt zum Vorschein kamen. Auch in der Stadt selbst fand man zahlreiche Bruch­stücke steinernen Gebäudeschmucks im Renaissancestil, die reicher oder einfacher verzierten Rahmenfragmente bilden ein stilistisch zueinander passendes Ensemble. Solche Frag­mente kennen wir von mehreren Gebäuden, aber bei einem bedeutenden Teil der im Janus-Pannonius-Museum aufbe­wahrten Stücke ist ihre Provenienz unbekannt. 28 Teilweise gelangten sie aus dem Romanischen Lapidarium, zum Teil aus dessen Lagermaterial ins Renaissance-Lapidarium. Auf rund vierzig kann die Zahl jener Stücke angesetzt werden, deren Fundort unsicher ist, auch heute noch etwa das Dop­pelte der Pécser Exemplare mit authentischem Fundort. Darunter befinden sich die wichtigsten: zwei Fragmente eines Türrrahmens mit Rosettenschmuck aus rotem Mar­mor ( VII-54.), drei Stücke eines anderen Rahmens ebenfalls aus rotem Marmor (VII-55.) sowie zwei Türrahmen mit halbkreisbogigem Abschluß und Szathmári-Wappen. Die Rahmen aus rotem Marmor gehören zu den frühesten in der Stadt; es scheint, als erfülle das rosettengeschmückte Stück als Urtext eine Rolle: die auffallendste Form der heute bekannten Schnitzereien stellt eine mit einem Blätterband verbundene unendliche Reihe von Rosetten dar. Häufig ist daneben die an ein Flechtband anknüpfenden Rosettenrei­he, es tauchen aber auch andere Phrasenmotive der Renais­sance-Dekorationskunst auf: Delphinpaare, ineinander ge­türmte Vasen, lodernd flammende Kandelaber. Die immer gröbere Ausführung der Motive ist eindeutig. Daraus läßt sich auf nichts anderes als eine lokale, autochtone Entwick­lung schließen. Von den Jahren um 1510 an blühte hier die Steinmetzkunst der Renaissance, vermutlich bis zum Un­tergang von Pécs (1543), und mit der Zeit dürfte der lokale Stil stadtbildliche Bedeutung erlangt haben. Wahrschein­lich produzierten die hiesigen Werkstätten auch für den Export. Von hier gelangten Steinmetzarbeiten ins nahegele­gene Siklós, als Imre Perényi dort bauen ließ, und auch später wieder, wie einige auffallend grob ausgeführte Stücke erkennen lassen; 29 und vielleicht lieferte man 1535 aus Pécs auch das Pastoforium für die Franziskanerkiche in Siklós, das Anfang des 19. Jahrhunderts fragmentarisch noch zu sehen war. 30 Geliefert wurden Pécser Waren außerdem nach Pécsvárad, in dessen gröbste Schichten, ebenfalls in den dreißiger Jahren (VII-60.); weiters in die entferntere Burg Máré im Komitat Tolna, wo Pál Bakith zwischen 1527 und 1533 bauen ließ und wo die Steinschnitzereien allesamt die gröberen Pécser Varianten sind, ja sogar ins ferne Ozora (VII-48-50.) 31 oder nach Nyék im Komitat Tolna (VII-5 1.). Wenn man dies alles mit der im großen und ganzen zur gleichen Zeit tätigen Pécser Majolika-Werkstatt verbindet (VIII-4 1 und 42-44.), und dazu die Reihe der in der Stadt verkehrenden Humanisten betrachtet - angefangen bei dem hier geborenen Pál (Abstemius) Bornemisza, über den die römischen Inschriften auch hier aufzeichnenden Erzde­chanten von Kolozs, János von Megyericse, bis hin zu den hochgebildeten Dompröpsten István Brodarics und László von Macedónia - dann eröffnet sich uns das Bild einer reichen, blühenden, von pulsierendem Leben erfüllten Stadt; das Bild einer Stadt, deren Kunst ein Bindeglied zwischen dem westlichen Teil des Landes und Ostungarn sowie der sich etwas später entfaltenden Renaissancekultur Siebenbürgens sein könnte. V. Mit der Aufzählung von Ortsnamen nach Art eines Telefon­buches läßt sich die Verbreitung der Renaissancearchitektur auch in Transdanubien nicht abtun, obwohl die Zahl der Fundorte in den letzten anderthalb bis zwei Jahrzehnten ­vor allem Dank der Forschungen von Tibor Koppány - etwa auf das Doppelte angestiegen ist. Bei der Mehrzahl der Architekturschnitzereien handelt es sich um Tür- oder Fensterrahmenbruchstücke mit einfachem Profil. Ihre Funktion in den Kirchen dürfte nur symbolisch sein : hinter den „Renaissance"-Türen der Soproner St. Michaelskirche, der Kirchen in Zalaszántó, Szentkirályszabadja, Csögle, Kisapáti, Andocs (und man könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen) liegt immer ein gotischer Raum. Ähnlich fremd wirken die all'antica Tabernakel (Pomáz, Balatonsze­mes, Siklós). Auch die Wohngebäude der Burgen beginnen sich erst in der Jagellonenzeit zu verändern (Simontornya, Devecser, Ozora, Dombó [Tolna]); im Cortegiano-Geist, angesichts der türkischen Bedrohung. 32 Langsam zeichnen sich die größeren Werkstätten ab. Das Zentrum waren die Städte Buda-Esztergom, sie zu trennen, besteht jedoch vorerst kaum Aussicht. Ein Großteil des steinernen Gebäudeschmucks aus rotem Marmor kann an diese Werkstätten gebunden werden, und zwar nicht nur in Transdanubien, sondern im ganzen Land. All'antica Archi­tekturschnitzereien aus diesem besonders repräsentativen Steinmaterial sind in Transdanubien heute nur in Visegrád,

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