Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Mikó, Árpád: Die Wiedergeburt Pannoniens

Tata, Győr und Pécs bekannt. 33 Lehrreich ist der Fall des Ioannes Fiorentinus: aus seiner Werkstatt in Esztergom liefert er Grabmäler nach Gniezno, Wloclawek, Felsőelefánt und Menyö. Was er in Esztergom selbst gefertigt hat, bildet Gegenstand reger Diskussionen. 34 Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß auch der (vernichtete oder unbekannten Orts aufbewahrte) Grabstein des János Eiderbach in Mo­nyorókerék seine Arbeit ist, dessen Inschrift mit der von ihm verwendeten antiken Formel beginnt: D[eo] 0[ptimo] M[aximo]. 35 Der Stilwechsel der Grabsteine vollzieht sich langsam, zur Jagellonenzeit : in einem Rahmen antikisieren­der Elemente und eines illusionistischen Kompositions­schemas erscheinen traditionelle heraldische und figürliche Motive. Ihre frühe Gruppe der 1490er Jahre ist an Eszter­gom zu binden (Péter Garázda, András Gosztonyi, Bernardo Monelli usw.), ebenso wie die am weitesten entwickelten, von Ioannes Fiorentinus gefertigten Varianten mit hängen­der tabula ansata, Kranz und Wappenschild. 36 Ein frühes Stück ist der in die Zeit um 1497-1498 datierbare Grabstein des Bálint Bakócz, mit einer auf der tabula ansata stehenden Figur; hierbei handelt es sich um ein Frührenaissancewerk der Familie Bakócz (VII-25.). Eine der bedeutendsten Entdeckungen der letzten Jahr­zehnte war, daß sich von einer - zumeist sehr qualitätsvollen - Gruppe der Renaissance-Steinmetzarbeiten herausstellte, daß jedes Stück aus Mergel gefertigt war, der aus einer Grube in der Nähe von Buda kam. Auch vor 1490 schon wurde dieser Stein für all'antica Gebäudeschmuck verwen­det (Buda, Nyék, Vác), obwohl man ihn in der Jagellonen­zeit vielleicht eher präferierte. Überall im Land sind Mer­gelschnitzereien zu finden, von Nyírbátor über Vác bis Pa­pa, von Esztergom über Veszprém bis nach Siklós und Bács. Bestimmte Architekturglieder der königlichen Villa in Nyék oder der Burg von Simontornya, die Gewölbekragsteine von Ötvöskónyi und Korotna stehen mit den qualitativ besten Steinmetzarbeiten vom Beginn des 16. Jahrhunderts aus Esztergom und Buda in Zusammenhang. Auch Grabsteine und Bildhauerwerke entstanden aus diesem Stein : beispiels­weise die Reliefs von Nagyvázsony (VII-44-45.), darunter das Fragment mit Cherubsköpfchen (VII-43.), sowie die Madonna des András Báthory, von deren Provenienz wir im übrigen nicht das geringste wissen. 37 Außer den Steinmetzwerkstätten lassen sich innerhalb der Region die Werkstätten der Buchmaler und Buchbinder erfassen. Ihnen kam im Lande eine ähnlich gewichtige Rolle zu. Das Zentrum befindet sich in Buda, denn hier ist gleich­zeitig das Zentrum der Herausgabe von Büchern und des Buchhandels. Marianne Rozsondai nimmt an, daß neben der Druckerei Hess auch eine Buchbinderei tätig war (IX­32-33.), und daß die im Lande lokalisierbaren Buchbinder­werkstätten der Gotik und Frührenaissance (Lövőid, Esz­tergom, Buda) alle an Transdanubien anknüpfen (IX­30— 31, 35-39.). Unter den Budaer Renaissance-Buchbin­dern der Jagellonenzeit ist uns nur von einem der Name bekannt (Lucas Coronensis); seine Produkte gelangten überall hin : nach Siebenbürgen (IX-43.) und ins Oberland (IX-16b.) ebenso wie in die westliche Randzone Transda­nubiens (IX-45.). 38 Viele der Arbeiten der in den 1480er Jahren in Buda tätigen Werkstatt des Francesco da Castello entstanden auf Bestellung aus Transdanubien (IX-5.), 39 und die unbekannten Miniaturmaler, die im jagellonenzeitlichen Buda Kodizes und Urkunden verzierten (IX­11-12, 54.; IX-13, 57, 59.), arbeiteten auch für Auftraggeber in Trans­danubien. Ein großer Teil der Werke blieb auch hier erhal­ten; die schönsten Wappenbriefe aus der Jagellonenzeit überlebten hier die Stürme der Geschichte. Am besten aber zeigt das Sammeln von Büchern jene Vielfalt, die damals für alle Gegenden des Landes typisch gewesen sein dürfte : das große Beispiel, die Bibliothek des János Vitéz, die nach seinem Tode wohl teilweise in Esztergom verblieb, stammt zum Großteil noch aus seiner Zeit in Várad (IX-3.); die Bücher des György Handó würden - wären sie erhalten ­Pécs und Kalocsa charakterisieren ; der Propst von Székesfe­hérvár, Domonkos Kálmáncsehi, dürfte seine prächtigen Ritualbücher (IX-5.) wohl kaum an seinem früherem Sitz belassen haben, nachdem er zunächst Bischof von Várad und später von Siebenbürgen wurde. 40 Es sind eher noch die gedruckten Bücher, die im Widerspruch zur Exklusivität stehen; selbst Ritualbücher bleiben nicht innerhalb der Grenzen ihrer Diözesen : eine Ausgabe der Missale Zagra­biense (IX-21.) tritt die Reise nach Esztergom an, ein Band der Missale Strigoniense nach Zagreb. Auch aus dem Aus­land kommen Kodizes, gedruckte Bücher hierher; das prunkvoll verzierte Breviárium des György Szathmári stammt aus Florenz, das Enchiridion der Cicero-Briefe, dieses „nur mit Buchstaben gefertigte, schöne Buch" ge­langt aus der venezianischen Druckerei des Aldus Manutius nach Pécs. Einander räumlich und zeitlich fernstehende Werke, fragmentierte Gegenstände und Worte finden zu­sammen - so ist das Bild vollkommen, das wir uns aufgrund der Bruchstücke machen. Die Schöpfer und Betrachter sind längst nicht mehr, nur ihre Botschaft erreicht uns immer und immer wieder, über gemeißelte Marmortrümmer des Altertums hinweg, versteckt hinter den beweglichen Steinen der Zeit. ANMERKUNGEN 1 T. Klaniczai : Hungária és Pannónia a reneszánsz korban. (Hun­gária und Pannónia im Zeitalter der Renaissance.) ItK 91-92 (1987-1988) 1-18. 2 P. Ransanus : Epithoma rerum Hungararum. Ed. P. Kulcsár, Bu­dapest 1978, Ind. II, 110; A. de Bonfinis: Rerum Ungaricarum Decades I. Edd. J. Fógel-B. Iványi-L. Juhász, Lipsiae 1936. 1,1, 285; K. Kerényi: Pannónia. MNy 28 (1938) 280-290; L. Kiss : Földrajzi nevek szótára I-II (Wörterbuch geographischer Namen I-II). Budapest 1988, II, 314; Pannónia régészeti kézikönyve (Ar­chäologisches Handbuch Pannoniens). Red.: A. Mócsy-J. Fitz, Budapest 1990, 9-10. 3 S. dazu die Studie „A római föliratok gyűjtői Pannoniában" (Die Sammler römischer Inschriften in Pannonién) von Agnes Ritoók­Szalay auf den Seiten 318-235. dieses Bandes. 4 Balogh 1966, I, 302-303. 5 N. Dacos : La fortuna délie gemme medicee nel Rinascimento. II Tesoro di Lorenzo il Magnifico. Repertorio dell gemme e dei vasi. Florenz 1980, 85 ff. : J. D. Draper : Bertoldo die Giovanni. Sculptor of the Medici Household. Columbia-London 1992, 100-106. 6 Balogh 1966, I, 288-291. 7 S. Anm. 3 sowie: Ritoókné 1983 und Ritoók-Szalay 1989, 14-15. 8 A. Chastel: I centri del Rinascimento. Arte Italiana 1460-1500. Milano 1988 2 , 41-43. 9 Balogh 1966, I, 524-525. 10 K. Pajorin : Egy ismeretlen hungaricum. Johann Gast Convivales sermones című gyűjteménye. Collectanea Tiburtiana. Tanulmá­nyok Klaniczay Tibor tiszteletére (Ein unbekanntes Hungaricum. Die Sammlung „Convivales sermones" des Johann Gast. Collectanea

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