Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
Verbindung: „Er kopierte viel in der Sammlung der Albertina, wodurch seine künstlerischen Ansichten entscheidend beeinflußt wurden. Er wollte der Zeichentechnik der großen Barockmeister folgen, die die Farben der Welt in einigen Tönen wiedergaben, und die „klassische" Kunst blieb für ihn immer ein Vorbild. Die sich daraus ergebenen künstlerischen Probleme reiften aber offensichtlich erst Jahre später in ihm." 122 Es könnte aber auch eine indirekte Erklärung geben, die nur aus der gründlichen Kenntnis der Persönlichkeit Székelys abzuleiten ist. Die Eintragungen in seinem Jugendtagebuch verraten uns viel von seinen Gedanken und Gefühlen als junger Mensch, von den romantischen Zügen seiner Person und von seinem Ringen mit dem Realitätsgefühl. János Dobai verweist sehr treffend auf die ungewöhnliche Sensibilität und die feinen seelischen Empfindungen Székelys: „Schon im Jugendalter erfaßte ihn ein Weltschmerz, resultierend aus dem Gegensatz zwischen seiner romantischer Persönlichkeit und der Außenwelt, und er war nahe daran, sich mit der Welt zu entzweien." 125 Auf jeden Fall scheint es sehr naheliegend, daß die romantische Veranlagung Székelys mit dazu beigetragen hat, daß er sich - vor allem in jungen Jahren nicht für den Realismus, sondern sowohl stilistisch als auch thematisch für die Romantik entschied. Die Gruppe seiner romantischen Landschaften datiert die Fachliteratur - als erster János Dobai - auf das Ende der 1850er Jahre. 124 Das gilt besonders für die Bilder, die mondbeschienene, wildromantische Felsenlandschaften darstellen (Kat.-Nr.: 14 und Abb. 43). Besonders hervorzuheben ist das Bild Abendliche Landschajt, das ein Schloß auf hohem Felsen und im Vordergrund auf einer anderen Felskuppe ein weiteres Gebäude zeigt, alles in abendlicher Stimmung, vom Mondlicht beschienen. Der Charakter der Landschaften weist darauf hin, daß dieser Bildtyp in Siebenbürgen entstand oder zumindest aufgrund dortiger Landschaftserlebnisse. Da Székely seine akademischen Studien mehrmals unterbrach und zwischen 1851 und 1858 wiederholt in der Heimat weilte und arbeitete, können wir die Bilder in die zweite Hälfte der 1850er Jahre datieren. Für diesen frühen Zeitpunkt spricht auch, daß sie in Stil und Auffassung sowohl von seinen späteren Landschaften als auch von der Praxis der ungarischen Landschaftsmaler jener Zeit völlig abweichen. Derart gefühlvolle Bilder, ein so eindeutiger und starker Wunsch nach Stimmungsvermittlung und ein so ausdrucksvolles Temperament in der Pinselführung können wir bei keinem anderen ungarischen Maler jener Zeit entdecken. Am ehesten vor allem in Hinsicht auf den Stimmungsgehalt - sind noch die Arbeiten von Eduard Schleich d. J. mit Székelys Bilder verwandt (Abb. 44, 45, 46). Zu Schleich hatte Székely auch persönlich Kontakt. Aus seinen Aufzeichnungen wissen wir, daß er Schleich in seinem Atelier besuchte. 125 Die Arbeitsweise von Schleich, seine Skizzen nach der Ansicht wurden von Székely befürwortet, und er hat diese Arbeitsweise - wie seine eigenen Skizzen belegen - auch selbst praktiziert: „Schleich ... wenn ihm etwas in der Natur auffiel ... versuchte es, aus der Erinnerung zu zeichnen, und ... er umwanderte das Objekt von nah, von fern, ringsherum - schrieb die Ebenen auf ... nicht um mit einer schönen Zeichnung ein Bild der Phantasie festzuhalten - und es damit zu vernichten, denn zu einem solchen läßt sich als Bild keine Fortsetzung finden. Der Landschaftszeichner muß also kleine Skizzen vom Motiv anfertigen." 126 Die zweite Gruppe der romantischen Landschaften Székelys ist melancholischer gestimmt. Ihr Thema sind Uferlandschaften, und die Komposition der Bilder ist ausgewogener. Gerade wegen der kompositorischen und stimmungsmäßigen Unterschiede zur ersteren Gruppe können wir diese Landschaften in eine etwas spätere Zeit, in die erste Hälfte der 1860er Jahre datieren. Hierher gehören die auf unserer Ausstellung gezeigten Bilder Landschajt in der Dämmerung und - im Motiv fast gleich - Bäume am Flußujer (Kat.-Nr.: 15, Kat.-Nr.: 16). Beide Bilder sind in dunkelgrauem bis blauschwarzem Ton gehalten, sie zeigen die Landschaft im Abendlicht und vermitteln einen lyrisch-melancholischen Eindruck. Das gleiche Motiv finden wir noch auf einem anderen Bild, das sich von den zuvor erwähnten nur durch wärmere Töne und eine farbliche Harmonie brauner Schattierungen unterscheidet (Abb. 47). In diese Gruppe der romantischen Bilder können außerdem einige weitere Werke eingeordnet werden, die in Malweise und Stil den oben genannten nahe kommen. Grundlage der stilkritischen Entscheidung ist dabei vor allem die Malweise, insbesondere die Verwendung des Lichts, das Székely damals nur als Stimmungselement einsetzte, im Gegensatz zu seiner späteren Praxis, wo das Licht dann eine formauflösende und tongestaltende Wirkung erhält. Ein interessantes Werk aus dieser Periode ist das Gemälde Wald-Teilansicht, das abweichend von den übrigen Motiven eine Waldinnenansicht mit minuziös gemalten Laubkronen der Bäume zeigt. Diese detaillierte Vortragsweise fügt sich bereits gut in die von Károly Telepy, Antal Ligeti und Gusztáv Keleti vertretene romantische Malerei jener Zeit, die auch klassizisierende Elemente verwendet (Abb. 48). Chronologisch betrachtet, lassen sich die Landschaften Székelys in zwei große Gruppen unterteilen, in eme frühe und eine späte Periode. Es gibt kaum ein Bild, das in die dazwischen liegende Zeit der 1870er Jahre datiert werden könnte. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß beginnend mit der zweiten Hälfte der 1860er Jahre bis hin zum Ende der 1870er Jahre an erster Stelle in seinem Schaffen die Genrebildmalerei stand, an die sich als „ergänzende" Kunstgattung die Porträtmalerei anschloß. Auf die Frage, warum Székely zu seinen Historienbildern mit Landschaftshintergrund - Ludwig IL, Mihály Dobozi und seine Gattin, Die Schlacht bei Mohács, Frauen von Eger (Kat.-Nr.: 27, Kat.-Nr.: 35, Kat.-Nr.: 39, Kat.-Nr.: 63) - keine Landschaftsskizzen anfertigte, haben wir vorerst keine Antwort. 127 Es ist nur eme Vermutung, daß sich Székely beim Malen dieser Bilder viel mehr