Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Landschaftsmalerei periodische Anschauungsverände­rungen, die sich als größere Einheiten manifestieren. Dementsprechend läßt sich Székelys Landschafts­malerei stilistisch in drei große Gruppen unter­gliedern. Die frühe Periode - hauptsächlich grafische Werke, die auch in seinem Jugendtagebuch zu finden sind - ist von einer frischen, realistischen Anschauung geprägt. Die Landschaften, die Székely Ende der 1850er und im Laufe der 1860er Jahre malt, tragen die Merkmale der Romantik. Für seine Landschaften aus der Zeit nach 1880 - übrigens zahlenmäßig die größte Gruppe - ist hingegen die neue Naturbetrachtung, ins­besondere der Realismus und die Pleinairmalerei, be­stimmend. Székelys Landschaftsmalerei bietet uns ein recht anschauliches Spiegelbild der Tendenzen, die seiner­zeit die europäische und innerhalb dieser auch die ungarische Landschaftsmalerei charakterisierten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt die ungarische Palette der Kunstgattung ein sehr vielfältiges Bild. Der Typ der heroischen, idealisierten Landschaft wird von Károly Marko d. Ä. vertreten, während beginnend mit den 1860er Jahren, die jün­gere Generation - unter den Söhnen Károly Markos d. Ä. in erster Linie András Marko, außerdem Sándor Brodszky und Károly Lötz - die romantische Richtung, die allein die Stimmung der Landschaft wiedergibt, populär macht. Antal Ligeti, Károly Marko d. J., Ferenc Marko, József Molnár und Gusztáv Keleti repräsentieren die konservativere Richtung der Romantik, die sich mit dem Klassizismus vermischt. Eine echte Wende bringen von den 1870er Jahren an László Paál und Mihály Munkácsy mit ihren realisti­schen Werken sowie Pál Szinyei Merse, dessen impres­sionistisches Hauptwerk Frühstück im Freien und einige in ähnlichem Stil gehaltene Skizzen der weiteren Entwicklung der ungarischen Landschaftsmalerei eine neue Richtung vorgeben. Durch die Generation, die sich die neue Naturbetrachtung zu eigen macht, wird die Landschaftsmalerei zu einer beliebten, hochrangi­gen Kunstgattung, wodurch sich auch die Hierarchie innerhalb der Kunstgattungen verändert." 7 Das gilt vor allem für das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, als sich die Bedeutung und Popularität der Landschafts­bilder durch die Künstlerkolonie von Szolnok und später durch die Schule von Nagybánya weiter festigen und die Landschaftsmalerei die bis dahin führende Kunstgattung, die historische Tafelbildmalerei, in den Hintergrund drängt oder ihr zumindest ebenbürtig wird. Letztere dient zu der Zeit nur noch der staatlichen Repräsentation. Ende der 1850er Jahre, zu Beginn der Laufbahn Székelys, herrscht in der Landschaftsmalerei die ideali­sierende, heroische Richtung vor, die später auch Elemente der klassizisierenden Romantik verwendet. Um so mehr überrascht die frische realistische Betrachtungsweise, die die ganz frühen Werke Székelys bestimmt. Es handelt sich überwiegend um Aquarelle und Zeichenskizzen, die in seinem Jugendtagebuch zu finden sind. Er fertigte sie 1857/58 an, als er gezwungen war, sein Studium zu unter­brechen, und sich in Siebenbürgen aufhielt. Die Landschaftsskizzen sind größtenteils auf blaues Papier gezeichnet und tragen Titel wie „Szeben" oder „Burg Törcs bei Kronstadt". 118 Auf den Zeichnungen sehen wir eine natürliche Ansicht in unvermittelter Darstellung. Die Auswahl des Motivs und der Stil sind weit entfernt von der Praxis der damaligen klassizi­stisch-romantischen Landschaftsmalerei. Die Themen der Werke sind gänzlich alltäglich. Die Bilder zeigen armselige Katen und Hütten in Nachansicht, kleinere Häusergruppen mit verfallenen Zäunen und grasbe­wachsenen Straßengräben. Am ungewöhnlichsten auf den Bildern ist die Abbildung des Sonnenlichts, das häufig als kräftiger Sonnenschein wiedergegeben wird. Aus den Werken spricht eine beeindruckende Ungezwungenheit der Naturbeobachtung. 119 Unter den eingeklebten Skizzen ist auch die Ölskizze Ziegel­brenner, eine aus lichten Farbflecken bestehende naturnahe Momentaufnahme in realistischer Betrach­tungsweise, die künstlerische Mittel der Pleinairmalerei verwendet (Abb. 42). Székely besuchte mit Unter­brechungen die Wiener Kunstakademie, seine Meister waren Kupelwieser, Führich und Dobyaschofsky. Zwischen 1852 und 1854 arbeitete er vermutlich auch in der Meisterschule von Waldmüller. Höchst­wahrscheinlich hat ihn die natürliche Malweise Waldmüllers beeinflußt, der die strengen akademi­schen Regeln auflockerte und freier handhabte. 120 Der leichte Stil der Skizzen Székelys, die gänzlich moderne Art der optischen Wiedergabe der Ansicht gehen jedoch noch weit über die Anschauung seines Lehrmeisters hinaus, wie János Dobai in einer Studie über die Jugendwerke Székelys analysierte: „... doch der zweiundzwanzigjährige Jüngling übertraf mit seinem Kompositionstalent, seinem ausgezeichneten Gespür für die Struktur und der malerischen Leichtig­keit seiner Darstellungsmittel seinen Meister." 121 Wir können durchaus behaupten, daß die neuartige Be­trachtungsweise auf diesen Skizzen in der ungarischen Malerei jener Zeit völlig einmalig war und sogar den ersten Versuchen der neuen Generation, die dann die Landschaftsmalerei umgestalten sollte, weit voraus war. Beim gegenwärtigen Stand der Forschungen können wir noch nicht sagen, warum Székely seine Skizzen­zeichnungen und Aquarelle nicht auch als Ölgemälde realisierte und aus welchem Grund diese realistische Pleinair-Auffassung der Landschaft erst zwei Jahr­zehnte später wieder in seinem Schaffen auftauchte. Ende der 1850er Jahre malt er nämlich - mehr oder weniger gleichzeitig mit den erwähnten Skizzen ­Tafelbilder in romantischem Stil, die sich zwar thema­tisch nicht allzu sehr von den naturgegebenen Motiven der Skizzen entfernen, stilistisch und von der Stimmung her aber gänzlich anders sind. Vergleichen wir die beiden Gruppen, scheint es, als hätte damals zwischen seinen Skizzen und seiner künstlerischen Einstellung eine ziemlich weite Kluft bestanden. János Dobai bringt dies mit der Praxis und den Lehrmethoden seiner Wiener Studienjahre in

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