Szinyei Merse Anna: Szinyei Merse Pál (1845-1920) (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai)

Auch das nach seiner Heimkehr von seiner Braut gemalte Auf der Gartenbank (1973 ­Abb. XXIX.) ist ein von grünen Reflexen erfüll­tes Flimmern - doch leider blieb dieses Bild ohne Fortsetzung. Er heiratete und in der von Kunstzentren ent­fernten dörflichen Umgebung wurde er unsi­cher. Er wäre gern in die Nähe des einzigen ver­ständnisvollen Freundes, Böcklins, nach Flo­renz gezogen (einige seiner münchner Kollegen hatten das schon getan). Aus Familiengründen musste er aber davon, sowie auch von der für 1875 geplanten Reise nach München Abstand nehmen. So bedeutete die Erinnerung an Bölcklin in seiner Abgeschiedenheit in Jernye den zeitweiligen Sieg des Natursymbolismus in seiner Malerei (Tourbillon, 1873). Auch in seiner Dame in Lila von feuerbach'scher Erha­benheit (1874) geistert die Erinnerung an den schweizer Freund. Hier hat er die farblichen Möglichkeiten des in die Landschaft gestellten Porträts, ausgenützt, indem er die Komplemen­tärfarbendarstellung mit klassischer porträtma­lerischer Kenntnis kombinierte. Doch die weiche, luftige Atmosphäre der früheren Jahre erhärtet auf dem feierlich schönen Gesicht, sie wird kühler. Sein etwas späteres, impressioni­stisch zusammengefasstes Bildnis in Gelb (Abb. XXXIX.) liess er - mit mehreren ähnli­chen angefangenen Bildern - unvollendet. Diese zwischen 1878 und 1880 entstandenen Werke zeugen von der vorübergehenden Erstar­ken seiner Schaffenskraft. Seine Kraft reichte nicht nur zu Familienporträts von intimer Schönheit (Gattin des Künstlers mit Haube, 1879), doch versuchte er sich auch mit der Wiederaufnahme seiner früheren Themen und mit Naturstudien. Es zeigt seinen Zwiespalt, dass er, seine eigenen Bildentwürfe vernachläs­sigend, nur die Porträts und eine Kentaur und Fauns - Komposition (1878) beendete. Damit nahm er Abschied von der böcklin'schen My­thologie, die nie wieder in seine Malerei vor­kommt. Die sonnenbeschienene Farbenwelt er­scheint noch auf einer seiner originellsten Bild­ideen, auf dem Ballon (um 1878 - Abb. XLI.), und später auf der zu stark ins Detail gehenden Lerche (1882), die er in Wien malte. An seinen einjährigen Wiener Aufenthalt knüpfte er grosse Hoffnungen, die aber nicht in Erfüllung gingen. Die Kaiserstadt, die im Zauber Makarts und des Historismus lebte, akzeptierte den für sie zu exotischen koloristischen Ungarn nicht, sodass sich dieser wieder enttäuscht in seine Dorfein­samkeit zurükckzog. Daheim malte er noch einige Naturstudien (Felix beim Angeln, 1883 ­Abb. XLIII.), sowie die Schneeschmelze (1884, vollendet 1895 - Abb. XLII.), dessen kompakt einfacher Realismus bezeugt, dass Szinyei Merse noch immer imstande war, sich zu erneu­ern. In seinem Zwiespalt unterliess er trotzdem für zehn Jahre das Malen und übernahm selbst die Verwaltung des bisdahin verpachteten über­rastes seines kleinen Gutes. Seine künstlerische Arbeit setzte er erst 1894 fort, als er, auf die Zurede eines jungen Malers seine unterbrochenen Werke vollendete. Mit ihnen erntete er endlich Erfolg auf den Budape­ster Ausstellungen. An der 1896-er Millenar­ausstellung, auf der Ungarn sein tausendjähri­ges Bestehen feierte, entdeckten die nach der Erneuerung der ungarischen Kunst strebenden jungen Maler überrascht ihren Vorgänger in Szinyei Merse, der sich, erfreut über diese An­erkennung, mit Begeisterung in das künstleri­sche Leben einschaltete. 1897 trat er als Abge­ordneter im Parlament für die Modernisierung der Künstlerbildung ein. Dies setzte er auch an der Budapester Akademie der Bildenden Künste fort, deren Direktor er von 1905 bis zu seinem Tode am 2. Februar 1920 war. 1908 bis 1910 war er Gründungsmitglied des Kreises der ungarischen Impressionisten und Naturalisten und neben Károly Ferenczy und József Rippl­Rónai war er auch Leiter desselben. Kollektivausstellungen veranstaltete er 1905 und 1912 in Budapest, 1910 in der münchner Galerie Heinemann, aber auch in der Zwischen­zeit stellte er fortlaufend aus. Auch im Ausland entdeckte man seine bahnbrechende Bedeu­tung: 1900 gewann er auf der Pariser Weltaus­stellung die Silbermedaille, 1901 in München die grosse Goldmedaille, auf der Weltausstel­lung von Saint Louis im Jahre 1904 eine Silber­medaille, 1910 in Berlin die Goldmedaille und 1911 in Rom einen Grosspreis. In der letzten, 1894 beginnenden, naturali­stisch-realistischen Periode seiner Kunst war er nicht mehr imstande, die spontane Genialität seiner Jugendbilder zu erreichen. Doch auch unter seinen, aus dieser Zeit stammenden Werken, finden sich einige von hervorragendem Niveau, die auch die Neuerungsbereitschaft des alternden Malers bezeugen (Herbstlandschaft, 1900 - Abb. XLVII.). Von seinen selteneren figuralen Bildern kam das 1897 entstandene Selbstbildnis (Abb. XLVI.) in die CIffizi Selbstbildnis-Galerie von Florenz. Zu dieser Zeit ist seine favorisierte Kunstgattung das Landschaftsbild (Wilder Mohn, 1902 - Abb. XLVIII.; Capri, 1903 - Abb. LI.), das um 1908 immer kompakter und konstruktiver wurde und sich den postimpres-

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