Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

nisse - entsprechend den politisch unterschiedlichen Anlässen und den differenzierten Ansprüchen der fürstlichen Repräsen­tation - nach jeweils anderer Porträtikonographie gestalten ließ. Auf der als politische Demonstration gedachten Herakles­Medaille erscheint er als Feldherr, wobei sein fürstlicher Rang mit der Herakles-Allegorie - einem der offiziellen Ikonographie der Habsburger „entlehnten" Motiv - zum Ausdruck gebracht wird. Auf der Gedenkmedaille auf den Landtag von Szécsény, der vor allem ein innenpolitisches Ereignis war, tritt er entsprechend dem ungarischen Bildnistyp des 17. Jahrhunderts in Erscheinung. Die dritte Medaille, die inhaltlich eine symbo­lische Zusammenfassung der Gründe der Entfachung des Frei­heitskampfes gibt, ist hingegen in der zeitlosen, idealisierten Darstellungsweise antiker Medaillen gehalten. 9 Die Medaillenbildnisse, die dem Programm der einzelnen Medaillen und den jeweils unterschiedlichen Gesichtspunkten der fürstlichen Repräsentation angeglichen sind, zeugen davon, daß Rákóczi, ein von seiner Erziehung her kunsterfahrener Magnat von sicherem Geschmack, die Bedeutung und die Mög­lichkeiten des Porträts für die Formulierung seines fürstlichen Ranges genau kannte und als Herrscher bewußt einsetzte. Bei seinen Bildnissen forderte er nicht nur künstlerische Qualität, sondern auch authentische Darstellung, weshalb es für ihn wohl nicht belanglos war, daß in Europa zu jener Zeit nur fik­tive Bilder von ihm bekannt waren. 10 Die Verpflichtung Mányokis, sich die Technik des Kupferstechens anzueignen, wie es Rákóczi 1707 gleich beim Eintreffen Mányokis anordnete ­dies geht aus einem 1711 datierten Brief Mányokis aus Berlin hervor 11 -, ist meines Erachtens in erster Linie in diesem Zu­sammenhang zu verstehen. Es kann auch kein Zufall sein, daß der erste grafische Auftrag, den Rákóczi seinem Hofmaler gab, sein eigenes Bildnis war. (B. 299) Dieser Porträtstich in Drei­viertelfigur, der Rákóczi in seiner Würde als Fürst und Feldherr sowohl hinsichtlich der Ikonographie als auch der künst­lerischen Qualität auf dem Niveau der Bildniskupfer westeu­ropäischer Herrscher darstellt, war nach Absicht des Auftragge­bers gewiß der erste - allerdings zugleich der letzte - in einer geplanten Reihe von Bildnissen, die nach damaligem europäi­schem Brauch die politische Laufbahn einer Person ähnlichen Ranges und ähnlicher Bedeutung mit einiger Regelmäßigkeit begleitete. Ich bin daher der Meinung, daß die Berufung Mányokis nach Ungarn und seine Anstellung als Hofmaler außer aus den bereits angeführten Gründen in nicht geringem Maße auch durch die fürstliche Rolle seines Dienstherrn bedingt war, zu der damals in einer natürlichen Weise als Gewohnheit und als Verpflichtung der Repräsentation auch die regelmäßig, aus unterschiedlichen Anlässen ausgeführten Bild­nisse gehörten, wie dies noch aus der Emigrationszeit Rákóczis bezeugt ist. 12 Mányoki wurde im Herbst 1707 mit einem hohen Gehalt von jährlich 900 Rheinischen Gulden angestellt 13 und wirkte ver­mutlich bis zuletzt nur als Bildnismaler. Es gibt keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, daß ihn der Fürst auch mit anderen künst­lerischen Aufgaben beauftragt hätte. 14 Die Bemerkung Mányokis in seinem Brief an Rákóczi aus dem Jahr 1711, die sich auf die Zeit seit seinem Abgang bezieht - „Wäre ich bei Eurer Hoheit geblieben, ... hätte ich Eurer Gnaden keine großen Dienste tun können..." 15 -, kann man auch so verstehen, daß Rákóczi kleinere Dekorations- und Entwurfsarbeiten nicht oder kaum von ihm verlangte. Und es war wohl nicht nur eine verbindliche Höflichkeit oder eine stilistische Formel, daß Mányoki nur vom Dienst an Rákóczi sprach. Zieht man die übliche Praxis der Zeit in Betracht, wonach ein Hofmaler nur für seinen Brotherrn arbeitete und höchstens mit dessen Erlaub­nis Aufträge von anderer Seite annehmen durfte, 16 dann läßt sich diese Stelle auch so auslegen, daß die Umgebung Rákóczis den Maler, der in den persönlichen Diensten des Fürsten stand, kaum oder gar nicht beschäftigte. Es ist jedenfalls bemerkens­wert, daß Werke Mányokis mit ungarischem Bezug erst aus den zwanziger Jahren des Jahrhunderts, also aus der zweiten ungarischen Schaffensperiode, bekannt sind beziehungsweise daß auch Angaben zu etwaigen Arbeiten aus der Zeit zwischen 1707 und 1709 fehlen. Wahrscheinlich hat Fürst Rákóczi nach dem Eintritt Mányokis in seine Dienste zuerst sein Bildnis bei ihm in Auftrag gegeben. Es ist möglicherweise identisch mit der ersten Fassung des Bildnisses in Harnisch im Ungarischen Nationalmuseum, das Mányoki nachträglich als Gegenstück zu dem in Berlin aus­geführten Bildnis der Fürstin anlegte. (B. 298) Dafür spricht die aufeinander abgestimmte Komposition der beiden Porträts und die Symmetrie der Einstellung, die spiegelverkehrte Wiederho­lung des Bewegungsmotivs. Das Bildnis Rákóczis im Ungari­schen Nationalmuseum läßt sich demnach auf 1707 datieren und ist als eigenhändige Wiederholung eines verschollenen Originals anzusehen. Diese Annahme wird durch eine farben­getreue Kopie des Bildes von Joseph Ferdinand Wasshuber be­kräftigt, die im Auftrag des Rathauses von Wiener Neustadt 1730 entstand. (B. 298/a) Die Umstände der Herstellung dieser Kopie sprechen dafür, daß von dem Bildnis ein weiteres Exem­plar - wohl die Erstfassung - vorhanden war, vermutlich im Nachlaß der Schwester des Fürsten, einer Fürstin Aspremont, beziehungsweise im Besitz ihrer Familie. Die malerischen Charakterzüge des Bildnisses im Ungarischen Nationalmuseum bewahren jene aus der Berliner höfischen Bildnismalerei stammenden Lösungen und Gesichtspunkte, von denen sich Mányoki - wie bei dem in Berlin ausgeführten Gegenstück - leiten ließ. Sie führten auch hier zu einer Art starr berechneten Konstruktion, zu einer etwas rohen Lösung in der Farbenwahl - besonders im rotweißen Kontrast des Umhangs - und zur Uberbetonung der Konturen wie sie für die Malerei von Weidemann bezeichnend ist. Für eine eigenhändi­ge Kopie sprechen auch die Starre des Gesichtsausdrukkes und des Blicks sowie der bei Mányoki so ungewöhnliche Mangel an Gefühl. In die etwa zwei Jahre dauernde Periode des Ungarn-Aufent­haltes läßt sich außer diesem Bildnis und seiner angenomme­nen Erstfassung noch eine Porträtskizze einordnen, von der wir aus einer Tagebuchaufzeichnung des Gáspár Beniczky vom 12. April 1708 aus Kaschau Kenntnis haben. Diese Angabe, wonach „der Fürst bei einem tapferen Maler eine Porträtzeichnung machen ließ", wurde in der Literatur bereits früher mit Mányo­ki in Zusammenhang gebracht. 17 Die Aufgabe des Malers bestand im Dienst des Fürsten - ganz im Sinne der Tätigkeit eines Hofmalers der Zeit - in der zuweilen wiederholten Ko­pierung von dessen Bildnissen. Außer dem Bildnis des Unga­rischen Nationalmuseums läßt sich in diesem Zusammenhang noch eine Bildnisminiatur anführen, die bestenfalls nur als Kopie anzusehen ist. Diese weist, abgesehen von den Eigenar-

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