Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Vorwort
Die Lehrjahre und der Beginn der künstlerischen Laufbahn (1692-1702) Stellt man sich die Aufgabe, das Lebenswerk Ádám Mányokis zu rekonstruieren, die Charakteristik seines künstlerischen Werdegangs zu erfassen und dessen Etappen gegeneinander abzugrenzen, wird man ständig mit der verwirrenden Vielfalt seiner Werke konfrontiert, die fast schon die Probleme der künstlerischen Selbständigkeit und (zuweilen) die Kategorien der Qualität berührt. Datierte und signierte Werke beziehungsweise solche, die wegen der historischen Umstände keinen Zweifel an der Autorschaft zulassen, also sichere Orientierungspunkte bieten, sind eher dazu angetan, die Fragezeichen zu vermehren. Sie machen es unumgänglich, den Fragen nachzugehen, was sich wohl hinter dieser „Vielgesichtigkeit" des Stils und der Auffassung verbirgt, und inwieweit die - bei einem Porträtmaler verpflichtende - Anpassung an den Geschmack des Auftraggebers als Erklärung dafür akzeptiert werden darf. Woher rührt die fallweise Rückkoppelung an verschiedene Schulen und Stilvoraus Setzungen beziehungsweise an deren Vertreter? Soll man darin einen Beweis für fachliche Routine erblicken, oder bedeutete es dem Maler ganz im Gegenteil jeweils einen Anhaltspunkt, wenn er auf konkrete Vorbilder zurückgriff? Läßt sich die stilistische Beweglichkeit seiner Malerei mit seiner Ausbildung, mit den methodischen und praktischen Umständen seines Werdegangs in Zusammenhang bringen? Und vor allem: Inwieweit steht hinter dieser künstlerischen Haltung die ständige Wandlung der Geschmacksrichtung innerhalb der Gattung, die von der Dominanz des niederländischen, hauptsächlich des holländischen Bildnisses des 17. Jahrhunderts über die verbürgerlichten Formen der französischen höfischen Porträtmalerei (als bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts einzige entsprechende Ausdrucksmöglichkeit) bis zur inspirativen Wiederentdeckung der holländischen Meister des 17. Jahrhunderts reicht - letztere stand bereits im Zeichen der historisierenden Tendenzen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zum Auftreten des Klassizismus war nämlich die Stilgeschichte des deutschen Porträts im 18. Jahrhundert von diesen Stiltendenzen und Präferenzen gekennzeichnet, die in den unterschiedlichen Varianten der Gattung zuweilen parallel zur Geltung kamen. An ebendiesen stilistischen Knotenpunkten lassen sich auch die Werke unterbringen, die aus der langen Schaffenszeit Mányokis erhalten geblieben und mit Sicherheit zu identifizieren sind. Der Beginn seiner Laufbahn und seine künstlerische Ausbildung bergen gewiß auch so manche Momente in sich, die als Ausgangspunkt zu dem oben charakterisierten, mannigfaltig geschichteten Lebenswerk dienen konnten. Bezüglich der Anfänge der künstlerischen Laufbahn Mányokis sind wir vor allem auf Hagedorn angewiesen. Sein Bericht ist zwar knapp gehalten, überliefert aber wesentliche Informationen. 1 So erfährt man von ihm über die ersten Meister Mányokis folgendes: Nach dem Unterricht bei einem Zeichenmeister namens Schiller in Celle, von dem er jedoch höchstens die ersten technischen Grundkenntnisse angeeignet haben konnte, 2 lernte er bei dem aus Hamburg gebürtigen Bildnismaler, Andreas Scheits (Scheitz) „wie man mit dem Pinsel umgeht und wie man Farben behandelt, ... dieser lebte in Lüneburg, kam aber von Zeit zu Zeit nach Celle, um dort zu malen." 3 Vermutlich arbeitete er bei solchen Gelegenheiten für den dort residierenden Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg. In der Literatur wird Mányoki aufgrund dieser Angabe als ein Schüler von Scheits betrachtet, obwohl er - laut Hagedorn - nur vier Monate bei ihm lernte. Wann dies erfolgt sein könnte, läßt sich nur annähernd ermitteln. Mányoki hielt sich vermutlich ab 1692 in Lüneburg auf, zunächst wohl, um sich bei Scheits weiterzubilden. Später war er dort aber bereits bemüht, durch selbständige Arbeit für seinen Unterhalt zu sorgen. Man erfährt dies aus einer Quelle - es ist die erste zur malerischen Tätigkeit 1. Andreas Scheits (1655-1735): Sophie von der Pfalz, Kurfürstin von Hannover, nach 1689 Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen, Schloß Homburg