Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung
III. Die Hinterlassenschaft der Antike Es waren italienische Humanisten - Dichter, Wissenschaftler und Geschichtsschreiber in einer Person -, durch die im Ungarn des 15. Jahrhunderts die neue, von der mittelalterlichen vielfach abweichende, kritische Betrachtung der Geschichte Eingang fand. Ihre Tätigkeit hatte bereits am Budaer Hof Sigismunds von Luxemburg eingesetzt, im Kreis des Bischofs Johannes Vitéz entfaltete sich bald auch der einheimische Humanismus, der dann unter Matthias Corvinus - besonders in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit - mit den neu hinzugekommenen Italienern in eine neue Phase trat. Buda wurde für eine kurze Zeit zu einem Zentrum der neuen Kultur, das es mit den italienischen Fürstenhöfen aufnehmen konnte. Die frühe humanistische Geschichtsschreibung, die mit dem Anspruch auf moralische Aussage, unter Einsetzung rhetorischer Mittel klassischen Vorbildern folgte, war vom Glauben an die vorrangige Bedeutung des Ruhms gekennzeichnet, wie es Bonfini, der Hofhistoriograph des Königs Matthias in einem Epigramm für ein Portal des Budaer Königspalastes zusammenfaßte: Der Ruhm des Herrschers wird nicht nur durch militärische Siege, sondern auch durch Marmorund Bronzestatuen verkündet, und die Schriften bewahren ihn für ewig vor dem Vergessen. Daß die Figur des Matthias ein Beispiel europäischen Ranges für den Renaissancekult der Persönlichkeit werden konnte, ist vor allem den Schriften der italienischen Humanisten zu verdanken. Dieses Beispiel steht vereinzelt da, es gab dafür in Ungarn im wesentlichen keine Voraussetzung, seine Folge war der Matthiaskult, der unter seinen Nachfolgern, den Jagiellonenkönigen aufblühte. Die Ausstellung zeigt anhand einiger Zeugnisse, wie sich diese schriftliche Tradition in den bildenden Künsten niederschlug. Matthias Corvinus wurde von den Humanisten bereits zu seinen Lebzeiten, aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlicher Beweisführung, mit mehreren Persönlichkeiten der Antike und mit mythischen Helden wie Alexander der Große, Herakles oder Attila verglichen, und seine Abstammung wurde selbstverständlich von römischen Ahnen hergeleitet, vom Geschlecht Corvinus aus der Zeit des Augustus, das sich auch bei der Eroberung Pannoniens hervorgetan hatte, und noch weiter zurückblickend, von Jupiter selbst. Im Licht dieser literarischen Phantasien lassen sich die Heraklesstatuen in seiner Residenzstadt Buda und auf seinem Sommersitz Visegrád deuten, und so erhalten die Bildnisse des Herrschers unterschiedlicher Art einen Sinn: einerseits die bekränzten Profilbildnisse nach dem Vorbild antiker Münzen, das heißt Porträts des großen Mäzens, des Herrschers, der die Zivilisation vorantreibt, andererseits die apokryphen, bärtigen Matthiasbilder, die den ungarischen König hinter der Satyrmaske Attilas, des Zerstörers der Zivilisation versteckten. Erstere entwarfen seine Anhänger, letztere seine Feinde von ihm. Der andere Ausstellungsteil knüpft sich an die Rezeption der antiken Kunstwerke. Es ist erst vor kurzem bekannt geworden, daß im Budaer Palast von König Matthias römische Steindenkmäler - Altäre, Grabstelen - aufgestellt waren, und daß diese Stücke nach seinem Tod zerstreut wurden. Der Besitz römischer - auch provinzialrömischer - Steindenkmäler galt auch später, im ganzen 16. Jahrhundert als eine Art Statussymbol. Solche Steine haben wir nicht ausgestellt (es gibt wenige bewegliche unter ihnen), dafür wollen wir aber aufzeigen, wie antike Münzen - zuweilen auch geschnittene Steine, Gemmen - in die künstlerische Kultur eingegliedert wurden, wie sie bei der Herstellung neuer Kunstwerke verwendet wurden. Im gesamten Gebiet des Landes, vor allem in Siebenbürgen, kamen im 16. Jahrhundert bedeutende Münzfunde zum Vorschein, es mag auch daran liegen, daß in zeitgenössischen Testamenten oft „LysimachosGoldstücke" erwähnt werden. Die Münzgefäße, Becher, Schüsseln, Schalen mit eingefaßten antiken Münzen oder deren neuzeitlichen Nachgüssen, die aus Ungarn überliefert und teilweise auch hier entstanden sind, dürften auch solche bewahren. Dieser Gefäß typ ist in Ungarn sehr früh aufgetreten, das früheste Stück mit der Jahreszahl 1508, die goldene Patera des Augustinus Moravus Olomucensis, stand gerade in Buda in Gebrauch, und ihr Besitzer, eine Gesellschaft von Wissenschaftlern, die Sodalitas Litteraria Danubiana, war einer der bedeutendsten Humanistenkreise im Ungarn der Jagiellonenzeit. Der Gefäßtyp blieb bis ins 17. Jahrhundert in Mode, wiewohl er nach einer Zeit kaum mehr den intellektuellen Gehalt bewahrte, der ihm zu Beginn gewiß eigen gewesen war. Später sind nicht nur antike, sondern auch neuzeitliche Münzen in diesem Kontext aufgetreten. Andere, eigenartige, selten angeführte Beispiele für die Wiederverwendung antiker Gemmen bilden die Bucheinbände. Die Buchbinderwerkstätten Italiens setzten im 15. und 16. Jahrhundert - wenn auch nicht oft den Abdruck von Nachbildungen antiker Münzen und Kameen als Ornamente ein. Auf dem - in Buda entstandenen - Einband der Erlanger Bibel des Matthias Corvinus erscheint das Münzenbildnis des Herrschers in dieser Form. Ledereinbände bewahren vielfach nachgeahmte römische Münzen in Blinddruck, und bald kamen auch Plakettenbildnisse anderer Persönlichkeiten, so auch der Reformatoren Luther und Melanchthon, in dieser Funktion auf. Dieser Prozeß spricht, genau wie im Fall der Gefäße und Schmuckstücke, von der Lebendigkeit der antiken Denkmäler und bezeugt, wie sie mit ihrem ganzen Wesen in die Gegenwart, die aktuelle Gegenwart integriert werden konnten. IV. Illustrierte Geschichte (14. bis 17. Jh.) Im Mittelalter blühten in den damaligen Werkstätten des Schrifttums, den Klöstern, Bischofs- und Herrschersitzen, mehrere Gattungen der Geschichtsschreibung. Die einfachste und chronologisch älteste Form bildeten die Jahrbücher, in denen keine zusammenhängenden Geschichten aufgezeichnet, sondern nur Jahr für Jahr die für wichtig erachteten Ereignisse knapp eingetragen