Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung

wurden. Demgegenüber gestalteten die Weltchroniken die Ereignisse der Vergangenheit in ihrem historischen Verlauf, die Erklärungen der Verfasser wurden vom Glauben an die Erlösung beseelt, die festgehaltenen Er­eignisse erschienen als Bestandteile der universalen Heilsgeschichte und als Beweise für die planmäßige, göttliche Lenkung der Geschichte. Die Gattung der gesta, der Bearbeitung der Geschichte einzelner Nationen und der Taten von deren Persönlichkeiten, behandelt ihren Gegenstand ebenfalls eingebettet in einen universalen Zusammenhang, meistens werden die Ereignisse um die Gestalt eines herausragenden Herrschers gruppiert, und diesen geht eine ausführliche Ursprungssage der jewei­ligen Nation voran. Die überlieferten Werke der mittelalterlichen Ge­schichtsschreibung Ungarns fügen sich alle in diese Rei­he. Die Chronik des Anonymus, eines namenlosen Kanzleischreibers von König Béla (Ende 12. Jh.), dann die Gesta Hungarorum des Simon von Kéza (Ende 13. Jh.), die Textkompilation der sogenannten Bilderchronik (nach 1358) sowie die Ausgaben der Thuróczy-Chronik (1488) sind die bekanntesten, vielfach analysierten und gewür­digten Beispiele dafür. Für die Kunstgeschichte richtig von Belang werden sie nur, sofern sie illustriert sind. Ein einzigartiges frühes Beispiel ist die Bilderchronik, deren Miniaturen aus der künstlerischen Umgebung des Kö­nigshofes die Geschichte der Ungarn von den Anfängen, von der Urheimat bis zur Regierungszeit Ludwigs des Großen verfolgen. Die Miniaturen fügen sich meistens an die Beschreibungen, aber illustrieren zuweilen auch Szenen, die im Text keine Entsprechung haben. An den Illustrationen lassen sich gewisse Unterscheidungen von historischer Färbung beobachten: Die orientalische Klei­dung der landnehmenden Ungarn, die aus Skythien ein­treffen, steht in krassem Gegensatz zur Tracht der west­lichen Völker. Nach der Annahme des Christentums haben sich die Ungarn bereits dem Westen angepaßt: In der Illustration des Kampfes zwischen König Ladislaus dem Heiligen und dem Kumanen trägt bereits letzterer die spitze Kopfbedeckung. Geschichtsdarstellungen weltlichen Themas sind auch im folgenden Jahrhundert selten in Ungarn. Die ausgestellte Windecke-Chronik ­mit Bildern bedeutender Ereignisse aus der Regierungs­zeit Sigismunds von Luxemburg, darunter auch bezüg­lich Ungarns - wurde nicht in Ungarn, sondern auf deut­schem Boden hergestellt. Trotzdem dürften auch in Un­garn historische Darstellungen mit weltlichem Thema vorhanden gewesen sein. Im Palast des Erzbischofs Jo­hannes Vitéz von Esztergom zeigte eine Wandbildfolge die ungarischen Herrscher von den „Skythenfürsten" bis zu Matthias Corvinus, und auch im Budaer Palast des Königs Matthias gab es Fresken mit Historienbildern. Davon ist aber nichts erhalten geblieben. Die Herrscher der ungarischen Geschichte und die Darstellung man­cher historischer Ereignisse sind in weiten Kreisen durch die Holzschnittillustrationen der 1488 gleich zweimal, in Brünn und in Augsburg gedruckten Thuróczy-Chro­nik bekannt geworden. Die Reihe der Herrscher begann mit dem Hunnenkönig Attila (Ätzel) und reichte bis zu Matthias, dem „zweiten Attila". Dadurch wurde die Rückkehr des einstigen Ruhms der Hunnen auch durch die Mittel der bildenden Kunst zum Ausdruck gebracht. Die gebildete, humanistische Geschichtsschreibung, die im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts bereits auch in Ungarn gepflegt wurde, wandte sich nunmehr unmit­telbar an antike Vorlagen, nahm jene als Vorbild und verwertete als Quelle die neu wiederaufgefundenen an­tiken Texte. Diese moderne - auch für die damalige Zeit auf hohem Niveau stehende - Geschichtsschreibung ist mit dem Namen italienischer Humanisten verbunden. Unter diesen muß Antonio Bonfini, der Hofchronist von Matthias Corvinus und von Wladislaw II. Jagiello her­vorgehoben werden. Die gebildete westliche Welt infor­mierte sich über die ungarische Geschichte jahrhunder­telang allein aus seinem monumentalen Werk von der Urgeschichte der Ungarn bis zur Zeit des Verfassers, das sowohl lateinisch als auch in deutscher Ubersetzung wiederholt gedruckt wurde. Im 16. Jahrhundert blühte auch die ungarische Ge­schichtsschreibung auf, aber die langatmigen zeitge­schichtlichen Werke - zum Beispiel von Ferenc Forgách, István Szamosközi und Gianmichele Bruto - sind nicht über das Stadium der Handschrift hinausgekommen oder blieben unvollendet, wie die Chroniken von Miklós Oláh oder des Antal Verancsics. Von den großen Zusam­menfassungen ist einzig die Chronik von Miklós Ist­vánffy im Jahr 1622 in Köln gedruckt worden, allerdings ohne Illustrationen. Die kriegerischen Zustände im drei­geteilten, zum Teil türkisch besetzten Land können eine Erklärung dafür bieten, warum hier zu jener Zeit keine illustrierten Chroniken veröffentlicht wurden. Dabei wurden die Geschichtswerke im 16. Jahrhundert europa­weit reich illustriert, es gibt darunter sogar solche mit ungarischem Bezug. Die bedeutendste ist die Hungern Chronik des Hans Hauge zum Freistein, im wesentlichen die deutsche Übersetzung der Thuróczy-Chronik, aber auch in anderen Büchern - wie in den zusammenfassen­den Darstellungen der Geschichte der Türken - finden sich Holzschnitte, die auch in Ungarn bekannt gewesen sein dürften. Die deutschen Übersetzungen von Bonfinis Chronik in der Baseler (1545) und Frankfurter (1581) Ausgabe sind prächtig illustriert. Zu Beginn des 17. Jahr­hunderts machte sich in der Wiener ungarischen Kanz­lei ein königlicher Sekretär namens Lőrinc Ferenczffy daran, eine ungarische Geschichte mit vielen ausgezeich­neten Kupferstichillustrationen herauszugeben, dies ist aber ein Torso geblieben. Die dazu geschaffenen Herrscherbildnisse aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts, die wieder in der Tradition der hunnisch-ungarischen Identität standen, erschienen erst 1664 im Mausoleum der ungarischen Könige und Fürsten von Ferenc Nádasdy im Druck. V. Das Regnum Marianum Um 1600 standen die einzelnen Teile des zerfallenen Lan­des - das Königreich Ungarn unter der Habsburgischen

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