Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einleitung
EINLEITUNG Unsere Ausstellung möchte die sich ständig wandelnde Beziehung von Kunst und Menschengedächtnis skizzenhaft, gleichsam auszugsweise vorstellen. Skizzenhaft, denn aus der überwältigenden Vielzahl von Kunstwerken haben wir nur solche ausgewählt, die jeweils für einen Prozeß charakteristisch sind, einzelne bedeutende Erscheinungen festhalten oder in ihrer Auffassung einen Wandel anzeigen. Wir steckten uns nicht das Ziel, die Geschichte zu beleben, durch Bilder oder Statuen Ereignisse genau aufzuzeigen; ebensowenig wollten wir den Verlauf der nationalen Geschichte veranschaulichen, da diese in jeder Epoche anders verstanden wurde. Vielmehr stellten wir Fragen, um herauszufinden, wie die Geschichtsauffassung der Künstler und ihrer Auftraggeber in ihrer Zeit verankert ist. Die Werke - Gemälde und Statuen, illustrierte Bücher, druckgraphische Blätter und Goldschmiedearbeiten - zeigen nämlich nicht nur den Gegenstand ihrer Darstellung und beschwören nicht nur einstige Ereignisse und Persönlichkeiten herauf, sondern bewahren als Einschluß auch die Spuren der Auffassung, wie zu Lebzeiten des Künstlers die verlaufene Zeit sowie Ereignisse, bei denen der Künstler nicht mehr Augenzeuge sein konnte, verstanden wurden. Wir laden nun den Besucher zu keiner bequemen Fahrt durch die Zeit mit schön aneinandergereihten Bildern der Vergangenheit Ungarns ein. Auch möchten wir das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Wir wollen uns bewußt machen, daß sich die Vergangenheit nur aus der Gegenwart betrachten läßt, daß sich in den Darstellungen der Vergangenheit immer auch die Gegenwart verbirgt, auch die unsrige. Deshalb stehen am Anfang unserer Ausstellung einige moderne Kunstwerke, die uns - obwohl ihre Schöpfer, wenn auch so manche von uns sie noch erleben durften, nicht mehr am Leben sind - bis heute gültige Aussagen über die Geschichte, den Fluß der Zeit, über längst vergangene Zeiten, gar Jahrtausende, also über das Paradoxon des Verhältnisses von menschlichem Gedächtnis und Gegenwart zu vermitteln wissen. Diese Werke bezeugen, daß jede Erinnerung einen Januskopf hat, daß Vergangenheit und Gegenwart unzertrennliche Geschwister sind, daß sich die Gegenwart mit ihrem Doppelgesicht zugleich der Vergangenheit und der Zukunft zuwendet. Wir haben Chronos heraufbeschwört, dessen mythische Gestalt längst mit der der Zeit verschmolzen ist, und der seine Kinder verschlingt: die jeweilige Zukunft, auch unser Leben. Wir beginnen diese in Abschnitten gezeigte Geschichte mit Bildern vernichteter Epochen und Städte, mit Erinnerungen an eine verschwundene Welt, und versuchen das sich ständig ändernde Bild der Vergangenheit in der Kunst zu verfolgen. Die Veranstalter sind fest davon überzeugt, daß die in uns allen lebenden Vorstellungen von der Geschichte nicht nur mit der Feder der Historiker und Philosophen, sondern auch mit dem Pinsel und dem Meißel der Künstler gestaltet werden. Die Qualität der ausgestellten Werke zeugt davon, daß die künstlerische Anschauung der Vergangenheit authentisch sein kann, aber ebenso authentisch sind auch all die Zweifel, die im Künstler von heute bei der Betrachtung der Geschichte aufkommen.