Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)

STUDIES - Miklós MOJZER: Der historische Meister MS sive Marten Swarcz seu Martinus Niger alias Marcin Czarny, der Maler des Krakauer Hochaltars von Veit Stoß II. Teil. Krakau und Nürnberg im Jahr 1477 und davor

die letzten Dinge zum Ausdruck, bei großen Gelegenheiten hob die schwarze Kleidung die Feierlichkeit hervor. 50 Jahrhunderte hindurch waren die feierlichen Anlässe auch im bürgerlichen Leben von Schwarz gekennzeichnet und sind es auch heute. In glänzendem Schwarz wurden in Wort und Bild die „schwarzen" Kriegsherren, Woiwoden, Aristokraten beschrieben bzw. abgebil­det, die besondere Autorität besaßen. 51 Schwarz von „edlerem" Farbton hatte unausgesprochene, aber merkliche Priorität vor ein­facherem Schwarz - in Wort und Erscheinung gleicherweise: Wer sich dessen teilhaftig wurde, wußte es, wer das nur verstand oder erblickte, sah sich einem spürbaren Geheimnis gegenüber. 52 In Krakau kommt im übrigen als Familienname außer Schwarz nur dessen farblicher Gegensatz, Weiß - die Gesamtheit aller Far­ben, jedoch keine heraldische Farbe (stattdessen wird Silber ver­wendet) -, allerdings selten, vor (von den fünf oder sechs Familien mit Namen Weiß stammen drei aus Ungarn); die übrigen Farben scheinen im 15. Jahrhundert als Familiennamen überhaupt nicht auf. Als gewöhnlichste Farbe galt (neben dem schäbigen Grau wahrscheinlich) Braun (der Habit der Franziskaner, aber mit geknotetem weißem Kordel), die nirgendwo zum Familiennamen geworden ist, weil das als ein zum Verschweigen verurteiltes Syn­onym des gewöhnlichsten Geschmacks verstanden worden wäre - besonders in der polnischen Hauptstadt. 53 Wenn also der Maler Marten bei seinem Zunamen die ge­wählteste Farbe, das glänzende Schwarz, als Attribut annahm, das dem Bürger, der in seinem Beruf besonders hervorragend war, wirklich ziemte, dann hat er sich selbst damit ausgezeichnet ­auch das ist eine Art Tugendadel - so etwas konnte auch der Maler fühlen und tun. Vielleicht in dem Sinne, wie die Tugend („togunt") von den Krakauer Ratsherren (den „herren Jungk und aid") Veit Stoß zugesprochen wurde. 54 Es ist jedenfalls Tatsache, daß in Bezug auf den Maler Marten Jahre später erwähnt wurde, daß er - „Martinus Czarny" - wirk­lich berühmt, famatus, war. 55 Eine merkwürdige Angabe von 1478 aus Krakau scheint - zu­fällig? - mit dem deutschen Künstlernamen Israhel van Mecke­nem, der aus einem biblischen Namen zum Familiennamen geworden ist, zusammenzuklingen. Da der ursprüngliche Vor­name des Bocholter Goldschmieds Jakob (?) gewesen sein dürfte, konnte er sich nach der Heiligen Schrift den Namen Israhel zule­gen. Auf der gleichen Grundlage wurde am 10. Juli des obigen Jahres der vormals zweifelsohne einfache polnische Maler als „Jacob Israhel de Clessow pictor" in die Liste der Bürger einge­tragen. 56 Ob er selbst in Kenntnis der Stiche (besonders von L. 620) auf die Idee kam, oder auf einen guten Rat hin, sich selbst ­wenn er nun mal Jakob hieß - unter dem ihm zustehenden Namen Israhel, d.h. unter dem als berufensten zu betrachtenden zweiten Namen eintragen zu lassen? Weitere Angaben zu ihm sind bislang nicht zum Vorschein gekommen. Das Städtchen Kleszczówka liegt etwa 150 km westlich von Krakau. 11. DAS REDENDE FAMILIENWAPPEN ALBRECHT DÜRERS Der junge Dürer hat kurz nach Verlassung der Wolgemut-Werk­statt mit seinen ersten Arbeiten, oder mit einer von diesen, dem Bildnis seines Vaters, den Dargestellten beschenkt (1490, Florenz, Uffizien). Man sieht es dem Gemälde auch an, daß es „noch in der befangenen Formensprache" ausgeführt wurde, „die ihm die Lehre seines Meisters Wolgemut vermittelte". 57 Danach trat er seine Reise nach dem Westen, dem Oberrhein - nach seiner Rück­kehr von dort, im Jahr 1494, heiratete er - und bald darauf seine erste italienische Reise an. Danach blieb er noch eine Weile gele­gentlicher Mitarbeiter der Wolgemut-Werkstatt. 58 Er, der gebürtige Nürnberger, brauchte keinen Familiennamen zu suchen, er hat ihn von seinem Vater geerbt. Der Vater wurde 1467, bei seiner Eheschließung als Albrecht Turrer in die Bürger­liste eingetragen, und das bedeutete die offizielle Anerkennung seiner legitimen Geburt und seines Rechtes auf einen Familien­namen. Seit 1468 auch im Besitz des Meisterrechts, durfte der Goldschmiedemeister auch für sich selbst ein Urkunden- und ein Petschaftsiegel verfertigen. Es ist zwar möglich, daß er es war, der die Herkunft der Familie zum Wappenbild geformt hat, so­lange aber kein solches Dokument zum Vorschein kommt, müs­sen wir seinen Sohn für den Erfinder des Wappens halten. Allerdings war letzterer nach unseren heutigen Kenntnissen der einzige in der Familie, der dieses Wappen fortan benutzte: zuerst 1490, auf der Rückseite des erwähnten Geschenkbildes. Seitdem aber auch das kurz bevor oder danach ausgeführte Bildnis der Mutter des Künstlers identifiziert wurde (erst vor kaum fünfund­zwanzig Jahren, im Magazin des Germanischen Nationalmuse­ums), besteht kein Zweifel mehr darüber, daß neben dem Dürer-Wappen auf der Rückseite des väterlichen Bildnisses das andere Abzeichen, das Holpersche - auch dieses zu einem Wap­pen geformt und mit dem anderen zum Allianzwappen des Ehe­paares vereint - auf das Gegenstück verweist. Das war ebenfalls ein Geschenk des Maler-Sohnes, eigens für die Mutter, denn das Holper-Wappen ist sonst nirgendwo belegt. Das Wappenbild zeigt einen springenden Bock, vielleicht als Hinweis auf das Sternbild, vielleicht als Verbildlichung von Holper (holpern, aus spätmhd. hoppeln, d.h. hüpfen). Helm, Helmzier und Helmdecke sind ge­meinsam. 59 Das Wappenbild wiederholte sich im wesentlichen auf dem Urkundensiegel und auf dem von 1505 an gebrauchten Pet­schaftsiegel des Künstlers, aber der Meister und Inhaber des Wap­pens setzte es über dreißig Jahre lang (auch zu Lebzeiten seiner Eltern) niemals selbständig ein, weder in seinem grafischen noch in seinem malerischen Schaffen. Obwohl er sonst für andere zahl­reiche Wappen entwarf und diese auch in Holzschnitten und Kup­ferstichen ausführte, fand er für sein eigenes erst 1523, fünf Jahre vor seinem Tod Zeit. In diesem Jahr verfaßte er seine Familien­chronik und zeichnete nach seiner Rückkehr aus den Niederlan­den sein eigenes vollständiges Wappen und gestaltete es auch als Holzschnitt - zum Teil wohl um sein gesellschaftliches Ansehen und seinen Ruhm, wenn es ihm nötig oder geboten erschien, ge­legentlich vor Augen zu führen. Das Wappenbild selbst hat er nur im Jahr 1515 auf der Ehrenpforte Kaiser Maximilians neben denen seiner Mitarbeiter, und auf den nach den Entwürfen von Konrad Hainfogel ausgeführten Sternkarten für Johann Stabius angebracht. 60 Als Genannter des größeren Rates hatte er ab 1509 das Recht, ein Wappen zu führen. Sein vollständiges Wappen ge­brauchte er wohl nur in der Fremde als Quartierbelegungszei­chen. 61 Der Künstler, der für seine grafischen Blätter selbst Rätselbil­der und bildhafte Ideen erdachte, beschäftigte sich bereits in sei­nen frühesten Arbeiten - schon damals mit sehr guten heraldischen Kenntnissen - mit Wappen, wenn man so will, mit Wappenkompositionen. Wie er in seinen Aktbildern das Propor-

Next

/
Oldalképek
Tartalom