Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)

STUDIES - Miklós MOJZER: Der historische Meister MS sive Marten Swarcz seu Martinus Niger alias Marcin Czarny, der Maler des Krakauer Hochaltars von Veit Stoß II. Teil. Krakau und Nürnberg im Jahr 1477 und davor

27. Albrecht Dürer: Wappen mit Pelikan, Federzeichnung, um 1493/95. Früher (bis 1941) Rotterdam, Museum Boymans-van Beuningen 28. Albrecht Dürer: Das Löwenwappen mit dem Hahn. Kupferstich, um 1502/03 29. Albrecht Dürer: Das Wappen Albrecht Dürers. Holzschnitt, 1523 tionssystem des menschlichen Körpers figürlich darzustellen be­müht war, so hat er auch seine Wappendarstellungen unter stren­ger Einhaltung der heraldischen Prinzipien durchgeistigt und zu einer eigenartigen Erscheinung gestaltet. Ein Milieu mit Fahnen, Wappen, Zelten und Baldachinen bedeutet irgendwie eine über uns stehende Welt, deren Schönheit von der Üppigkeit und vom Farbenreichtum herrührt. Innerhalb dieser Welt verdanken die Dü­rerschen Wappen ihre Einmaligkeit und Größe ihrem gehobenen Naturalismus. Der junge Dürer hatte seine Mühe damit: Beob­achtung und Zeichnung nach dem Naturprinzip waren wohl sein eigen, und auch am schmückenden Beiwerk fand er Gefallen, aber wie sollte er sie miteinander vereinbaren? Eine seiner frühesten Wappenzeichnungen, das Wappen mit sitzendem Mann am Herd (anders Wappen mit Pelikan) entstand vermutlich um 1493/95 (das Blatt befand sich eine Zeitlang in der Sammlung Esterházy und auch anderswo; dann bis 1941 Rotterdam, Museum Boy­mans-van Beuningen). 62 Das Herd ist ausgekühlt, aus dem schie­fen Rauchfang fehlen drei Ziegel, hinter dem lumpigen jungen Mann hängt an einem Nagel ein Blasebalg; die Inschrift besagt „Hitze oho!" oder „Fritze oho!". Es könnte eine Zeichnung nach einem Freund oder für ihn sein. Ich empfinde die zum Lachen ge­öffnete Aschenöffnung, die Nase der runden Türöffnung und die halbkreisförmigen, nach oben schielenden Augenimitationen un­terhalb der Kochplatte als eine Fratze, die die Zunge auf die Figur darüber ausstreckt - beinahe eine konstruktivistisch-dadaistische Wendung in einem Detail. Flechsig hat dem Pelikan die starken Krallen bereits 1928 abgesprochen und ihn als Darstellung nach einem ausgestopften Vogel erkannt. 63 Man könnte hinzufügen: Genau diese Erkenntnis hat der Zeichner von uns erwartet. Eben­falls Flechsig hat beobachtet, daß die Vegetation zur linken Hand aus vier wirklichen Arten kombiniert wurde, darunter das Eryn­gium (Männertreu), eine Liebcspflanze. Daß es sich um einen Scherz handelt, wird auch daran erkenntlich, daß die Flügel des Vogels an der einen Seite unversehrt, an der anderen zerrupft sind, genauso auch der Schwanz; und es ist ein verschmitzter Verstoß gegen die Symmetrie der heraldischen Gewohnheiten, daß die eine Hälfte des Wappenmantels (das könnte nirgendwo anders vorkommen) als eine Komposition aus naturgetreuen Pflanzen, während die andere als eine üppig herabfallende, regelrechte „Akanthus"-Kaskade gebildet ist. Letzteres ist im Gegensatz zum ersteren dunkel schattiert. Aus gleicher Quelle wie Meister MS hat auch Dürer eine Vorlage dazu gekannt, das signierte Blatt Is­rahel van Meckenems (L. 620), das er in dieser Zeichnung gera­dezu karikierte. Es ist ein Meisterwerk der Zeichnung für das vollständige Wappen des armen Schluckers, das auf dem Blatt ­etwas aus dem Gleichgewicht gekippt - zu schweben scheint. Aus der Reihe der frühen höhnischen Wappenstiche Dürers lohnt es sich Das Löwenwappen mit dem Hahn (um 1502/03) an­zuführen, auf dem der Hahn zum bäuerlichen Milieu gehört, der Helm von den Adeligen zum Kulissen-Abzeichen der städtischen Patrizier wurde und das als heterogenes Macht- und Statussymbol gebrauchte Wappen selbst die Aufzeigung und die Satyre der „ver­kehrten Welt" ist. 64 Es gehört zu den Mustervorlagen, wie auch Dürers eigener Wappenholzschnitt von 1523, zu dessen vollstän­diger Ausführung er sich ziemlich viel Zeit ließ. Der Akanthus als künstliche Pflanze ist dank seiner Stilisierung im Beiwerk der Wappenschilder ausschließlich geworden, auch Dürer setzte ihn reichlich ein. Das künstlerische Plus seiner Blätter mit vollstän­digem Wappen besteht darin, daß sie „bildmäßig" abwechslungs­reicher gestaltet sind, und die verhältnismäßig großen Wappenmäntel und Zierden durch ihre ergänzende Bedeutung den Inhalt des Wappens wesentlich bereichern. Auch sein eigenes Wappen ist ein gutes Beispiel dafür. Auf der Rückseite des Bild­nisses seines Vaters hat er das Wappen 1490 ohne Unterzeich­nung, eher improvisativ gemalt, ohne auf den Wappenmantel viel Sorgfalt zu verwenden, 65 und als er Jahrzehnte später das Wappen für sich in Kohle skizzierte (W. 941, London, British Museum) hat er den endgültigen Wappenmantel auch dort nicht vollständig ausgearbeitet. Aber auch er hinterließ keine unvollendete Arbeit. Auf dem endgültigen Holzschnitt ist die Helmzier einfacher stili-

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