Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)
TANULMÁNYOK / STUDIES - Sigrid NAGY: Das kleine Andachtsbild und die Beuroner Kunstschule
„Mater amabilis" auf: No 38 (30 x 18'/ 2 cm), No 38a (16x10 cm) und No 38b (9x4 cm). 63 Die „St. Norbertus"-Druckerei war ein wichtiger Andacht sbildchenverleger. Es darf darum angenommen werden, daß er das Beuroner Bild nach Fiesole auch als Andachtsbildchen im Verlagsprogramm hatte. „Mutter der göttlichen Gnade" Rot und violett gewandet steht Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm vor der Krippe im leuchtenden Goldgrund einer Mandorla, die von einem Wellenband umgeben ist, das den Gnadenstrom Gottes symbolisiert. Jeweils auf dem oberen und unteren, linken und rechten Bildrand stehen dazu auf braunem Untergrund in hellen Buchstaben die Worte: „Ave maris Stella - Dei mater alma - atque semper virgo - felix caeli porta". Das Andachtsbildchen mit der Verlagsbezeichnung „K. Beuron 1085" (Farbdruck 11,7 x 7,5 cm) bringt mit dieser Darstellung eins der frühen Werke der Beuroner Kunst zur Anschauung. Der Schöpfer des Bildes R Gabriel Wüger, damals noch Frater Wüger, gab ihm den Titel „Mutter der göttlichen Gnade". Das für das Weihnachtsfest 1870 fertiggestellte Ölgemälde maß auf Fernwirkung berechnet einschließlich des Rahmens 3,78 m in der Höhe und 2,10 m in der Breite. „An der Vigil stellte man es, nicht ohne große Mühe, am Hochaltar auf... Ein rot ausgeschlagener Bogen über dem Tabernakel schien ihm als Stütze zu dienen. Von oben her umrahmten blaue Vorhänge das farbenfroh leuchtende Bild. Für die Heilige Nacht wurden etwas erhöht große Kandelaber vor demselben aufgestellt; außerdem brannte eine Reihe von Lichtern auf dem roten Bogen. Prachtvolle Draperien und anderer Schmuck verstärkten die Wirkung dieses gut gelungenen Weihnachtsbildes." 64 Der Beuroner „Katakombenzyklus" Nach genauen Anweisungen von Abt Maurus Wolter schuf P. Gabriel Wüger, der sich während seines Aufenthaltes in Rom gut zehn Jahre zuvor dort bereits selbst mit der frühchristlichen Kunst auseinandergesetzt hatte, 1873 einen Zyklus von 19 symbolischen Darstellungen in Beuron in die Fensterlaibungen des Kreuzganges angebracht wurden. Das Interesse Wolters ging auf die von Papst Pius IX veranlaßte systematische archäologische Katakombenforschung zurück. 65 Die Bildmotive dieses frühchristlichen Bilderzyklus wurden in verschiedenen Variationen für das kleine Andachtsbild genutzt. Als ausgewählte Beispiele können angeführt werden: 1. Drei verschiedene Variationen zu Wügers Kohlezeichnung auf Karton „Der Menschenfischer". Unter der Verlagsbezeichnung „K. Beuron 1068" ein zarter Farbdruck (11,7 x 7,5 cm) mit lateinischem Text und Titel „Piscator hominum"; ebenfalls ein Farbdruck (11,0 x 6,5 cm) mit lateinischem Text (Matth. 4,19) unter der Verlagsbezeichnung „VLA Nr. 401"; dann ein einfarbig brauner Druck „VLA Nr. 657" (11,2 x 7,2 cm) mit den Worten „Wir sind Fischlein Christi" aus einem Ausspruch von Tertullian (um 160 - nach 220). Dieses Bildchen steht durch den rückseitigen Texteindruck ausgewiesen für Ostern und die Taufgnade. 2. In blauem und goldbraunem Druck eine Umzeichnung von Wügers Kartonzeichnung „Das Schiff der Kirche" mit eben diesem Titel und der Bezeichnung „VLA Nr. 701" (7,2 x H n 4 C m), Es wurde als Kirchenjahresbild für den 4. Sonntag nach Pfingsten herausgegeben. Zu sehen sind Petrus als Steuermann und Paulus als Schriftverkündcr in einem Boot in Fischform, das die griechischen Buchstaben für Fisch (IX0YI) als Symbol für Christus tragt. Am kreuzförmigen Mast ist ein Segel mit dem Wort Ecclesia angebracht. „Kreuztragender Christus" Das Bildmotiv des kreuztragenden Christus stammt aus dem „Beuroner Kreuzweg", einem Wandbildzyklus, den P. Gabriel Wüger und P. Lukas Steiner in den Jahren 1889 bis 1890 in der neugotischen Marienkirche in Stuttgart ausführten. Diese Wandbilder wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Relativ früh - in der zweiten Auflage bereits - 1892 veröffentlichte Paul Wilhelm von Keppler (1852-1926), der spätere Bischof von Rottenburg, diese vierzehn Kreuzwegstationen bei Herder in Freiburg i. Br. 66 Der kreuztragende Christus scheint ohne Zweifel das beliebteste Bildmotiv dieses Zyklus gewesen zu sein. Über Jahrzehnte war es in verschiedenen Drucktechniken und Größen als Andachtsbildchen im Handel, oft mit der dazu gesetzten Aufforderung „Folge mir nach". Die Vertretung der Trappisten-Mission Mariannhill in Linz in Oberösterreich verbreitete es auf einem vierseitigen Gebetszettel mit Imprimatur von 1903 aus Freiburg. Es zeigte das beim Kunstverlag Beuron gedruckte Bildmotiv als Autotypie. 67 Verwendung fand das Bildmotiv ferner in Andachtsbüchern als Titelbild, beispielsweise verwendete es der Verlag Butzon & Berker in seinem mit Imprimatur von 1909 herausgegebenen Büchlein „Nachfolge Christi" von Thomas von Kempen. Als Autotypie mit schmaler Goldumrandung auf Kunstdruckpapier gedruckt (11,8 x 7,4 cm) trug es die Bezeichnung „Beuron, Butzon & Berker Kevelaer", was die Vermutung nahe legt, Butzon & Berker habe es auch als Andachtsbildchen verlegt. Geschätzt war außerdem der Bildausschnitt, der den Christuskopf des Bildes zeigt. Auch er wurde in verschiedenen Ausgaben gehandelt. Ein exzellent, auf dünnen Karton gedrucktes Beispiel (11,6 x cm ) m jt dem Titel „Folge mir nach" und der Bezeichnung „Kunstverlag Beuron Sepia No 350" wurde am 14. Juli 1910 in Wien handschriftlich zur Erinnerung in ung. Sprache „Fölszentelésem emlékére" (=Zur Erinnerung an meine Priesterweihe) gewidmet. 68 Als vierseitiger Gebetszettel (mit Sterbeablaß) wurde das Bildmotiv in Klischeedruck an die deutschen katholischen Soldaten des Ersten Weltkrieges vergeben. 1938 verwendete der Benediktiner Fr. Victor Maurice den Farbdruck „K. Beuron 1011" mit lat. Titel zur Erinnerung an sein 50jähriges Ordensjubiläum in der Abtei St. S. Jérôme in Rom. 69 Schließlich verwendete der Pfarrer Karl Paschke von St. Marien in Gehrenberge das in der DDR vom Verlag F.W. Cordier in Heiligenstadt als Farbdruck „B 606" herausgegebene Bildmotiv 1960 zum Andenken an sein Silbernes Priesterjubil ä um. 7(1 Bis heute im Verlagsangcbot des Beuroner Kunstverlages ist das Andachtsbildchen (Nr. 1001) die „Kreuzigung" von Wüger. Das Original, ein Ölbild, malte Wüger im Auftrag von Victor-August Kardinal Dechamps (1810-1883) Erzbischof von Mecheln und Primas von Belgien, der die deutschen Katholiken während des Kulturkampfes aktiv unterstützte. Doch als das Gemälde 1868 fertiggestellt war, fand es Lenz so gelungen, daß es in seinem Besitz verblieb und der Kardinal eine Kopie des