Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)

TANULMÁNYOK / STUDIES - KIRÁLY Erzsébet: Pogányság és Megváltás. Csók István nagybányai tematikája és a mítoszkereső századvég

Und damit sind wir wieder in Nagybánya angelangt, deren wunderschöne Gegend sich die 1896 aus München angereiste Künstlergesellschaft zum Schaffensort wählte. Ihr Ziel war sogar kollektiv und prophetisch gedacht: den Modernismus selbst, in der Form der west-europäischen Stilrichtung des Naturalismus ins Heimatland zu bringen. Am Anfang war für sie dieser Naturalismus ganz neu und vieldeutig. Die kulthaft und schwär­merisch erlebte Natur wurde in dieser Stadt die einzige Quelle der Inspiration, die die Künstler in den ersten Jahren eine Art von Pantheismus nannten. Ihre Andacht vor der Natur, d. h. die postromantische Gesinnung blieb auch später, als sie vielmehr einen objektiveren, unabhängigeren Weg zu ihr anstrebten. Diese Verehrung erlaubte ihnen aber die empirische Annäherung und die vertiefteren Naturstudien: sowie die Landschaft als Zweck ihrer selbst, aufzufassen. Die schönsten Beispiele für diesen Übergang von den menschlichen Inhalten zur reinen Landschaft, der Einheit von Figur und Natur sind ihre sog. „religiösen" Bilder, die zwischen 1896 und 1900 entstanden. Die sakrale Thematik ist paradigmatisch in der Malerei der hiesigen Schule. Die als Dichtung der Menscheit interpretierten biblischen Szenen zeigen uns das Credo der Begründer nicht an den Göttern, sondern an der organischen Natur in einem sakra­len Moment. Die Modelle aus Fleisch und Blut, die Nagybányaer Bauern und Bäuerinnen werden in diesen religiösen Bildern fe­ierlich aufgefasst, als wären sie göttliche Gestalten. Die Intuition kommt in Nagybánya immer von aussen. Es motiviert immer die Landschaft selbst, und ruft die heiligen Geschenisse aus der künstlerischen Einbildung, d. h. von innen individuell hervor. Unter solchen Voraussetzungen entstanden also die subjektiven, realistisch-naturalistischen Gemälde in dieser geschlossenen Küntlerkolonie, die alle akademischen Gebundenheiten im Namen der freien Natur bewusst ablehnte. István Csók war kein ständiges Mitglied, somit kein Eingeweihter dieser Gemeinschaft und dieses Prozesses. Im Moment der Schulgründung lebte und schuf er nicht hier. Mit sei­nem Bild „Erlöse uns von dem Bösen" mit Pan im Mittelpunkt, bekannte er sich ebenfalls zur Natur, aber ganz anders, wie die anderen. Aus dem Gedicht von Gyula Reviczky las er das Lob der Natur („laudatio naturae") aus. Der Verlust der Natur wäre nach Csók, wie bei Reviczky ein Vorbild für die leidende, moderne Menschheit. Pan, Venus und Jesus sind unsere ge­schichtsphilosophischcn Symbole, hier in einer komplizierten Allegorie zusammengebracht. Mit dieser Allegorie huldigte aber Csók der Idee der ster­benden Natur und nicht ihrer tastbaren Wirklichkeit. So begann sich das Werk von Csók im Moment seines Debüticrens im Jahre 1899/1900 von dem Geist der lichtsuchenden und luftkul­tivierenden Nagybányaer, von ihrer plein air abzutrennen. Sein ikonographisches Programm als solches, die historisierende Einstellung, die erzählerische Gruppenbildung der klassisch­mythologischen Mischwesen, die in dieser Künstlerkolonie motivisch nie heimisch waren, sind alle von begrifflichem, nicht von visuellem Urspung. Was die Ausgeburt der Phantasie ist, kann zugleich nicht die Ausgeburt der direkten Wahrnehmung sein. Das grosse, melancholisch gestimmte Bild von Csók wur­de nicht von der unmittelbaren Natur veranlasst, sondern von der Literatur präformiert. Und das war seine letztere „Sünde". Die Gesellschaft in Nagybánya warf von sich alle literarisch­dichterischen Anlehnungen prinzipiell ab. Kein Zufall, dass sie keine Illustrationen unternahmen, falls doch, so war ihre Unternehmung immer autonom, souverän und mit der Literatur gleichrangig. So kam es dazu, dass über die geheimnisvolle Bedeutungsmitte, über die Pan-Szene des Hauptwerkes von Csók nie geredet und nie geschrieben wurde. Es blieb entweder unaufgeklärt oder totgeschwiegen. Ein echtes künstlerisches Produkt in Nagybánya beanspruchte nämlich keine Erklärung, wenn doch, war es kein echtes Produkt von Nagybánya. Mit dem erbarmungslosen Urteil über sein monumentales und wohlgemeintes Probestück, mit seiner Vernichtung mag der Maler vielleicht all diese Konsequenzen einer mehrfachen, schmerzhaften Diskrepanz gezogen haben.

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