Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)

TANULMÁNYOK / STUDIES - Christa PIESKE: Der Wandbilddruck des 19. Jahrhunderts in Europa

II. KÜNSTLER UND KUNSTVERLAGSKATALOGE a) Bekannte und unbekannte Namen Neben den sehr berühmten Namen mit internationalem Renommee gab es den umfangreichen Mittelblock an Malern, die sich zwar von ihrer Kunst ernähren konnten, jedoch kaum in den überregionalen Kunstausstellungen zu sehen waren. Hatten sie noch zu ihrer Zeit einen gewissen Stellenwert, so gerieten sie später bald in Vergessenheit. Es ist besonders schwierig, ihre da­malige Bedeutung zu erfassen und ihre Anzahl im Verhältnis zu den anderen Künstlergruppen einzuschätzen. Diese Maler schu­fen die Vorlagen für Reproduktionszwecke, waren Kopisten un­terschiedlichen Ranges oder sogar eigenständige Entwerfer. Mit diesen Aufgaben hatten sie eine besondere Nische der Malerei entdeckt und waren von den Kunst- und Popularverlagen gut beschäftigt. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie Autodidakten waren oder eine Malerlehre durchlaufen hatten. Die akademisch ausgebildeten unter ihnen arbeiteten anonym oder legten sich Pseudonyme zu. Für diese Künstler, deren Namen selten in den großen Künstlerlexika verzeichnet sind, gibt es nur eine zuverlässige, allerdings sehr selten vorkommende Quelle. Das sind die Tantiemen-Abrechnungen, die von den reproduzie­renden Verlagen als wirtschaftliche Dokumentation angelegt wurden. Hier waren Bildtitel, Maler mit Adresse und die Entschädungssumme festgehalten. Leider sind diese Akten mit Auflösung der Verlage meistens vernichtet worden. Von den in die Tausende gehenden Abrechnungen gibt es, soweit bekannt, nur noch zwei Beispiele, die in Erkennung ihrer Bedeutung bei der Verlagsauflösung gerettet wurden (Ludwig Möller Lübeck, Gebr. Stehli Zürich). Auf den populargraphischen Blättern gibt es häufig zu­sätzliche Namensnennungen von den mit den graphischen Techniken befaßten Künstlern und Handwerkern, also den Zeichnern, Stechern, Lithographen und Druckern. Die Zeichner lieferten nicht nur Originalentwürfe, sondern bereiteten Gemälde oder Stiche durch Umzeichnungen für den Steindruck vor. Größere Verlage arbeiteten mit angestellten Zeichnern. Für die Lithographen und Drucker war eine feste Anstellung selbstverständlich, bei mangelnder Qualität wurde aber rasch ausgewechselt, wie es die vielen Annoncen in den Fachblättern beweisen. Die hohen Ansprüche besonders an die Drucker führ­ten zur Etablierung eigener Kunstdruckereien, die für mehrere Bildverlage arbeiteten. In der französischen Imagerie sind die gestochenen Suiten, Serien und Einzelblätter fast immer mit Benennungen versehen. Auf den Lithographien erscheinen sie spärlicher und das nur bei wenigen Verlagen, die ein bestimmtes Niveau anstrebten. Doch fast alle Wandbilddrucke der Berliner Lithographischen Anstalten, die heute unter dem Begriff Populargraphik laufen, sich damals aber Kunstverlage nannten, waren mit allen Namen bzw. Signaturen gekennzeichnet. b) Kunstverlagskataloge als Quelle der Künstlernamen Für die Erforschung der Wandbilddrucke sind bebilderte Verlagskataloge dann eine besonders gute Hilfe, wenn sie noch die Namen der Künstler bringen. Das war jedoch nur bei Firmen der Fall, die ein gehobenes Niveau aufwiesen. Renommierte Verlage wie Seemann, Bruckmann oder Hanfstaengl haben bis ins 20. Jahrhundert hinein in kurzen Folgen immer wieder Kataloge herausgegeben. Jeder Druck erhielt seine thematische Einordnung mit Maler- bzw. Stechernamen, häufig auch noch mit einer Datierung. Nach solchen informierenden Katalogen konnten die Ladengeschäfte in den Städten den Wünschen ihrer bürgerlichen Kunden gemäß die Blätter gleich mit fer­tigen Rahmungen ordern. Die Klassifikation nach „Alten und Modernen Meistern" war dabei üblich. Die Rahmengestaltungen waren sehr vielfältig und dem Sujet angepaßt. Wenn man auf solchen Katalogen um 1910 die Namen der damals modernen Maler durchgeht, findet man nur wenige, die heute noch einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Die allgemeinen Künstlerlexika helfen hier nicht weiter. Man kann die Künstler höchstens in den damaligen Fach- und Familienzeitschriften aufspüren, wo ihre Werke vielleicht rezensiert oder abgebildet wurden (Wildmeister). Bebilderte Kataloge sind allerdings kaum vor 1890 nachzuweisen. Erst mit der Jahrhunderwende setzt geradezu eine Flut an Bildkatalogen ein. Diese Feststellung wird auch durch umfangreiche Katalog-Sammlungen wie die im MEK in Berlin bestätigt. Einfache Verkaufslisten mit Bildtiteln kursierten schon im 18. Jahrhundert. Von dem Pariser Verlag Turgis, der in Westeuropa von 1820 an über ein Jahrhundert fast marktbeherschend war, hat sich ein beschreibender Katalog von etwa 1830 erhalten. Hier sind in nur wenigen Fällen bei Suiten und Kollektionen die Maler-, Stecher- oder Lithographennamen angeführt (Veuve Turgis, Paris 1825-1844, Broschüre, kl. 8°, 46). Im Gegensatz zu den zahlreichen Kunstverlagskatalogen sind die Bildkataloge der populargraphischen Anstalten äu­ßerst selten erhalten. Sie waren nie gebundenen, sondern nur geheftet und durch vielen Gebrauch einem raschen Verschleiß ausgesetzt. Das erklärt vielleicht, daß man von dem größten deutschen Popularverlag, Eduard Gustav May in Frankfurt a. M., erst Verkaufskataloge ab 1908 kennt. Von ihm findet sich im Bischöflichen Ordinariat in Limburg (Hessen) eine Liste von 1913, die dort bei den Imprimatur-Akten aufbewahrt wird. Von seinen Dresdener Konkurrenten Adolph May und Müller & Lohse existieren schon frühere Bildkataloge. 2 Bei Popularverlagskatalogen fehlen alle Künstlernamen. Die Masse der populären Blätter blieb zudem noch ohne Herkunftsbezeichnung. Einer dieser typischen Verlage in der Blütezeit der Chromolithographie um 1900 war die Kunstanstalt für Ölfarbendruck B. Groß A. G. in Leipzig, nachweisbar von 1873 bis etwa 1929. Sie brachte in ihrem umfangreichen Katalog von 1910 ausschließlich die Bildtitel, diese dann in drei oder vier Sprachen. Ihre Bildkonsumenten kamen aus den mittleren und unteren Sozialschichten und waren kaum an Künstlernamen interessiert. Nur das Motiv war für einen Erwerb ausschlagge­bend. Die Aktiengesellschaft Groß beschäftigte 300 Arbeiter und konnte 1898 10% Dividende ausschütten, ein Prozentsatz, vom dem die „besseren Kunstanstalten" nur träumen konnten (Hb. d. Dt. A. G. 1913. 1221). 3 III. KUNST- UND POPULARVERLAGE IN DEN EUROPÄISCHEN ZENTREN A) Kunstverlage in Deutschland In Deutschland, das bis 1871 noch aus fast einem Dutzend Königreichen und Fürstentümern bestand, gab es für das Druckgewerbe keinen eigentlichen Mittelpunkt, wie er in Paris für Frankreich und in London für Großbritannien bestand. Neben dem tonangebenden Berlin (Preußen) hatten sich auch München (Bayern), Dresden und Leipzig (Sachsen), Stuttgart (Württemberg) und

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