Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)
BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die historische Literatur zum Leben Ádám Mányokis und die älteren Forschungsergebnisse
Meisters und seine mit dem Hof Rákóczis zusammenhängende Tätigkeit bildeten den Ausgangspunkt und auch einen Wertmesser für die zuweilen postromantische historische Literatur von nationalem Geist über die Kunst und die Kulturgeschichte der „Kurutzenzeit". Die Quellenforschung bezüglich des Zeitalters des Rákóczi-Freiheitskampfes brachte andererseits als Nebenprodukt eine Anzahl von Angaben zur Hofhaltung des Fürsten ans Tageslicht, die bis heute wichtige Anhaltspunkte für die Beurteilung der Tätigkeit des Künstlers und seiner Stellung am Hof bieten. 14 Im wesentlichen parallel mit diesem historischen Interesse traten Mänyokis Werke in den Jahren um die Jahrhundertwende auch in den Ausstellungen von Kunstsammlungen und in den historischen Schauen in Erscheinung. Seine Bildnisse, die zum überwiegenden Teil bei diesen Anlässen zum Vorschein kamen, wurden der Öffentlichkeit damals noch nicht als Bestandteile der ungarischen Kunst, sondern als Dokumente der ungarischen Geschichte vorgestellt. 15 Ähnliche Gesichtspunkte spielten auch darin eine Rolle, daß die Gemälde Mänyokis auf einmal gefragt wurden und um die Jahrhundertwende in die Kunstsammlungen eingingen. Die Namen und die Werke der „im Ausland zu Ruhm gelangten" Künstler Ádám Mányoki, Jakab Bogdány und Johann Kupezky vertraten und verkörperten für das ungarische Kunstsammeln die Anfänge der „ungarischen Kunst". Zu Beginn widmete Mányoki auch die wissenschaftlich fundierte Kunstgeschichtsschreibung nur im Zusammenhang mit dem Schaffen des damals für die ungarische Kunst beanspruchten Kupezky einige Aufmerksamkeit. Diese Richtung nahm mit einer ausgiebigen Anmerkung in der Kupezky-Monographie von Sándor Nyári im Jahr 1889 ihren Anfang, in der nicht nur die überlieferten belanglosen und anekdotischen Elemente der Mányoki-Biographie und irrtümliche Angaben (zum Beispiel seine angeblichen Studien bei Largillière) wieder aufgegriffen, sondern auch neue Irrtümer eingeführt wurden, so unter falschen biographischen Daten eine angebliche Schaffenszeit in London, die bis heute nicht belegt werden konnte, wobei auch nicht identifizierbare Werke in das Œeuvre eingegliedert wurden, die dort entstanden sein sollen. 16 Die späteren Veröffentlichungen Nyáris zeugen von seinen weitergeführten Forschungen sowie von der Revidierung eines Teils seiner Irrtümer, 17 so auch sein Aufsatz aus dem Jahr 1906, in dem er anhand der Gemälde Mänyokis im Museum der Bildenden Künste von Budapest ausführlich über den Künstler schreibt und seine unterschiedlichen Schaffensperioden voneinander abzugrenzen versucht. 18 Zur gleichen Zeit faßte Dezső Malonyay alles bis dahin bekannte über das Lebenswerk Mányokis in einem populären Werk zusammen, 19 wobei er über die Forschungen Nyáris hinaus vor allem aus der gründlichen MányokiBiographie von G. O. Müller schöpfte, aus einer Arbeit über die Dresdner Künstler aus dem 18. Jahrhundert, in dem auch Archivmaterial verwertet wurde. 20 Vor die internationale Öffentlichkeit traten die Werke Mányokis im Jahr 1914 in der großen Barockausstellung in Darmstadt, wodurch sie in weiteren Kreisen bekannt wurden. Zwei der neun Werke, die unter seinem Namen ausgestellt waren, haben sich zwar als falsche Attributionen erwiesen, aber zwei andere, wirklich bedeutende Arbeiten sind aus diesem Anlaß bekannt geworden, 21 und aus den Sammlungen des sächsischen Herrschers wurde unter anderen auch das Bildnis des Fürsten Franz Rákóczi aus dem Jahr 1712 zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Dieses Gemälde gelangte ein Jahrzehnt später, 1925, durch den Kauf Marcell Nemes' unter dem Jubel des Kulturlebens als Geschenk in eine öffentliche Sammlung in Ungarn. 22 Die Heimkehr dieses Porträts bedeutete zugleich den symbolischen Beginn der nach damaligen Kriterien wissenschaftlichen Bearbeitung des Schaffens von Mányoki, denn Marcell Nemes rief gleichzeitig mit dem Erwerb des Bildes auch eine Stiftung für die Erforschung der Werke Mányokis und die Bearbeitung seiner Biographie ins Leben. 23 Béla Lázár veröffentlichte 1926/27 als Vorarbeiten zu einer Mányoki-Monographie seine vorläufigen Ergebnisse, vor allem bezüglich der Erforschung der Werke, in einer Folge von drei Aufsätzen. 24 Die umfassendste Bearbeitung der bisherigen Forschung und eine Bewertung des Lebenswerkes von Mányoki, die bis heute einzige Monographie über den Künstler, wurde 1933 aus der Feder von Lázár veröffentlicht. 25 Obwohl dieses Buch in seinem wissenschaftlichen System, in seiner Anschauung sowie in seinen kunsthistorischen Urteilen überholt ist, bleibt es Lázárs Verdienst und ein bis heute gültiger Vorzug seiner Arbeit, daß er reiches Archivmaterial verwertete, und zwar zu einer Zeit, als die Gemälde noch in historischen und Familiensammlungen zugänglich waren. Denn wiewohl dem Manyoki-Œuvre auch seitdem ständig neue Werke zugeordnet werden, sind so manche Bilder, Kriegsverluste oder verschollene Stücke, nur mehr aus der Sammelarbeit von Lázár bekannt. Ähnlich verhält es sich mit dem Archivmaterial: