Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)
BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die historische Literatur zum Leben Ádám Mányokis und die älteren Forschungsergebnisse
Lázár bearbeitete noch die inzwischen vernichteten Akten des Hagedorn-Nachlasses, andererseits ist es hinsichtlich der frühen Berliner Jahre und der höfischen Aufträge Mányokis ein Verlust für immer, daß er das Material des Brandenburgischen Hausarchivs, dessen Fonds aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. im Weltkrieg fast völlig vernichtet wurden, nicht berücksichtigte. 26 Obwohl diese Monographie auch heute den Ausgangspunkt für die Forschung bleibt, muß sie mit scharfer Kritik benutzt werden. Vor allem wegen der allgemeinen Ungenauigkeit bei den Verweisen auf Angaben und Quellen, aber auch hinsichtlich des mit unbegründeten Attributionen zusammengestellten Lebenswerkes. Nur etwa zwei Drittel der bei Lázár angeführten Gemälde lassen sich heute als eigenhändige Arbeiten, Originale oder Kopien bestätigen. Das übrige hat sich zum Teil als unbegründbare Zuschreibung erwiesen oder wurde in den vergangenen vierzig Jahren von der Forschung (vor allem zu Pesne und de Silvestre) - mit Recht Mányoki abgesprochen und für die letztgenannten Künstler in Anspruch genommen. Trotzdem bleibt es ein Verdienst Lázárs, aus den erhaltenen Rechnungen im Dresdener Archiv sowie aus den Inventaren der Königlichen Sammlungen aus dem 18. Jahrhundert aus denen er allerdings ziemlich oberflächliche Auszüge machte - zum erstenmal ein umfassendes Bild von der Bedeutung und dem Umfang der Tätigkeit des Malers am Dresdner Hof aufgerissen zu haben. Er brachte völlig neue Elemente in die Forschung ein, indem er den hauptsächlich Leipziger bürgerlichen Auftraggeberkreis Mányokis berücksichtigte und seine Aufmerksamkeit auch auf die in Nachstichen überlieferten Werke erstreckte, ferner gliederte er auch die Mányoki-Bilder der Sammlung Hagedorn als Angaben in das Lebenswerk ein, genauso die im Nachlaßinventar des Malers aufgezählten Arbeiten - wobei er leider die Angaben wieder nur ungenau anführte beziehungsweise bearbeitete. Die Chronologie der Werke ist in der Monographie wenig übersichtlich dargestellt und bedarf vielerorts der Korrektion, andererseits sind aber die Schaffensperioden deutlich voneinander abgegrenzt. Es sei hier noch erwähnt, daß etwa gleichzeitig mit der Materialsammlung Lázárs, im Jahr 1930, im Künstlerlexikon Thieme-Becker ein Artikel über Mányoki von Károly Lyka - zum Teil mit eigenen Forschungsergebnissen - veröffentlicht wurde, in dem das Lebenswerk auf dem Niveau der in Vorbereitung befindlichen Monographie zusammengefaßt ist. 27 Die Forschungen bezüglich der Gesamtheit des Lebenswerks sind mit dem Erscheinen der Monographie Lázárs vorübergehend zum Stillstand gekommen. Die Beiträge der folgenden Jahrzehnte und ein Teil der parallel zu den Vorarbeiten zur Monographie veröffentlichten Mitteilungen 28 behandelten eine Anzahl offener Fragen, die genauso wie die Fragestellungen in erster Linie mit der ungarischen Schaffensperiode Mányokis im Zusammenhang standen. Eine Übersicht über die ungarischen Bezüge der Laufbahn und des Schaffens von Mányoki samt Bewertung findet sich in den beiden Bänden der Epochenmonographie von Klára Garas über die Barockmalerei in Ungarn, in der die zweite, mit Werken dokumentierbare, daher tatsächlich analysierbare Periode des Künstlers in Ungarn ausführlicher behandelt wird. 29 An dieser Stelle wird auch für die offensichtlichen Auffassungsunterschiede der im Ausland beziehungsweise in Ungarn entstandenen Auftragswerke eine Erklärung gegeben, der wohl auch in Zukunft nicht viel hinzuzufügen sein wird; dabei rührt die modellhafte „Auswertung der Lage" hinsichtlich der künstlerischen und existentiellen Möglichkeiten des Künstlers im nicht gerade kunstfreundlichen Auftragsmilieu der zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts bereits an kunstsoziologische Gesichtspunkte. Um die gleiche Zeit erschienen der Reihe nach die Archivmitteilungen von Endre Zsindely, die über die Korrespondenz des Malers mit Pál Ráday und ihre Kontakte hinaus ein Licht auf den Bekanntenkreis und die Auftraggeber Mányokis in Ungarn warfen und weitere Schlußfolgerungen ermöglichten.10 Eine wichtige Station im Verlauf der Erschließung und Zusammenfassung der Tatsachen bedeutete 1957 die Gedächtnisausstellung Mányokis im Museum der Bildenden Künste in Budapest, die aus Gründen der Übereinstimmung in der Gattung und in der Zeit gleichsam als Fortsetzung der Ausstellung „Kupezky und seine Zeitgenossen" des Jahres 1954 gelten konnte. 31 Die Auswahl - Werke aus ungarischen Kunstsammlungen, ergänzt durch einige Stücke aus dem Warschauer Nationalmuseum - folgte in jeder Hinsicht den Bestimmungen Lázárs. 32 Die um jene Zeit veröffentlichten historischen Quellenwerke zur Epoche des RákócziFreiheitskampfes boten auch für die Kunstgeschichte brauchbare Anhaltspunkte, vor allem die von Kálmán Benda annotierte kritische Ausgabe der Schriften von Pál Ráday, dem Vorsteher der Militärkanzlei des Freiheitskampfes, mit wertvollen Angaben zum diplomatischen Aufgabenkreis Mányokis. 33 Lajos Hopp überblickte später als Nebenprodukt seiner Forschungen zur Literaturgeschichte der RákócziEmigration die Angaben zu Mányokis Jahren im