Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

EMBER Ildikó: Három flamand allegória a Szépművészeti Múzeumban

durch Minerva unterstütz werden, darauf verweist der Schild mit dem Gorgonenhaupt im Hintergrund. Was die ikonographischen Voraussetzungen angeht, stammt das Grundmotiv gewiß von Ripa: An dieser Dar­stellung der Abweisung der bösen Gedanken verkörpern die Putten die „pensieri cattivi", also die bösen Gedanken, die der Mann mit Hilfe des Glaubens zu bekämpfen hat. 1 Daß Otto van Veen dieser Personifikationstyp bekannt war, dafür erbringt eine unmittelbare Übernahme den Be­weis. Die Abbildung mit der Überschrift „Quis dives? Qui nil cupit?" liefert ein Beispiel dafür: Dort liegen unter den Füßen von Herkules drei Putten mit den Attributen der Macht, des Reichtums und der Liebe ausgestreckt. 11 Auf dem Budapester Bild kommen außer den allgemein bekannten Emblemen wie die Krone, das Zepter, das Weinglas, die Pfauenfeder usw. auch seltenere vor, die sich ebenfalls aus den Emlemata Horatiana entschlüsseln lassen. 12 Der weiter oben erwähnte Zaum hebt unter Nummer 153 mit der Aufschrift „Ratio dux certa viarum" die Rolle der Vernunft hervor. Die Embleme Nr. 51 und 110 bringen den Schild der Minerva und die Keule des Herkules als Ausdruck der Weisheit bzw. der Kraft, beide stehen dem Menschen auf den qualvollen Wegen des Le­bens bei und verhelfen ihm, dem Sterblichen, zusammen mit den übrigen Tugenden zur Unsterblichkeit. Während Chronos im allgemeinen auf die Vergänglichkeit alles Ir­dischen hinweist - diese Bedeutung hat er auch auf dem behandelten Londoner Gemälde (Abb. 2) - lernt man auf Abb. 132 der Emblemata die winkelförmige Uhr neben dem Fenster an der Wand des Studierzimmers in positiver Bedeutung kennen. Anstelle des Uhrzeigers geht dort die Keule des Herkules rund um die Uhr, und das soll laut Erklärung zum Ausdruck bringen, daß die Tugend ihre Wirkung nur in der Ruhe voll zur Geltung bringen kann. Der Altar mit den Flammen ist - ebenfalls durch die Emblemata - ein Symbol der Pietas, verknüpft mit der Tätigkeit in Friedenszeiten. 13 Die Verbindung von Ruhe und Tugend ist ein wichtiges Motiv in dieser auf Horaz zurückgreifende Morallehre und bildet den Grundgedan­ken auch auf einem anderen allegorischen Bild des Muse­ums der Bildenden Künste, das sich mit dem Namen Otto van Veens in Verbindung bringen läßt. Nun wollen wir uns aber zunächst den Emblemata zuwenden. As Otto van Veen 1583 aus Rom nach Antwerpen heimgekehrt war, ermochte er die italienischen Einflüsse nicht nur in formaler Hinsicht weiterzuvermitteln, denn er war mit einer humanistischen Bildung und mit den aktu­ellsten ikonographischen Kenntnissen ausgerüstet. Er konnte den genialen Rubens für seine künstlerische Lauf­bahn ausrüsten und war gleichsam prädestiniert dazu, das nordische Gegenstück von Castigliones „II Cortegiano", ein Handbuch der Morallehre aufgrund der stoischen Phi­losophie, die Emblemata Horatiana, zu schaffen. Er brachte das Werk das erstemal 1607 mit einer Widmung an Erzherzog Albrecht, den Statthalter der Niederlande, heraus, und das Werk erlebte bis Ende des 18. Jahrhun­derts noch über zwanzig Ausgaben. Aus dem Untertitel geht hervor, daß es allgemeine moralische Lehren für die gebildete Jugend bot. Die 103 Stiche sind mit lateini­schem Motto und Zitaten aus den Oden von Horaz be­gleitet, in den späteren Ausgaben wurden diese gegen aus­führliche Erklärungen ausgetauscht. Es ist ein zusammen­fassendes und systematisches Werk, die allegorischen Ge­mälde von moralisierendem Inhalt wie z. B. die Budapes­ter Bilder, und die daran angeknüpften selbständigen graphischen Blätter dienten dazu als Vorarbeiten. 15 Für ihre Popularität sprechen zahlreiche erhaltene Kopien. Die Emblemata sind ein wichtiger Führer zum Ver­ständnis der Symbole und Allegorien in der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts, denn das Buch nahm gro­ßen Einfluß auf die Denkweise. Es war nicht als Beispiel­sammlung für Maler angelegt wie die Iconologia von Ce­sare Ripa. Formalen Übernahmen begegnet man nur in der unmittelbaren Umgebung von Otto van Veen. Ein Be­ispiel dafür ist eine großformatige Leinwand mit allegoris­chen und historischen Figuren im Budapester Museum der Bildenden Künste (Abb. 3). Das Gemälde befand sich lange Zeit im Budapester Privatbesitz und wurde im Fo­toarchiv des Museums als ein Werk eines „italienischen Meisters aus dem 17. Jh." geführt, nach dem Besitzwech­sel wurde es aber bereits als flämische Arbeit um 1610 in das Inventar des Museums eingetragen. 16 Die Hauptfigur sieht der mittleren Gestalt des Emblems Nr. 36 sehr ähn­17 lieh, aber ebenso offenbar ist auch die formale Ver­wandtschaft mit der Münchner Folge aus dem Kreis van Veens, die in sechs Bildern den Triumph der Katholischen Kirche darstellt und ursprünglich die um 1610 errichtete bayrische kurfürstliche Residenz schmückte. 18 (Abb. 4) Ähnlich ist auch die Beschriftung der Bilder, die zum Teil die Identifizierung der einzelnen Figuren ermöglicht, an­dererseits zum besseren Verständnis der gesamten Szene verhilft. Nach Haberditzl mute der Zyklus wie die Wieder­gabe einer Stichfolge in Gemälden an. Dem ist es aber nicht so. Ähnliche komplizierte historische Allegorien tru­gen in der Regel erklärende Inschriften, so der monumen­tale Trionfo von Pieter Claeissins über das Abkommen von Tournai des Jahres 1584, 19 oder die Allegorie der Herrschaft des Herzogs Alba aus 1615. 20 Die bedeutends­te Darstellung, die als Vorläufer anzusehen ist, „Die Ab­dankung Karls V." von Frans Francken d. J., trägt eben­falls eine erläuternde lateinische Inschrift 21 (Abb. 5). Der freiwillige Verzicht des Kaisers auf die Macht zeitigte nicht nur politische Folgen, sondern trug auch zur Idealisierung des Bildes vom Herrscher bei. Er reihte sich dadurch un­ter die Weisen ein, die ihre Macht opferten, um ihr restli­ches Leben den Wissenschaften und den Künsten zu wei­hen. Auf dem Budapester Bild tritt er uns in Gesellschaft von Diocletianus, Scipio Africa nus, Cato Censorius und Perikles entgegen, vor der Gruppe sitzt Quies, die Verkör­perung der Ruhe in der „melancholischen" Attitüde ver­tieften Denkens. Ihre wuchtige, dunkel gekleidete, „vene­rable" Gestalt entspricht den Vorschriften Ripas, genau­so die Attribute, das Senkblei und das schwer bewegliche Steinquader. Als Gegensatz zur weisen Ruhe treten an der rechten Seite des Bildes in der Gestalt verführerischer junger Frauen die Hoffnung und das Glück auf, vor ihnen

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