Pogány Ö. Gábor - Csengeryné Nagy Zsuzsa dr. szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1. szám. (MNG Budapest, 1970)
Bart bringen die Plötzlichkeit der Bewegung gut zum Ausdruck. Seinen linken Arm lässt er auf der Sessellehne ruhen, als ob er ruhig arbeiten würde. Aber nein. Die die Lehne krampfhaft umklammernden Pinger deuten klar auf Faxistens wachsende Erregtheit. Das rechte Bein ist untergezogen, das linke aber in einer Sohwerpunktsstellung, als sei er bereit, plötzlich aufzuspringen. In der ganzen Bewegungsfolge liegt ein solcher Schwung, wie ihn nur ein heftiger Affekt im betagten Gelehrten auslösen konnte. In der ganzen Zeichnung fehlt jegliche breite Geste, aber kein einziges Glied der Gestalt ist in statischem Zustand. Selbst die Hand mit der Gänsefeder scheint sich erheben zu wollen : fast schwerelos ruht sie auf dem Buch. Sogar die Falten des Hausrockes folgen der Richtung dieser Bewegung und unterstreichen damit ihre Heftigkeit. Zuerst ruft Faust den Hund mit ruhigen Worten zur Ordnung : „Sei ruhig Pudel! renne nicht hin und wieder ! An der Schwelle was schnoperts du hier? Lege dich hinter den Ofen nieder, Mein bestes Kissen geb ich Dir." Dann aber später : „Knurre nicht, Pudel! Zu den heiligen Tönen, Die jetzt meine ganze Seel umfassen, Will der tierische Laut nicht passen." Jedoch der Hund folgt nicht den guten Worten. Halb stehend, halb kauernd zieht er den Schweif ein, dem Kopf mit dem ins Leere starrenden Blick erhoben, die Ohren böse zurückgelegt. Furchterregend ist diese Körperhaltung des Hundes und sein zu heulenden Kehllauten geöffnetes Maul. Den Mond anbellende, oder eine nahende Gefahr ahnende Hunde sehen so unheilverkündend aus. Fausts Gesicht drückt nun in der Zeichnung nicht mehr die zitierten Ermahnungen aus, sondern Zorn und Ungeduld, — und vielleicht auch ein wenig Furcht. Gereizt spricht er zum Hund : „Soll ich mit dir das Zimmer teilen, Pudel, so lass das Heulen, So lass das Bellen! Solch einen störenden Gesellen Mag ich nicht in der Nähe leiden . Einer von uns beiden Muss die Zelle meiden. Ungern heb ich das Gastrecht auf — Die Thür ist offen, hast freien L^auf." Auch in dieser Zeichnung finden wir die; Dreieckkomposition. Die Dreieckspitze ist Faustens Hausmütze ; die eine Seite; verlauf! von der Meitze; an der auf dem Huche' 73. Mihály Zichy (1827-11)06) : Die Metamorphose des Pudels Zichy Mihály (1827—1906): „Az uszkár átváltozása" ruhenden Hand entlang zur Tischplatte ; die andere Seite verbindet den linken Arm des Gelehrten mit der hoch erhobenen Pudelnase, folgt dessen krampfhaft gekrümmtem Rücken und endet am Blattrand. Besonders interessant ist auch die zweifache Beleuchtung des Bildes, welche Gelegenheit zum Zeichnen sehr vieler, nahezu malerisch schattierter, feiner Details bot. Draussen ging schon der Mond auf, dessen blasses Licht durch das Fenster hereindämmert. Auf dem Arbeitstisch des Gelehrten aber verbreitet die dort stehende Öllampe ein starkes lacht. Diese Öllampe beleuchtet die Gestalt des Doktor Faust, den Tisch, den Ofen und den Pudel. Von dieser Lichtwirkung wird die Schattenwirkung des durch das Fenster hereinsickernden Mondlichtes durchkreuzt, teils stellenweise aufgelöst. Im Hintergrund zeichnet sich schwach das reiche Masswerk des gothischen Fensters und die Siluetten zweier Saiden ab. Das Skelett hinter dem Gelehrten, ein Almárium und die komplizierte Vorrichtung der zu den Versuchen benützten Retorte verschmelzen fast mit dem Hintergrund. Durch das dämmrige Licht, welches die bildliche Darstellung ganz erfüllt, wird die Spannung etwas gelöst, die drohende Wirkung der Szene abgeschwächt.