Pogány Ö. Gábor - Csengeryné Nagy Zsuzsa dr. szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1. szám. (MNG Budapest, 1970)

Hund. In der Bewegungslosigkeit von Fausts Gestalt vibriert verhaltene Furcht. Seinen linken Arm streckt er nicht zufällig zu Wagner hin — diese Bewegung drückt, wenn auch unwillkürlich erfolgt — das Suchen nach Hilfe 1 und Sicherheit aus. Auch die steife; Nackenhaltung zeigt sein Erschrecken. Die Brauen sind zwar zornig zusammen­gezogen, aber se;ine Augen verraten unverborgen seine Angst. Das Gesicht wendet e;r wohl dem Hunde; zu, sein Blick aber ist auf Wagner gerichtet, um damit der Wirkung des Zauberkreises zu entge;hen. Auch der halb geöffne;te Mund ist der Ausdruck seines Entsetzens. Wie ganz anders ist die ruhige, abwartende Körper­haltung Wagners. Zwar hält er in seiner Hand einen ab­gebrochenen Ast, um damit den herumstreunenden Hund, wenn er angreifen sollte, zu verscheuchen. Während aber Faust aufgeregt ruft : „Der Kreis wird eng, schon ist er nah !" wächst in Wagner das Sicherheitsgefühl gerade dadurch, dass der Hund sich ihnen nähert. Noch einige Worte über die Komposition der Zeichnung. Die den Hinterfuss des Hundes mit dem Stadtturm ver­bindende imaginierte linie teilt die Bildfiäche diagonal in zwei Dreiecke. Die Handlung spielt sich im unteren Dreieck ab. Innerhalb des unteren Dreieckes ist eine weitere, klei­nere Dreieckskomposition zu sehen, deren Spitze durch Faustens Mütze gebildet wird. Die eine Dreiecksseite ver­läuft entlang des links von Faust befindlichen Strauches abwärts, während die; andere Seite — gleichfalls an Fausts Mütze beginnend — den gebeugten Rücken Wagne;rs streift und über die Spitze; der Rute in seiner Hand bei dem dahinterstehenden Baumstumpf endet. Die Grund­linie des Dreiecks verläuft zu Füssen unserer Helden. Dieses Linie wird von diesem „Magischen Kreis", umge­schlossen, wedchen die Bahn des im Kreise laufenden Hun­des um die Beine von Faust und Wagner zieht. Die; dunkel getönten, von der sinkenden Sonne nur stellenweise beleuchteten Gestalten Fausts und Wagners erscheinen rechts von der vertikalen Mittellinie des Bildes. Das Gleichgewicht der Komposition ist durch die zwar in blasse­rem Tone gehaltene, aber sehr bewegte Masse gewahrt, welche aus dem links von der Vertikalachse befindlichen Strauch, dem laufenden Hund und dem mächtigen Baum im Hintergrund gebildet wird. Immer wieder wird der Blick des Betrachtenden von dem am Horizont sich hinziehenden hellen Fleck, dem Widerschein der schei­denden Sonne angezogen, und von dort erreicht unser Blick die Gestalten unserer Helden. In der folgenden Szene tritt Faust in sein Studierzimmer ein. (Abb. 72.) Ihm folgt aid' dem Fusse der Pudel. Nach dem vorherigen abergläubischen Erschauern ist Faust nun etwas beruhigt, und nachdenklich : 72. Mihály Zichy (1827-1906) : Das Zimmer von Faust, mit dem Pudel Zichy Mihály (1827—1906): „Az uszkár Faust szobájában" „Verlassen hab ich Feld und Auen, Die eine tiefe Nacht bedeckt, Mit ahnungsvollem , heiigem (hauen In uns die bessre Seele weckt. Entschlafen sind nun wilde Triebe Mit jedem ungestümen Thun, Es reget sich die Menschenliebe , Die Liehe, Gottes regt sich nun." Jedoch das ruhige Meditie;ren währt nicht lange. Immer stärker stört ihn das Winseln des Hundes, die schreck­lichen heulenden Töne. Das Drama vermittelt hier meist­erhaft den, im Innern des teils nach Me;ditation sich sehnenden Gele;hrten, teils immer stärker erregten, un­gelduldigen Mannes sich abspielenden Sturm : das un­heilsträchtige Vorzeichen der darauf nun folgenden drama­tischem Vorgänge. Dieser Konflikt ist mit Betonung der zunehmendem Spannung in der zweiten Zeichnung fest­gehalten. Faust sitzt an seinem Arbeitstisch. Seine rechte Hand mit der Gänsefeder ruht auf einem mächtigen Folianten. Haupt und Oberkörper sind nach rückwärts gewendet, sein etwas niederge;beugter Kopf und der zurückwehende

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