Takács Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1973-1974 (Budapest, 1975)
Acht Jahrzehnte in Orosháza im Dienste des Agrarunterrichtes
ACHT JAHRZEHNTE IN OROSHÁZA IM DIENSTE DES AGRARUNTERRICHTES (GESCHICHTE DES OROSHÁZAER FACHUNTERRICHTES) von JÁNOS PINTÉR Orosháza, im Komitat Békés war durch ihre, den Landesdurchschnitt überschreitende Getreideproduktion von guter Qualität und intensive Viehzucht von hohem Niveau bereits in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts eine charakteristische Ansiedlung Ungarns. Vom Gesichtspunkte der Besitzverteüung war am bedeutendsten das Verhältnis der Kleingrundbesitze. In den im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts aufgestellten Bürgerschulen wurden bereits landwirtschaftliche Tachkenntnisse unterrichtet und ab 1912 stand bereits der letzte Jahrgang der Bürgerschule ganz im Dienste der landwirtschaftlichen Schulbildung, und für den praktischen Unterricht wurden auch Lehrwütschaften errichtet. Das Jahr 1922 war in der Geschichte des Orosházaer Agrarunterrichtes ein Grenzstein, da wir von dieser Zeit an von einer örtlich-selbstadigen, mittelstufigen Fachbildung sprechen können. Damals verwüküchte sich - in Ungarn als erste - die „Oberschule für Landwirtschaft", die nach Beendigung der Studien ein Reifezeugnis gab. Die Themen der allgemeinen Kenntnisse wurden in der Unterstufe, die der Fachkenntnisse in der Oberstufe unterrichtet. Hauptbestreben mit diesem Schultyp war die Gestaltung des ganzen Unterrichtsganges und-organes den ökonomischen Ansprüchen der Kleingrundbesitzen entsprechend. Im Schuljahr 1938/39. wurde im mittel stufigen Agrarunterricht ein neuerer Schritt getan; die „Oberschule für Landwirtschaft" wurde zur „Landwirtschaftlichen Mittelschule" organisiert. Die Reifeprüfung war mit der Gymnasium-Reifeprüfung gleichwertig und in den Lehrfächern für allgemeine Kenntnisse musste der Fachcharakter der Schule besser zum Vorschein kommen. Das Institut in Orosháza hat- nach den ersten Schwierigkeiten - schöne Erfolge aufweisen können, obzwar die erfolgreiche Arbeit im grossen Masse dadurch gehemmt wurde, dass es kein sebstandiges Schulgebaude besass, denn der Unterricht erfolgte noch immer gemeinsam im Gebäude der Bürgerschule. Erst anfangs der 1940-er Jahre begann der Aufbau einer selbständigen Schule, der aber von den Ereignissen des zweiten Weltkrieges bald unterbrochen wurde. In dieser Schule unterrichteten hervorragende Lehrkräfte, die ausser ihren erstklassigen Unterrichts- und Erziehungsarbeiten auch am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Orosháza und dem Komitat rege teünahmen. Ein Jahrgang bestand aus je 30-35 Schülern, die die Kinder von - vor allem - Klein- und Mittelgrundbesitzern (70-75%), bzw. Pächtern waren. Die Reifeprüfung bestand aus einem schriftlichen, wörtlichen und praktischen Teü. An der letzteren Prüfung mussten die Anwärter zwei Aufgaben lösen: eine aus dem Themenkreis Tierzucht und eine über Gartenbau oder Pflanzenanbau. Ausserdem mussten sie über ihre praktischen Erfahrungen, die sie in der Wirtschaft erwarben, Rechenschaft ablegen. Der Ort des praktischen Unterrichts war eine Lehrwirtschaft mit einem Ausmass von 30 Kat. Joch, am Rande von Orosháza gelegen, wo die Schüler in mehreren Gruppen in den Nachmittagsstunden - unter Leitung der Fachlehrer - die nötigen Arbeiten verrichteten. Die in dieser Lehrwirtschaft durchgeführten Versuche und Arbeiten haben zur landwirtschaftlichen Entwicklung von Orosháza vor allem auf dem Gebiete des Obstanbaues - bedeutend beigetragen. In der Gestaltung der entwickelten und weit bekannten Obstkultur von Orosháza hatte die Gärtnerei dieser Schule eine leitende Rolle gespielt. Das Institut besass kein Internat, die ausser der Stadt wohhenden Schüler wurden zu zweien-dreien vom Schuldirektor bei ausgewählten Familien untergebracht. Die Befreiung hatte auch im Agrarunterricht entscheidende Veränderungen gebracht, es wurde offenbar, dass auch der mittelstufige Agrarunterricht den Ansprüchen der sozialistischen, grossbetrieblichen Landwirtschaft entsprechend ungeformt werden muss. Aus diesem Grunde wurden im Jahre 1950 die 3-jährigen landwirtschaftlichen Techniken aufgestellt, die dann ab 1954 auf vier Jahrgänge erhöht wurden.