Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)
Gyimesi, Sándor: Über die landwirtschaftlichen Grundlagen der Städte
ÜBER DIE LANDWIRTSCHAFTLICHEN GRUNDLAGEN DER STÄDTE SÁNDOR GYIMESI (Budapest, Hungary) Im nachstehenden möchte ich die Ausgangsprobleme einer noch im Anfangsstadium befindlichen Forschung erörtern. Zwar wird meine Erörterung mehr Probleme als Lösungen, viele Hypothesen und die Suche nach neuen Wegen enthalten, doch wird es vielleicht nicht ohne Nutzen sein, die Aufmerksamkeit auf diese Fragen zu lenken. Die Bedeutung der Landwirtschaft im Leben der Städte, die Rolle, die sie in der Erhaltung bzw. Verpflegung der Städte einnimmt, ist den historischen Änderungen ausgesetzt. Gehen wir aus jener Feststellung der Siedlungsgeographie aus, daß solche Wirtschaftszweige als Grundlage der Städte dienen, die das Gebiet intensiv ausnutzen, 1 so liegt der städtebildende Charakter der Industrie, des Handels, der Institutionen usw., ihr überlegener Vorteil der Landwirtschaft gegenüber auf der Hand. Vor der industriellen Revolution, insbesondere im Zeitalter des Handwerks konnten aber einzelne Zweige der Landwirtschaft bezüglich der Intensität der Gebietsausnutzung und dadurch in ihrer bevölkerungskonzentrierenden Wirkung mit der Konkurrenz der Industrie schritthalten. Es ist allgemein bekannt, daß nicht nur in Ungarn, sondern auch in anderen Teilen Europas der Weinbau eine solche Rolle gespielt hat. 2 In einzelnen kleineren Städten Deutschlands versah jedoch beispielsweise der Hopfenbau eine ähnliche Funktion. Mit der Ausgestaltung der industriellen Massenproduktion und dem stürmischen Anwachsen der Leistungsfähigkeit des Verkehrs wurden diese intensiven Zweige der landwirtschaftlichen Produktion in den Hintergrund gedrängt, die Agrarproduktion wird nicht zu den städtebildenden Kräften gezählt, es wird sogar üblich, das Maß des städtischen Charakters mit dem Grade der Verdrängung der Urproduktion zu messen. 3 Dieser Prozeß geht jedoch in konkreten Fällen differenziert und vor allem langsam vor sich und, wie wir weiter unten sehen werden, konnte die Landwirtschaft selbst in der neuesten Zeit mit einem gewissen städtischen Charakter einhergehen. iMENDÖL, TIBOR. Általános településföldrajz (Allgemeine Siedlungsgeographie). Budapest 1963. 25. 2Cf. RUZSÁS, LAJOS. A városi fejlődés a Dunántúlon a XVIII—XIX. században (Die städtische Entwicklung in Transdanubien im 18—19. Jahrhundert). A.Magyar Tudományos Akadémia Dunántúli Tudományos Intézete, Értekezések 1961—62, Budapest 1963. 293 ff. usw. 3 S. LETTRICH, EDIT. Urbanizálódás Magyarországon (Urbanisation in Ungarn). Budapest 1965. 9. ff. sowie das dort aufgezählte Schrifttum.