Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)
Gyimesi, Sándor: Über die landwirtschaftlichen Grundlagen der Städte
Nicht nur die Rolle der innerhalb der Gemarkungen der Städte betriebenen Agrarproduktion, sondern auch die der weiteren Umgebung, die der Stadtregion verändert sich im Verhältnis zur Stadt. Im Mittelalter ruhte die Versorgung der Stadt •— von speziellen Fällen, z. B. von den Städten der Küstengegenden abgesehen — fast gänzlich auf der Produktion der Umgebung. Das Wachstum der Stadt hing von der Leistungsfähigkeit der Umgebung, von dem zur Verfügung stehenden Überschuß an Agrarprodukten ab. Umgekehrt hingegen war die landwirtschaftliche Warenproduktion solange rentabel, bis sie im Zentrum der Region, in der Stadt auf Abnehmer getroffen hat, zwischen den beiden mußte demnach notwendigerweise ein gewisser Gleichklang zustande kommen/ 1 Diese gegenseitige Aufeinandergewiesenheit der Stadt und ihrer Umgebung, ihre sich gegenseitig ergänzende Wirtschaftseinheit — die die Forscher mit dem Terminus technicus: mittelalterliche Stadtwirtschaft bezeichnen — hörte mit der Ausbildung des modernen Verkehrs und Transporis allmählich auf. Die Stadt hat sich von ihrer unmittelbaren ernährenden Umgebung getrennt, in der Zufriedenstellung ihrer Bedürfnisse fällt bereits den Waren weit gelegener Gegenden eine ansteigende Rolle zu. 5 Um 1930 stammte beispielsweise kaum ein Drittel der Rinder und bloß ein Achtel der Schweine der Fleischversorgung von Budapest aus den drei benachbarten Komitaten (Bezirken) Pest, Fejér und Nógrád, Gleichzeitig war das entfernter gelegene Komitat Békés an der Schweinezufuhr der Hauptstadt gleichfalls mit einem Achtel beteiligt. 6 Dies bedeutete natürlicherweise auch so viel, daß die Absatzmöglichkeiten der Agrarprodukte sich auch nicht mehr auf die Aufnahmekapazität des nahen städtischen Marktes beschränkt haben. Die Wirkung der Stadt auf die Landwirtschaft ihrer Umgebung verschwindet jedoch nicht, sondern modifiziert sich den wechselnden Ansprüchen, Umständen entsprechend. Vom Gesichtspunkt der Lebensmittelversorgung erhob man vor allem gegenüber den frischen, weniger transportfähigen Waren — wie Milch, Obst, Gemüse — Produktionsansprüche. 7 Eine Folge dessen ist das Zustandekommen von Molkereien, die Raumgewinnung der Gartenwirtschaft, die Ausweitung des Gemüsebaues auf den Ackerfeldern um die großen Städte. G lechzeitig fällt dem Produktenbedarf der Industrie bzw. den durch die industrielle Produktion gebotenen Möglichkeiten in der Gestaltung der Agrarproduktion eine gesteigertere Rolle zu. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wirkten sich z. B. die Bierbrauereien und Spiritusfabriken in Budapest auf den Gersten-, Mais- und Kartoffelanbau der Umgebung aneinfernd aus. 8 Auch der Tomatenanbau in Kecskemét hat erst dann größere Ausmaße er''Cf. BEIAJW, GEORG VON. Probleme der Wirtschaftsgeschichte. Tübingen 1926. 149. SDaseinsfoimen der Großstadt. Tübingen 1959. 2. — GRUBER, KARL. Die Gestalt der deutschen Stadt. München 1952. 175. ßBÜZASSY, KÁROLY. Budapest húsfogyasztása. Városi Szemle 20: 1934. 586, 588. (Aufgrund der Tabellen). ''Beiträge zum Thema Stadt und Umwelt. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Ernst Egli. Zürich 1964. 28—33. 8BODOR, ANTAL. Budapest hatása a környékbeli földárak és művelési ágak alakulására (Die Wirkung von Budapest auf die Gestaltung der Bodenpreise und Anbauzweige in der Umgebung). Városi Szemle 20: 1934. 819.