Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Henning, Friedrich-Wilhelm: Diskussionsbeitrag

deutschen Landwirtschaft anzusprechen wäre. Zu erörtern wäre aber noch, warum die deutsche Landwirtschaft nicht ebenfalls zu so niedrigen Preisen produzieren konnte, ohne dabei in eine Einkommenseinengung geraten zu müssen. Die USA und Rußland konnten aus unterschiedlichen Gründen zu einem niedrigeren Preise ihre landwirtschaftlichen Produkte auf dem euro­päischen Markt anbieten. In den USA waren es die niedrigen Kosten infolge einer relativ extensiven Nutzungsform, die vor allem in den Gebieten, die nach dem amerikanischen Bürgerkrieg besiedelt wurden, vorzufinden waren. Das bis dahin einem Billigexport nach Europa entgegenstehende Problem der Transportkosten wurde durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes auf ein Mini­mum reduziert. Die absinkenden Frachtraten auf dem internationalen Handels­schiffmarkt taten ein Übriges, um den Kostenvorteil der amerikanischen Landwirtschaft zum größten Teil beistehen zu lassen. Während in den USA das niedrige Kostenniveau (Boden war noch im Überfluß vorhanden) entschei­dend gewesen ist, gelangte das in den Schwarzmeer-Häfen verschiffte ukrai­nische Getreide aus einem anderen Grunde billiger zum Verbraucher auf den westeuropäischen Markt der Industrieländer: in Rußland herrschte noch in starkem Maße der Kleinbetrieb bei den Bauern vor, der sich vor allem durch die Agrarreformen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts noch stärker hatte ausbilden können. Von diesen kleinen Flächen mußten die Bauernfami­lien sich selbst ernähren, Ablösungsleistungen an die Feudalherren erbringen und schließlich noch eine Marktquote erwirtschaften, die sie in die Lage ver­setzte, gewerbliche Produkte für den Haushalt und für den Betrieb zu erwer­ben. Da auch die Ablösungsleistungen in der Regel in Form von Geld erfolgten, bestand ein starker Zwang zur Ausdehnung der Marktquote. Absetzen ließen sich im Inland und auch auf den internationalen Märkten aber nur wenige Agrarprodukte: tierische Produkte vor allem in den stadtnahen ländlichen Gebieten, pflanzliche Produkte im Inland und aus dem Kreis der pflanzlichen Produkte vor allem Getreide auf dem Weltmarkt. Dieser Absatz auf dem Weltmarkt konnte aber nur zu sehr niedrigen Preisen erfolgen, da der Welt­markt durch das billige Getreideangebot aus den USA bestimmt wurde. Durch eine Einkommenseinschränkung, d. h. durch eine Unterbezahlung der von den Bauernfamilien geleisteten Arbeiten, war es allein möglich, daß das russische Getreide auf dem Weltmarkt konkurrieren konnte und auch den deutschen Agrarmarkt beeinflußte. Für die deutsche Landwirtschaft gab es in dieser Konkurrenzsituation eigentlich nur vier Wege, um dem Preisdruck begegnen zu können: 1. Die deutsche Landwirtschaft paßte sich wie der russische Bauer durch ein Engerschnallen des Gürtels der Marktsituation an, was aber nur in den Kleinbetrieben ohne Fremdarbeitsverfassung möglich gewesen wäre. Im Er­gebnis hätte dies jedoch eine erhebliche Senkung des Lebensstandards der Kleinbauern bedeutet. Wenn diese Reaktion auch verständlich gewesen wäre, zu begrüßen wäre sie nicht gewesen. 2. Die Produktionskosten hätten vor allem in den großbäuerlichen und gutswirtschaftlichen Betrieben gesenkt werden können durch den Übergang zu einer extensiveren Nutzungsform, die etwa fast das Maß der amerikani­schen Erscheinung hätte erreichen müssen. Eine solche Absenkung z. B. der Hektarerträge oder der Erträge je Vieheinheit war aber nicht möglich, da der Boden in Deutschland nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung stand und

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