Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Henning, Friedrich-Wilhelm: Diskussionsbeitrag

DISKUSSIONSBEITRAG zu dem Referat „Die Problematik der Relationen zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 1800—1939" von R. Berthold FRIEDRICH-WILHELM HENNING (Köln, German Federal Republic) Die Frage, ob die Landwirtschaft in den achtziger Jahren des 19. Jahr­hunderts in eine kapitalistische Krise geraten war, ist meines Erachtens nicht ohne weiteres zu bejahen. Es käme zunächst darauf an, ob die krisenhaften Erscheinungen von der kapitalistisch organisierten Industrie ausgegangen sind oder ob nach Ansicht des Referenten die Landwirtschaft selbst sich in einer kapitalistischen Krise befunden hat. Krisenhafte Erscheinungen im industriellen Bereich gab es gerade in den siebziger und achtziger Jahren mehrfach. Sie hingen offensichtlich mit Spekulationen und Überinvestitionen zusammen. Der stark absinkende Preis für Kohle und Eisen zeigt eindeutig, daß durch die zunehmenden Investitionen, verbunden mit technisch fortschritt­lichen neuen Produktionsmethoden, eine erhebliche Kostensenkung im gewerblichen Bereich vorgenommen werden konnte und infolge einer aus Überinvestitionen resultierenden Überproduktion (zu starke Ausdehnung der Kapazität) kostendeckende Preise auf einem wesentlich niedrigeren Niveau ermöglichten. Für die Landwirtschaft sind direkte Auswirkungen hiervon kaum ausgegangen. Die landwirtschaftlichen Betriebsmittel (Geräte) sind zwar in ihren Preisen gesunken, haben aber an der gesamten Kostenstruktur der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland noch einen zu geringen Anteil gehabt, um einen entscheidenden Einfluß auf die monetäre Ertragslage der Landwirtschaft ausüben zu können. Anders verhält es sich, wenn man die Landwirtschaft isoliert betrachtet. Hier ist in der Tat mit den absinkenden Preisen ab etwa Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts eine Einkommensreduzierung verbunden gewe­sen. Zum Teil wurde diese Einkommensreduzierung durch die Schutzzollpo­litik Bismarcks kompensiert, jedoch längst nicht vollständig. Es sind in diesem Zusammenhang zwei Probleme zu erörtern: 1. Die Frage nach der Ursache der Preissenkung für landwirtschaftliche Produkte und 2. die Frage nach der Reaktion der Landwirtschaft. Beide Fragen lassen sich mit einer gemeinsamen Argumentation beantworten. Die niedrigen Getreidepreise — und auch die absinkenden Preise für an­dere Agrarprodukte — resultierten in den sich industrialisierenden Gebieten Europas keineswegs aus einer inländischen Überproduktion, sondern wurden durch umfangreiche Billigimporte aus den USA und aus Rußland (Ukraine) induziert. Es kann sich demnach also — jedenfalls bis hierher — nicht um eine Krise in der Landwirtschaft gehandelt haben, die als kapitalistische Krise der

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