Szabó Miklós szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1964 (Budapest, 1964)
Dr. Kralovánszky Alán: Szarvasmarha-temetkezés a honfoglalás korából
VIEHBESTATTUNG AUS DER ZEIT DER UNGARISCHEN LANDNAHME von dr. Alán Kralovánszky In der Gemeinde Sárbogárd im Komitat Fejér von Transdanubien erschloss der Verfasser 1961 eine aus dem 10. Jahrhundert nach u. Z. stammende in westöstlicher Richtung liegende Begräbnisstätte von ÍOO Gräbern. Am nord-westlichen Ende der Begräbnisstätte lag ein 8-10 Monate altes Kalb von der Grösse 250 X IöO cm einem Grab von west-östlicher Richtung in der Tiefe von ÍOO cm. Die vorderen Fussknoohen des Kalbes (rechts - os phal. II-III; links - os phal. I—III. und das Ende vom Metacarpus distalis) waren abgeschnitten worden. Irn Grab war keine Beigabe, die Erde der Bestattungsstätte ist sandiger Humus von gleicher Mischung. Das Kalbgrab stammt aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts. Begründung: 1. die Bestattungsstätte ist mit den menschlichen Bestattungsstätten in Richtung, Tiefe, Mischung der Bestattungserde, Zustand der Knochenbewahrung gleich; 2. kam in der höchsten Niveauzone zum Vorschein, wo die an Beigaben reichsten Grabstätten waren; 3. die Sitte des Fussabschneidens ist bei den Bestattungen von Menschen im 10. Jahrhundert bekannt; 4. in Sarkéi fand man bei dem nord-westlichen Eckturm der Burg in einer Schicht von um 830 (nach Chr.) eine solche Grube, in der 84 Paar Kalbvorderfussknochen begraben waren; 5. Sárbogárd entstand aus zwei Gemeinden (Tinód -f- Bogárd), die Begrabungsstätte liegt auf Tinóder Gebiet, der ehemalige Name der Gemeinde ist „Tinód", d. h. „junges Rindviehlein;" 6. der aus dem Personennamen „Tinód" entstandene Ortsname widerspiegelt die bekannte Ortsnamengebungsgepflogenheit aus dem Beginn des 10. Jahrhunderts; 7. gemäss der hystochemischen Untersuchung der Knochen stammen die Kalb- und Menschenknochen aus gleicher Zeit. (Siehe nachfolgende Studie von I. Lengyel) Der Meinung des Verfassers nach ist das Kalb wahrscheinlich ein Totemtier, die Füsse wurden ihm deshalb abgeschnitten, damit er so auf magischem Wege den Geist des Ahnen gefesselt die Nachfahren - die zukünftigen Toten - zu schützen und zu bewachen gezwungen sei. Auf Grund der Gesetzmässigkeit der Symbolik ist es bekannt, dass der Westen das Reich der Dunkelheit, des Todes ist. Bei den mit deil Ungarn verwandten Mordwinen befindet sich der Ort, wo das Opfertier getötet und die Überreste begraben werden, auf der westlichen beite der Opferstätte (auf mordwinisch „keremet"). Da das Kalb ein Totemtier war und den Ahnen der Gemeinschaft versinnbildlicht, wurde „Er" auf Grund dessen dort und auf gleiche Weise begraben wie Menschen, a „Er" den Ahnen, versinnbildicht, befinden sicht westlich vom Jungochsengrab keine Mencschengräber, da „Er" der Anfang ist. Es besteht daher Wahrscheinlichkeit, dass man die Bestattungen mit einem Kalbgrab begann. Hierfür gibt es auch andere Erläuterungen, z. B.: symbolische Menschenopfer; Opfertier in wirtshaftlicher Beziehung; zu Ehren der Ahnen dargebrachtes Opfer; Ersatz-Opfertier. Diese Erläuterungsmöglichkeiten können auf Grund historischer, archäologischer und ethnographischer Vergleiche getroffen werden. Auf Art und Weise der Abschlachtung sind keine unmittelbaren Angaben vorhanden, wahrscheinlich kann der Beschreibung von Herodot nach eine Tötung blutlose Erdrosselung in Frage kommen. Das Töten mochte entweder das Stammhaupt oder der Schamane verrichten. Für die Anordnung der abgeschnittenen Füsse bietet die Ausgrabung von Sarkéi einen Anhaltspunkt. Historischen Quellen gemäss befanden sich in der Umgebung des Fundortes Petschenegen irn Frühmittelalter. Das Wort „tinó" (junges Rindwiehlein) bulgarisch-türkischen Ursprungs gibt keinen unmittelbaren Anhaltspunkt auf das Ethnikum. Doch die philologischen und archäologischen Daten weisen zweifelsohne Aehnlichkeiten in Richtung der Türkkultur auf. Leider kann nicht festgestellt werden, was das Wort „tinó" irn 10. Jahrhündert genau bedeutete, d. h. zu welchem Geschlecht das Jungvieh gehörte. 183