Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 10. (Budapest, 1967)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Sz. Koroknay, Éva: Der Einband des „Pálóczi-Missale"

Auf den Deckeln finden wir aber auch den Abdruck der drei gleichförmigen Stempel wie auf den Einbanddeckeln des in Esztergom aufbewahrten Bandes : das S-förmige, mit Hörnchen verzierte Flechtwerkmuster, den Blumenstock mit ungebrochenem Stengel und schliesslich die aus einem kleineren mittleren Kreis und aus 6 kleineren, rund um diesen angebrachten Kreisen gebildete­Rosette (Abb. lOb-c). Ausser diesen Stempeln treffen wir noch drei oben nicht erwähnte Stempel­abdrücke an : das Marien-Schriftband, das Flechtwerkmuster mit sich schnei­denden Bogen und die Viereck-Verzierung. Das Marien-Schriftband ist in ganz Europa allgemein verbreitet, es bilden dabei natürlich auch die ungarischen Werkstätten keine Ausnahme. Man findet diese auf dem Ensemble von Lövöld ebenso wie auf den Denkmälern der Blinddruck-Corvinen-Gruppe. Das aus zwei sich schneidenden Bogen gebildete, verwirkte Ornament wird gegen das Ende der 80er Jahre des XV. Jh. ungarischen Renaissance­Einbänden allgemein verwendet. Hand in Hand mit diesem geht auch die Verbreitung eines viereckigen Flechtwerkmusters. Diese neuartigen Flecht­werkmuster verdrängen nach 1490 fast völlig die bis jetzt sehr beliebten italisch-arabischen Flechtwerkmuster. Die Häufigkeit ihrer Verwendung weist auf Verbindungen mit Jemen und Ägypten hin. Das Flechtwerkmuster mit den sich schneidenden Bogen auf den Einbanddeckeln des in Krakow auf­bewahrten Bandes finden wir unter anderem in fast unveränderter Form auch auf einer mit „Egidus" bezeichneten Einbanddeckel der Blinddruck-Corvinen­Gruppe (Abb. 10 c. und Abb. 9). Die viereckige Verzierung ist im Spiegel des hier abgebildeten Einband­deckels zu sehen. Sie kommt aber auch unter sonstigen Ornamenten der ungarischen Renaissance-Einbände vor. Die Einbanddeckel der erwähnten Bände tragen die Stilzeichen der unga­rischen Einbände aus der Zeit um 1490 und widerspiegeln die gegen Ende der 80er Jahre des XV. Jh. bestehenden Relationen zum Nahen Osten und zu Ägypten durch die bemerkenswerte neue, direkte Einwirkung des östlichen Stils.. Selbst bei Berücksichtigung all dieser Identitäten ist es keine einfache Aufgabe, den Entstehungsort der Einbanddeckel des in Krakow aufbewahrten Wiegendruckes zu bestimmen. Laut der freundlichen Mitteilung von Frau Dr. Anna Lewicka — Kaminska bildeten beide in Krakow aufbewahrten Bände das Eigentum von Nicolaus de Wieliczka, Doktor der Künste und der Medizin (|1559). 21 Es ist anzunehmen, dass sich die Bände zur Zeit ihres Einbindens, um 1490, noch in der Bibliothek eines anderen Besitzers befanden. Darauf weist auch der von einer anderen Hand geschriebene Vermerk im 1. Band bzw. in den zusammengebundenen 5 — 6. Bänden hin: ,,Pr(idie ?) festo S. Ursule 20. Octobris 1490". Die Beziehungen zwischen der ungarischen und der polnischen Renaissance sind allgemein bekannt. Ausser den allgemein bekannten Daten und kunst­21 ,, Liber Nicolaus de Vieliczka areium et medicine doctoris". Dr. Anna Lewicka— Kaminska teilte freundlicherweise mit, dass Wieliczka eine Stadt in der Nähe von Kra­kow ist, welche wegen ihrer Salzbergwerke berühmt ist. Nicolaus de Wieliczka studierte auf der Universität zu Krakow, sein Professor war der berühmte Matthias de Miechów­1508 war er Baccalaureus, 1513 erhielt er den Magistergrad, 1516 wird er Doktor der Medizin auf der Universität zu Bologna. Ab 1522 Professor der Universität in Krakow. Er stirbt 1559.

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