Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 10. (Budapest, 1967)
IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Sz. Koroknay, Éva: Der Einband des „Pálóczi-Missale"
historischen Tatsachen möchte ich noch kurz auf die im Laufe der Einbandforschung gewonnenen neuen Erkenntnisse hinweisen. Die dabei gewonnenen Schlussfolgerungen sind zum Teil früheren Ursprungs. Über die in Krakow angefertigten Bände im Corvinen-Stil sind schon mehrere Arbeiten erschienen. Die Untersuchung der Arbeiten der übrigen Werkstätten, die neben oder ausserhalb der königlichen Werkstätten wirkten, verweist auf noch engere Beziehungen. Auf den Denkmälern der Buchbinder Werkstätten, vor allem von Krakow, sodann von Breslau finden wir nicht nur den strukturellen Aufbau der in Buda entwickelten osteuropäischen Renaissance-Einbanddeckel wieder, sondern auch die nachgeschnitzten Abdrücke einzelner Verzierungsstempel an. 22 Da die in Kraków r aufbewahrten Bände enge Verbindung mit dem Einbandstil eines in Esztergom angefertigten und benützten, sowie eines auch heute in Esztergom aufbewahrten Bandes aufweisen, und da diese Bände in die allgemeine ungarische Entwicklung eingegliedert werden können, ist es eine äusserst schwierige Frage, entscheiden zu wollen, ob die Bände in Buda, Esztergom oder Kraków T eingebunden wurden. Die einzige Tatsache, die gegen das Einbinden der beiden.in Krakow bewahrten Bände in Buda oder in Esztergom spricht, ist die auf den Deckeln sichtbare, mit einst vergoldeten gotischen Majuskeln angefertigte Überschrift, die auf ungarischen Renaissance-Bänden unbekannt ist, aber auf anderen, einwandfrei als polnischen Ursprungs bestimmten Renaissance-Einbanddeckeln angetroffen werden kann. Die um 1490 angefertigte Einbanddeckel des Pálóczi-Missale spielt eine wichtige Rolle teils wegen ihrer schönen Ausführung in der allgemeinen Einbandkunde, teils in der Untersuchung der östlichen Beziehungen der ungarischen Renaissance-Einbände. Schliesslich verweist sie aber auf ein anderes wichtiges Gebiet, auf die osteuropäischen Beziehungen. Der Vergleich der ungarischen und polnischen Einbände der Renaissance wird noch viele interessante Gesichtspunkte bieten. Das Erschliessen dieses Gebietes kann aber wieder einen wichtigen Beitrag zu den Forschungen der Renaissance Buchbindekunst in der Tschechoslowakei liefern. 22 Zum Beispiel finden wir die Verzierung des sog. Blumenkelchstempels der vergoldeten Corvinenbände in nachgeschnitzter Form auf dem Band aus 1508 im Archiv von Krakow.